NEW YORK (Dow Jones)--Die Aussicht auf weitere kräftige Zinserhöhungen durch die US-Notenbank sorgt an der Wall Street am Donnerstag für fallende Kurse. Der Dow-Jones-Index verliert kurz nach der Eröffnung 1,7 Prozent auf 28.717 Punkte. Der S&P-500 büßt 2,2 Prozent ein und markiert bei 3.492 Punkten ein neues Jahrestief. Der Nasdaq-Composite fällt um 3,0 Prozent. Die mit Spannung erwarteten US-Verbraucherpreise für September haben der Fed den Weg für weitere Zinserhöhungen geebnet, um die Inflation in den Griff zu bekommen.

Mit einem Wert von 8,2 Prozent sind sie gegenüber dem Vorjahr zwar leicht zurückgekommen, allerdings höher als erwartet ausgefallen. Auch die vielbeachtete Kernrate (ohne Energie und Lebensmittel) lag mit einem Plus von 6,6 Prozent zum Vorjahr über der Prognose einer Zunahme um 6,5 Prozent und markierte ein neues 40-Jahrehoch. Damit dürfte eine weitere Zinserhöhung der US-Notenbank um erneut 75 Basispunkte im November so gut wie sicher sein.

Für die Marktstrategen der Helaba lassen die Daten auf einen breit angelegten Preisauftrieb schließen. Dies dürfte von vielen Vertretern der US-Notenbank kritisch gesehen werden, im FOMC-Sitzungsprotokoll wurde die hohe Kerninflation als besorgniserregend bezeichnet. Daher sollte kein Zweifel daran bestehen, dass die Fed weiter an der Zinsschraube drehen wird, sowohl in diesem Jahr als auch zu Beginn des Jahres 2023. Da die Inflationszahlen die Konsensschätzung übertroffen haben, werden auch die längerfristigen Zinserwartungen tendenziell gestärkt. Im September erhöhte die Fed den Leitzins um 75 Basispunkte - die fünfte Anhebung seit März - und brachte ihn damit in eine Spanne von 3,00 und 3,25 Prozent, was die schnellste Zinserhöhung seit Anfang der 1980er Jahre darstellt.

"Solange die US-Notenbank keine Anzeichen für eine Verlangsamung der Kerninflation und eine Bodenbildung bei den Arbeitsmarktindikatoren sieht, wie zum Beispiel steigende Arbeitslosenzahlen oder eine Verlangsamung bei den Stellenangeboten, wird sie ihren Kurs wahrscheinlich nicht ändern", so Willem Sels von HSBC.

Die ebenfalls vor der Startglocke bekannt gegebenen wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stehen dagegen nicht im Mittelpunkt. Deren Zahl hat etwas stärker zugelegt als erwartet. Die Realeinkommen in den USA sind im September gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent gesunken. Wie das US-Arbeitsministerium mitteilte, war im August ein Anstieg um 0,2 Prozent verzeichnet worden.


   Dollar legt mit Inflationsdaten kräftig zu 

Einen Sprung nach oben macht der US-Dollar nach den US-Verbraucherpreisen. Diese machen den Weg frei für eine anhaltend aggressive Zinspolitik der Fed. Die Fed-Mitglieder hatten zuletzt vor allem die Inflationsentwicklung in den Fokus gestellt. Für den Dollar-Index geht es um 0,3 Prozent nach oben. Vor der Veröffentlichung hatte er noch 0,5 Prozent im Minus gelegen. Steigende Marktzinsen stützen den Greenback. Der Euro rutscht im Gegenzug wieder unter die Marke von 0,9700 Dollar

Am Anleihemarkt legen die Renditen kräftig zu. Die Rendite 10-jähriger Papiere gewinnt 14,8 Basispunkte auf 4,05 Prozent und springt damit wieder über die Marke von 4,00 Prozent. Vor den Daten hatte sie noch bei 3,85 Prozent gelegen. Der Goldpreis gibt mit der Aussicht auf weiter steigende Zinsen nach. Das zinslose Edelmetall verbilligt sich um 1,7 Prozent.

