Frankfurt (Reuters) - Die Luxusstrategie von Mercedes-Benz zahlt sich aus: Der Autobauer kann höhere Kosten und Lieferprobleme weiterhin mit hohen Preisen parieren.

Der bereinigte Betriebsgewinn stieg im ersten Quartal im Vergleich zum hohen Vorjahresniveau um 19 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Mittwoch mitteilte. Die Rendite der Pkw-Sparte wuchs um anderthalb Prozentpunkte auf eine Rekordhöhe von 16,4 Prozent - ein Niveau, das bislang nur Luxusmarken wie Ferrari und Porsche erklimmen. Die Van-Sparte schaffte 12,6 Prozent. Kostensteigerungen konnten beide mit rund doppelt so hohem Zusatzerlös im Vergleich zum Jahresauftakt 2021 mehr als wettmachen. Das soll auch im Rest des Jahres gelingen, erklärte Finanzchef Harald Wilhelm.

Auf eine vorgezogene Preisanhebung im Herbst folgte schon im April die nächste. "Beim Wunsch wohlhabender Menschen, das Geld für außergewöhnliche Produkte auszugeben gibt es keine Barriere, es gibt keine Grenze", sagte Wilhelm. Die Nachfrage sei an allen Märkten hoch, der Pkw-Absatzrückgang von zehn Prozent allein Produktionsstopps wegen des Chip-Mangels geschuldet. Die Marke mit dem Stern setzt seit ihrem Strategieschwenk vor zwei Jahren stärker auf Profitabilität als auf hohen Absatz. Seit dem Start der jüngsten Generation des Mercedes-Spitzenmodells Maybach im Juni verkauften die Schwaben davon jeden Monat mehr als 1000 Exemplare, ergänzte der Manager. Bei einem Einstiegspreis von mehr als 200.000 Euro bietet die Luxuslimousine Komfort wie Wadenmassage, Schulterheizung oder Geräuschdämpfung.

Am Finanzmarkt kamen die über der Erwartung liegenden Zahlen gut an. Die Aktie legte gegen den Trend um mehr als drei Prozent zu. Die Sparkassen Fondsgesellschaft Deka Investment führte im Vorfeld der Mercedes-Hauptversammlung am Freitag einige Kritikpunkt an. Trotz steigender operativer Renditen rangiere der Börsenwert am unteren Ende des Leitindex Dax, monierte Nachhaltigkeitschef Ingo Speich. Es sei fraglich, ob Mercedes mit Blick auf CO2-Limits, die im übrigen nur in Europa und nicht in den USA oder China eingehalten worden seien, auf unprofitable kleine Modelle verzichten könne. "Die Produkte sind begehrt. Trotz der sehr guten Ergebnisse klafft jedoch immer noch eine große Lücke zwischen dem postulierten Anspruch und der Wirklichkeit", sagte Speich.

WACHSENDE UNSICHERHEIT

Wilhelm bekräftigte den Ausblick eines leicht steigenden Absatzes und Umsatzes im Gesamtjahr sowie eines Betriebsgewinns auf dem Vorjahresniveau von 16 Milliarden Euro, wies aber auf wachsende Risiken bei den zugrunde liegenden Annahmen hin. Denn zusätzlich zur Corona-Pandemie mit erneuten Lockdowns in China und notorischem Halbleiter-Mangel unterbricht der Ukraine-Krieg Lieferketten. Die Einstellung des Russland-Geschäfts aufgrund der EU-Sanktionen gegen Russland schlug bei Mercedes-Benz mit gut 700 Millionen Euro zu Buche. Das Unternehmen zahlt zum Beispiel die Löhne der gut 1000 Beschäftigten in seinem Pkw-Werk in Moskau weiter. Die Frage eines endgültigen Rückzugs aus Russland stelle sich in der Zukunft, heute nicht, sagte Wilhelm. Die Folgen des Krieges seien nicht absehbar. "Eine Eskalation über den aktuellen Stand hinaus könnte erhebliche negative Konsequenzen für die Geschäftstätigkeit von Mercedes-Benz haben", warnte der Dax-Konzern. Corona-Lockdowns in China, dem wichtigsten Markt, seien noch nicht berücksichtigt. Seit April gebe es Einschränkungen der Produktion im Werk Peking.

Unter dem Strich kletterte der Gewinn nur um drei Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Mercedes-Benz habe von den traditionellen Autobauern derzeit das beste Momentum und die stabilste Nachfrage, kommentierte Patrick Hummel, Autoanalyst der Bank UBS, vor der Bilanzvorlage. Er steche derzeit so wie der US-Autobauer Tesla heraus. Dieser hatte mit einer operativen Rendite von 19 Prozent noch besser abgeschnitten. Der deutsche Mercedes-Erzrivale BMW hat nach der UBS-Prognose im Auftaktquartal hingegen deutlich weniger als zehn Prozent vom Umsatz verdient. Die Münchner legen ihre Zahlen nächste Woche vor.