Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat am Donnerstag ihre Durststrecke auf drei Sitzungen in Folge ausgeweitet. Anfängliche Aufschläge wurden nicht verteidigt. Der Optimismus der Anleger erhielt einen Dämpfer durch die Ungewissheit darüber, wann US-Notenbank und Europäische Zentralbank (EZB) damit beginnen, ihre geldpolitischen Stimuli zurückzufahren. Ausgerechnet die als taubenhaft verschriene EZB machte nun den Anfang und verkündete eine Verringerung ihrer Anleihekäufe im Rahmen des PEPP-Programms.

"Wir sind etwas vorsichtiger", kommentierte Marktstratege Charles Hepworth von GAM Investments die Stimmung. Ein zu frühes Zurückfahren der Anleihekäufe durch die Notenbanken könnte die Erholung abwürgen, befürchtete er. Der Dow-Jones-Index drehte 0,4 Prozent auf 34.879 Punkte ins Minus, S&P-500 und Nasdaq-Composite gaben 0,5 bzw. 0,3 Prozent ab. Nach ersten Angaben verzeichnete die Nyse 1.797 (Mittwoch: 1.260) Kursgewinner und 1.513 (2.053) -verlierer. Unverändert gingen 137 (107) Titel aus dem Handel.

Positive Daten und neue Impfmaßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie hatten die US-Börsen zunächst im Plus gehalten. US-Präsident Joe Biden hatte zusätzliche staatliche Impfvorschriften angekündigt, um die Impfquote in den USA zu erhöhen. Etwas Unterstützung erhielten die Aktienkurse zudem zunächst von ermutigenden Arbeitsmarktdaten. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sank auf das niedrigste Niveau seit Pandemiebeginn, Volkswirte hatten mit schlechteren Daten gerechnet.

Doch die positiven Daten riefen Anlegern die jüngsten Kommentare aus dem Kreise der Fed in Erinnerung, wonach geldpolitische Straffungen noch im laufenden Jahr anstünden. Nun blies mit Raphael Bostic aus Atlanta ein weiterer Fed-Vertreter ins gleiche Horn. Die Aussagen erhielten vor dem Hintergrund der EZB-Beschlüsse besondere Brisanz. Insofern belasteten die guten Daten den Aktienmarkt nach einer Weile.


   Pharmawerte sehr schwach - Moderna trotzt Trend 

Der Pharmasektor zeigte sich mit Abschlägen von 1,7 Prozent. Merck und Johnson & Johnson büßten 2,1 bzw. 2,2 Prozent ein. US-Präsident Biden will die Medikamentenpreise senken und auch die Vergütung überprüfen. Moderna zogen dagegen um 7,8 Prozent an. Der Pharmakonzern entwickelt eine kombinierte Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 und Grippe.

Die Gamestop-Geschäftszahlen bargen Licht und Schatten - die Aktie (+0,2%) drehte spät ins Plus. Lululemon verteuerten sich um 10,5 Prozent. Der Anbieter von Sportbekleidung hatte die Erwartungen mit seinen Geschäftszahlen deutlich übertroffen. Boston Beer verbilligten sich um 3,7 Prozent, nachdem der Brauereikonzern seine Prognose kassiert hatte.

Aktien chinesischer Technologie-Unternehmen standen unter Druck, nachdem Peking die Vorschriften für die Online-Spiele-Branche abermals verschärft hatte. Netease verloren 2,1 Prozent, Bilibili 2,3 Prozent. Mastercard kletterten um 0,1 Prozent. Die Kreditkartengesellschaft will CipherTrace, ein Unternehmen aus dem Bereich Sicherheit für Kryptowährungen, übernehmen.


   Euro wenig bewegt - China belastet Ölpreis 

Der Euro bewegte sich mit den EZB-Beschlüssen kaum. Zwar hatte die EZB eine Reduzierung der Wertpapierkäufe im Rahmen des PEPP-Programms in Aussicht gestellt. Analysten hielten es aber für denkbar, dass dafür das APP-Programm aufgestockt werde, so dass sich insgesamt möglicherweise gar nicht viel ändern werde, hieß es. EZB-Präsidentin Christine Lagarde schloss solche Überlegungen nicht aus. Der Dollar gab derweil auf breiter Front nach; der Dollarindex sank um 0,2 Prozent.

Am Anleihemarkt wurde stattdessen die Corona-Karte gespielt, denn die Notierungen zogen deutlich an. Damit gaben die Renditen abermals nach. Händler interpretierten die aktuellen Arbeitsmarktdaten zudem weniger positiv.

Die Ölpreise drehten ins Minus. Belastet wurden die Erdölpreise von Berichten, China könnte Teile seiner umfangreichen Ölreserven freigeben und veräußern. Die Rohöllagerbestände in den USA hatten sich derweil auf Wochensicht zwar verringert, aber weniger deutlich wie erwartet.

Nach zwei Tagen mit Verlusten stieg der Goldpreis leicht - gestützt vom schwächelnden Dollar und nachgebenden Marktzinsen. Händler wollten aber nicht von einer positiven Trendwende sprechen.


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INDEX                 zuletzt      +/- %     absolut      +/- % YTD 
DJIA                34.879,38      -0,4%     -151,69         +14,0% 
S&P-500              4.493,29      -0,5%      -20,78         +19,6% 
Nasdaq-Comp.        15.248,25      -0,3%      -38,38         +18,3% 
Nasdaq-100          15.561,05      -0,4%      -59,80         +20,7% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT  Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  0,20       -1,2        0,22            8,7 
5 Jahre                  0,78       -2,7        0,81           42,3 
7 Jahre                  1,08       -3,9        1,11           42,7 
10 Jahre                 1,30       -4,5        1,34           38,1 
30 Jahre                 1,89       -6,8        1,96           24,3 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %     Do,8:02  Mi, 17.25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1825      +0,1%      1,1812         1,1815   -3,2% 
EUR/JPY                129,74      -0,4%      130,11         130,40   +2,9% 
EUR/CHF                1,0840      -0,5%      1,0874         1,0898   +0,3% 
EUR/GBP                0,8547      -0,4%      0,8587         0,8594   -4,3% 
USD/JPY                109,71      -0,5%      110,13         110,36   +6,2% 
GBP/USD                1,3835      +0,4%      1,3758         1,3746   +1,2% 
USD/CNH (Offshore)     6,4497      -0,1%      6,4611         6,4603   -0,8% 
Bitcoin 
BTC/USD             46.579,26      +1,1%   46.356,01      46.061,26  +60,3% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               67,96      69,30       -1,9%          -1,34  +41,6% 
Brent/ICE               71,32      72,60       -1,8%          -1,28  +40,1% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.794,91   1.789,20       +0,3%          +5,71   -5,4% 
Silber (Spot)           24,05      23,93       +0,5%          +0,12   -8,9% 
Platin (Spot)          980,08     984,43       -0,4%          -4,35   -8,4% 
Kupfer-Future            4,28       4,23       +1,1%          +0,05  +21,4% 
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Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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September 09, 2021 16:08 ET (20:08 GMT)