Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat laut ihrem Sprecher mit Bedauern auf die Rücktrittsankündigung von Bundesbankpräsident Jens Weidmann reagiert. "Die Bundeskanzlerin nimmt die Erklärung des Bundesbankpräsidenten, dass er zum Ende des Jahres sein Amt aufgeben will, mit Bedauern und mit großem Respekt zur Kenntnis", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert bei einer Pressekonferenz in Berlin. Weidmann habe die Bundesbank mehr als zehn Jahre lang "überaus erfolgreich geleitet", betonte Seibert.

"Er hat sie national wie international herausragend vertreten, und die Bundeskanzlerin dankt ihm für seine Arbeit in diesen währungspolitisch und finanzpolitisch sehr herausfordernden Jahren seiner Amtszeit." Weidmann habe Merkel "vorher über seine Absicht informiert", erklärte Seibert zudem. Für die Nachfolgesuche solle die künftige Regierung zuständig sein: "Es wird nun die Aufgabe einer neuen Bundesregierung, einer kommenden Bundesregierung sein, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden, der eben das stabilitätsorientierte Erbe der Bundesbank fortsetzt."

Das Verfahren zur Ernennung sei im Bundesbankgesetz geregelt", erklärte Finanzministeriumssprecher Dennis Kolberg bei derselben Pressekonferenz. "Danach erfolgt die Bestellung des Präsidenten der Bundesbank auf Vorschlag der Bundesregierung", erklärte er. "Die Bundesregierung hört den Vorstand der Bundesbank vorab zu ihrem Vorschlag an." Alle Mitglieder des Vorstandes würden vom Bundespräsidenten bestellt.


Scholz dankt Weidmann für "außerordentliches Engagement" 

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) dankte Weidmann unterdessen für sein Wirken und strich auch seine positive Rolle für die internationalen Finanzmärkte heraus. "Ich danke Jens Weidmann für sein außerordentliches Engagement an der Spitze der Bundesbank", erklärte Scholz über den Kurznachrichtendienst Twitter. "Er hat nicht nur die Geldpolitik in Deutschland und Europa maßgeblich geprägt, sondern auch die Weiterentwicklung der internationalen Finanzmärkte vorangebracht", hob der Bundesfinanzminister und Kanzlerkandidat der SPD hervor.

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner, der als ein möglicher Kandidat für den Posten des Bundesfinanzministers in einer Ampel-Koalition unter einem Kanzler Scholz gilt, mahnte "Kontinuität" im Amt des Bundesbankchefs angemahnt. "Den Rücktritt von Jens Weidmann bedauern wir", erklärte Lindner ebenfalls über Twitter. "Er stand für eine stabilitätsorientierte Geldpolitik, deren Bedeutung angesichts von Inflationsrisiken wächst. Mit ihm war die Deutsche Bundesbank eine wichtige Stimme in Europa", hob er hervor. "Die FDP empfiehlt Deutschland Kontinuität."

Finanzministeriumssprecher Kolberg unterstrich zudem, Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) habe darauf hingewiesen, dass politische Zurückhaltung für die Zeit der Geschäftsführung der Bundesregierung geboten sei. "Daher gilt das, was Herr Seibert eben zu diesem Punkt gesagt hat", betonte er mit Blick auf die Zuständigkeit der künftigen Regierung für die Nachfolgesuche.

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October 20, 2021 08:19 ET (12:19 GMT)