Auch die Ölpreise drehen nach den Inflationsdaten ins Minus. Diese verstärken die Sorgen vor einer Rezession im Zuge der weiter steigenden Zinsen. Am Mittwoch hatte die Opec ihre Prognosen sowohl für die Nachfrage als auch für das Angebot an Rohöl gesenkt, was die Preise unter Druck setzte.


   Chipsektor bleibt weiter im Fokus 

Am Aktienmarkt steht der Chipsektor erneut unter Druck, der Sektor im S&P verliert 4,1 Prozent. Nun hat auch Applied Materials eine Umsatzwarnung abgegeben. Für die Aktie geht es um 4,7 Prozent nach unten, nachdem zuletzt schon diverse negative Meldungen aus der Chipbranche die Kurse belastet hatten. So hatte auch AMD (-4,7%) den Ausblick nach unten genommen und um Intel (-1,4%) ranken sich aktuell Entlassungspläne. Dazu kommt, dass der Chipriese Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) zwar die Margenerwartung übertroffen hat, aber die Investitionspläne zusammenstreicht.

Die Blackrock-Aktie verliert 3,2 Prozent. Der weltgrößte Vermögensverwalter hat im dritten Quartal unter dem sich eintrübenden Marktumfeld gelitten. Bei deutlich geringeren Nettomittelzuflüssen sanken Gewinn und Umsatz spürbar. Der US-Konzern schnitt dennoch besser ab als von Analysten erwartet.

Eine Abschreibung auf die britische Tochter UK Boots hat dem US-Drogeriekonzern Walgreens Boots Alliance (+1,9%) im vierten Geschäftsquartal einen Nettoverlust eingebrockt. Bereinigt um Sonderposten war der Konzern allerdings profitabel und schnitt besser ab als erwartet. Zudem wurde das mittelfristige Umsatzziel angehoben.

Die Blicke sind zudem bereits auf Freitag gerichtet, wenn JP Morgan Chase, Morgan Stanley, Wells Fargo und die Citigroup ihre Quartalsergebnisse vorlegen werden. Dies könnte ein erster Hinweis auf den weiteren Verlauf der beginnenden Berichtssaison sein.


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INDEX                 zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                28.716,71        -1,7%     -494,14     -21,0% 
S&P-500              3.498,27        -2,2%      -78,76     -26,6% 
Nasdaq-Comp.        10.101,05        -3,0%     -316,05     -35,4% 
Nasdaq-100          10.454,88        -3,1%     -330,74     -35,9% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,52        +24,0        4,28      379,3 
5 Jahre                  4,32        +19,6        4,12      305,7 
7 Jahre                  4,20        +16,9        4,03      275,9 
10 Jahre                 4,05        +14,8        3,90      253,6 
30 Jahre                 3,97         +9,6        3,88      207,2 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %    Do, 8:20  Mi, 17:34    % YTD 
EUR/USD                0,9664        -0,4%      0,9704     0,9708   -15,0% 
EUR/JPY                142,25        -0,2%      142,48     142,61    +8,7% 
EUR/CHF                0,9724        +0,4%      0,9680     1,0026    -6,3% 
EUR/GBP                0,8645        -1,1%      0,8757     0,8765    +2,9% 
USD/JPY                147,19        +0,2%      146,82     146,91   +27,9% 
GBP/USD                1,1177        +0,7%      1,1078     1,1076   -17,4% 
USD/CNH (Offshore)     7,2256        +0,7%      7,1884     7,1800   +13,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             18.342,22        -4,4%   19.083,62  19.108,09   -60,3% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               86,83        87,27       -0,5%      -0,44   +23,4% 
Brent/ICE               91,92        92,45       -0,6%      -0,53   +24,9% 
GAS                            VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF              156,21       160,19       -2,5%      -3,98  +146,2% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.644,78     1.673,20       -1,7%     -28,41   -10,1% 
Silber (Spot)           18,53        19,08       -2,9%      -0,55   -20,5% 
Platin (Spot)          865,50       883,50       -2,0%     -18,00   -10,8% 
Kupfer-Future            3,38         3,44       -1,8%      -0,06   -23,7% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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October 13, 2022 09:49 ET (13:49 GMT)