ROM (dpa-AFX) - Die geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihr gutes Verhältnis zu ihrem voraussichtlichen Nachfolger und bisherigen Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) betont. Beim Treffen der Gruppe der führenden Industrienationen (G20) habe "sich die Gelegenheit ergeben, gerade bei den bilateralen Gesprächen auch gemeinsam aufzutreten und darauf hinzuweisen, dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, dass Herr Scholz der nächste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland ist", sagte Merkel am Sonntag zum Abschluss des G20-Gipfels bei einem Auftritt mit Scholz in Rom auf die Frage, ob Scholz nun ihren Segen für das Kanzleramt habe.

Merkel unterstrich, selbst wenn "Herr Scholz und ich nicht so gute Beziehungen pflegen würden, wie wir sie pflegen, wäre Herr Scholz hier anwesend auf dem G20-Gipfel, weil per se die Regierungschefs und die Finanzminister hier sind". Allerdings sei "auch allen, denen wir begegnet sind, klar, dass der Bundeskanzler nicht von Frau Merkel durch Mitgesprächsteilnahme ausgewählt wird in Deutschland, sondern dass er vom Deutschen Bundestag gewählt wird". Die Kanzlerin ergänzte: "An diesem Vorgang wird gearbeitet, und das haben wir überall deutlich gemacht."

Scholz wich der Antwort auf die Frage aus, wie viel Merkel denn nun in ihm stecke, nachdem er sich im Wahlkampf publikumswirksam für das Magazin der "Süddeutschen Zeitung" mit zur berühmten Merkel-Raute geformten Händen hatte fotografieren lassen. Vielmehr versicherte er den internationalen Partnern Kontinuität unter seiner Führung.

Deutschland habe eine wichtige Verantwortung in Europa und der Welt, sagte Scholz. Alle wüssten, dass das Land "mitten in der Europäischen Union mit seiner Bevölkerungszahl und seiner Wirtschaftskraft nicht am Rande stehen kann und die Welt kommentieren". Vielmehr müsse es einen tatkräftigen Beitrag leisten, "dass das auch funktioniert mit einer besseren Union in Europa. Und das ist der Wunsch, den ich auch überall verspüre." Scholz sagte: "Da ist aber Kontinuität die Erwartung von vielen, dass wir diese Rolle auch wahrnehmen. Und das glaube ich können auch alle zu Recht erwarten. So soll es auch sein."

In einer zunehmend multipolaren Welt müsse dafür gesorgt werden, dass die Länder gut zusammenarbeiteten und dass es eine gemeinsame Zukunft und Perspektive gebe, sagte Scholz. "Deshalb sollten wir immer verstehen, dass wir auch eine Aufgabe haben, möglich zu machen, dass ein Miteinander in der Welt trotz aller der unterschiedlichen Ausgangsbedingungen immer im Blick behalten wird." Das werde von Deutschland erwartet und sei "eine Anforderung, der wir gerecht werden sollen"./bk/DP/he