Tokio (Reuters) - Nach langem Ringen mit den Wettbewerbsbehörden ist der 80 Milliarden Dollar schwere Verkauf des Chip-Designers Arm an den US-Konzern Nvidia endgültig geplatzt.

Das setzt den japanischen Technologieinvestor und Arm-Eigner Softbank unter Zugzwang: Der neue Arm-Chef Rene Haas soll den britischen Konzern nun noch vor März 2023 an die Börse bringen - möglichst in den USA - und damit für Liquidität sorgen, wie die Unternehmen am Dienstag ankündigten. Softbank steht allerdings nicht nur wegen des durchgefallenen Deals unter Druck. Zusätzlich setzt dem Unternehmen sein schwächelndes Investment-Portfolio mit Firmen wie dem Bürovermittler WeWork, Alibaba und dem Berliner Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 zu, die unter dem weltweiten Ausverkauf von Technologiewerten leiden.

Dem Arm/Nvidia-Deal hatte die US-Kartellbehörde FTC letztlich den Garaus gemacht. Sie klagte im Dezember gegen das Vorhaben und verwies dabei auf eine Schwächung des Wettbewerbs beim Betrieb von Rechenzentren und Chips für selbstfahrende Autos, sollten beide Konzerne zusammengehen. Hinzu kamen Bedenken von Wettbewerbshütern in Großbritannien und der Europäischen Union. Erst kürzlich war der Verkauf des Münchner Chip-Zulieferers Siltronic an den größeren Konkurrenten GlobalWafers aus Taiwan nach 14-monatiger Prüfung gescheitert. Denn inzwischen schauen Wettbewerbsbehörden Konzernen bei großen Übernahmen genau auf die Finger.

Softbank hatte den britischen Anbieter 2016 für 32 Milliarden Dollar erworben. Arm lizenziert seine Prozessoren an Kunden wie Qualcomm, Apple, Samsung Electronics und auch Nvidia, die trotz des geplatzten Deals ihre 20-jährige Lizenz beibehalten wollen. Zudem zahlen die US-Amerikaner eine Strafgebühr in Höhe von 1,25 Milliarden Dollar. Fast jedes Smartphone und Millionen anderer Geräte verfügen über lizenzierte Arm-Prozessoren. Nvidia ist vor allem für seine Graphik-Karten bekannt, allerdings werden Komponenten inzwischen auch verstärkt in anderen Feldern wie der Künstlichen Intelligenz eingesetzt.

GEWINN VON SOFTBANK BRICHT UM 97 PROZENT EIN

Im abgelaufenen Quartal machte Softbank ein geringerer Wert seiner Beteiligungen zu schaffen. Von Oktober bis Dezember brach der Gewinn deshalb auf umgerechnet 220 Millionen Euro ein von 8,87 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. "Wir befinden uns in der Mitte eines Blizzards und der Sturm ist noch nicht vorbei, er wird noch stärker", sagte Softbank-Gründer und -Chef Masayoshi Son. Im abgelaufenen Quartal fielen die Börsenbewertungen von WeWork, Fahrdienste-Anbieter Grab oder Auto1 unter den Ausgabepreis. Zudem setzte die zunehmende Regulierung in der Volksrepublik Alibaba und weiteren Technologiewerten zu, an denen Softbank beteiligt ist.

Trotz des Gegenwindes investiert Softbank über seine Vision Funds 1 und 2 weiterhin rege. Allein der kleinere Vision Fund 2 hat inzwischen 43,1 Milliarden Dollar in mehr als 200 Startups gesteckt - darunter die Berliner Solarfirma Enpal und Fintech Vivid, der Logistik-Dienstleister Forto und die E-Scooter-Firma Tier. Lange Zeit galt der für das operative Geschäft zuständige Marcelo Claure als wahrscheinlichster Nachfolger des 64-jährigen Son. Claure scheidet allerdings - offenbar nach einem Streit über seine Bezahlung - aus dem Unternehmen aus. Unklar ist nun, ob er in den Aufsichtsrat der Deutschen Telekom einzieht. Bei dem Bonner Konzern sind die Japaner größter Einzelaktionär nach dem Bund und Claure sollte einen Posten im Kontrollgremium erhalten.