BERLIN (dpa-AFX) - Die Journalisten-Gewerkschaft DJU bei Verdi hat zwei Medienhäuser in Berlin für ihren Umgang mit "Querdenken"-Demonstranten kritisiert. Bei den beiden Verlagen stieß dies am Donnerstag auf Unverständnis. Am Mittwoch waren Anhänger der Bewegung "Querdenken", die Kritiker der Corona-Politik sind, unter dem Titel "Medienmarsch" an Berliner Redaktionen vorbeigezogen und hatten dort Halt gemacht.

Die Landesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU) bei Verdi Berlin-Brandenburg, Renate Gensch, kritisierte die Funke Zentralredaktion und den Berliner Verlag dafür, dass Repräsentanten "sich vor ihre Redaktionen stellten und mit der Entgegennahme einer Erklärung von Querdenken vor zahlreichen Live-Kameras den Corona-Leugnern auch noch eine Bühne geboten haben". Die Gewerkschaft stößt sich daran auch, weil nach ihren Angaben bei Reden Redaktionen als "faschistisch" bezeichnet und weil auf Corona-Protesten immer wieder Journalisten angefeindet und angegriffen werden.

Die Häuser verteidigten sich gegen die Gewerkschaftskritik. Der Chefredakteur der Funke Zentralredaktion, Jörg Quoos, teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, die Redaktion berichte sehr kritisch über die Bewegung. Daher sei die Redaktion auch Ziel der genehmigten Demonstration gewesen. "Dass ich mir die Meinung der Demonstranten angehört habe, ist eine journalistische Selbstverständlichkeit. Ich würde mich freuen, wenn sich Verdi in der Auseinandersetzung mit Corona-Leugnern hinter Journalisten stellen würde und ihnen nicht vorschreibt, mit wem sie reden dürfen."

Der Berliner Verlag teilte der dpa mit: "Als Zeitung sind wir es seit Jahrzehnten gewohnt, dass unterschiedlichste Gruppierungen ihre Anliegen an uns herantragen. Wir nehmen solche Wünsche zur Kenntnis. Unsere Berichterstattung ist jedoch vollständig unabhängig und erfolgt ausschließlich nach strengen journalistischen Kriterien."/rin/DP/jha