NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street setzt am Mittwoch mit der Vereidigung des US-Präsidenten Joe Biden ihre Aufwärtstendenz fort und markiert neue Bestmarken. Positiv werten Börsianer, dass es während der Zeremonie bislang nicht zu den befürchteten Gewaltausbrüchen der Anhänger des abgewählten Präsidenten Donald Trump gekommen ist. Alles deutet auf eine friedliche Machtübergabe hin. Für die ersten zehn Tage seiner Amtszeit wird Biden ein Feuerwerk an Dekreten abbrennen. Börsiner sind gespannt, welche Überraschungen er aus seinem Hut zaubern wird. Erwartet wird, dass er viele der Beschlüsse seines Vorgängers rückgängig machen wird. In seiner Antrittsrede geht Biden mit Trump hart ins Gericht, ohne ihn gleichwohl beim Namen zu nennen.

Aber die Politik spielt an der Börse nur eine untergeordnete Rolle, denn die weiter Fahrt aufnehmende Berichtssaison bestimmt zunehmend die Stimmung unter Investoren. Gegen Mittag US-Ostküstenzeit steigt der Dow-Jones-Index um 0,7 Prozent auf 31.141 Punkte. Der S&P-500 rückt um 1,2 Prozent vor - der Nasdaq-Composite gar um 1,7 Prozent. Unter den Technologiewerten sorgt Netflix für gute Laune. Der Nasdaq-Composite und auch der S&P-500 markieren Allzeithochs.

Für die Berichtssaison bleiben Investoren optimistisch, dass die fiskalischen Maßnahmen den Unternehmen geholfen haben, die negativen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auszugleichen. "Das wird Druck auf die Unternehmen ausüben, in der Berichtssaison zu liefern und die Erwartungen des Marktes zu erfüllen. Jedes Unternehmen, das die Erwartungen verfehlt oder leicht enttäuscht, wird ziemlich stark bestraft werden", mahnt Marktstratege Brian O'Reilly von Mediolanum Investment Funds und verweist auf die Höchststände bei den Aktienbewertungen.


   Netflix-Aktie profitiert von Abonnenten-Rekord 

Die Netflix-Aktie schießt um 14,6 Prozent nach oben. Der Streamingdienst hat sich erneut als Nutznießer der Pandemie erwiesen und erstmals die Marke von 200 Millionen Abonnenten geknackt - und dies trotz der Konkurrenz durch neue Anbieter wie Disney+ oder Apple TV+. Im Schlepptau steigen Disney und Amazon um 1,5 bzw. 3,5 Prozent.

Morgan Stanley hat im vierten Quartal von einem starken Investmentbanking und einem kräftigen Anstieg der Einnahmen im Handel mit Aktien und Anleihen profitiert. Einnahmen und Gewinn legten deutlich stärker zu als am Markt erwartet. Die Aktie klettert um magere 0,2 Prozent. Wie bereits zuvor bei anderen US-Banken zu beobachten gewesen ist, können gute Geschäftsausweise Investoren nicht zu Käufen animieren.

Die Papiere von Procter & Gamble fallen um 1,3 Prozent. Der Konsumgüterkonzern hat in seinem zweiten Geschäftsquartal mehr verdient und umgesetzt als erwartet. Die Prognose für das Gesamtjahr 2020/21 hob der Konzern an. Allerdings warnte die Gesellschaft vor einem möglichen Abschwung angesichts der Coronakrise. Für die Titel von Unitedhealth geht es um 0,4 Prozent nach unten. Der Gesundheitsdienstleister hat im vierten Quartal mehr umgesetzt, aber weniger verdient. Die Ergebnisse waren gleichwohl besser als erwartet.

Die Alibaba-Aktie legt um 5,4 Prozent zu. Unternehmensgründer Jack Ma, von dem es in den vergangenen drei Monaten kein Lebenszeichen gab, ist wieder aufgetaucht. Mas Wiedererscheinen habe Sorgen um die Zukunft des in die Schusslinie Pekings geratenen Online-Riesen gedämpft, heißt es von einem Marktteilnehmer.

Die Ebay-Papiere verlieren 0,9 Prozent. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, dass es "strategische Optionen" für seine Korea-Tochter prüfe. Beobachter sehen einen Zusammenhang mit Spekulationen, der koreanische Wettbewerber Coupang bereite seinen Börsengang vor. Im Frühjahr hatte es auch schon Gerüchte gegeben, dass Coupang eine größere Beteiligung an Ebay Korea kaufen wolle.

Gevo, ein Anbieter regenerativer Energiequellen, gibt neue Aktien aus. Die bereits gehandelten brechen um 22,5 Prozent ein.


   Dollar erholt sich leicht 

Der Dollar kann sich etwas erholen. Auslöser ist die Anhörung der künftigen US-Finanzministerin Janet Yellen am Vortag. Die Experten der UBS-Vermögensverwaltung rechnen aber damit, dass die US-Währung weiter schwächeln wird, auch wenn die Administration unter dem neuen Präsidenten Biden keine Dollar-Schwäche anstrebe, um dadurch Wettbewerbsvorteile zu erzielen. UBS-Experte Mark Haefele spielt damit auf die Aussage von Yellen vor dem Finanzausschuss an, wonach der Markt den Kurs bestimmen solle. Die Aussicht auf ein neues Stimuluspaket dürfte zu "weniger Aufwärtsdruck" bei den Renditen der US-Anleihen sorgen und somit auch beim Dollar, ergänzt er.

Die Ölpreise setzen ihre Aufwärtsbewegung fort. Neben der Erwartung eines neuen Stimulipakets in den USA, wodurch sich die Nachfrage erhöhen sollte, stützt auch die Hoffnung auf einen Rückgang bei den US-Lagerdaten. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI steigt um 0,7 Prozent auf 53,37 Dollar. Für Brent geht es um 0,8 Prozent auf 56,31 Dollar nach oben.

Der sichere Hafen der Anleihen wird in dem positiven Aktienumfeld von den Anlegern gemieden. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen stagniert bei 1,09 Prozent. Der Goldpreis zieht dagegen um 1,2 Prozent auf 1.863 US-Dollar an. Die Aussicht auf die Dollarflut der Biden-Administration berge Inflationsgefahren, heißt es. Damit steige der Stern des Edelmetalls.


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INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut   +/- % YTD 
DJIA                31.141,10       0,68        210,58        1,75 
S&P-500              3.845,38       1,22         46,47        2,38 
Nasdaq-Comp.        13.425,47       1,73        228,29        4,17 
Nasdaq-100          13.261,91       2,04        265,37        2,90 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         0,13      -1,2        0,14     -107,7 
5 Jahre         0,45       0,2        0,45     -147,6 
7 Jahre         0,77      -0,9        0,78     -147,9 
10 Jahre        1,09       0,2        1,09     -135,0 
30 Jahre        1,85       1,3        1,84     -121,7 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Di, 9:01 Uhr  Di, 17:20h   % YTD 
EUR/USD                1,2110     -0,16%        1,2154      1,2120   -0,9% 
EUR/JPY                125,44     -0,47%        126,10      126,07   -0,5% 
EUR/CHF                1,0776     -0,01%        1,0790      1,0765   -0,3% 
EUR/GBP                0,8872     -0,26%        0,8891      0,8901   -0,7% 
USD/JPY                103,58     -0,31%        103,74      104,04   +0,3% 
GBP/USD                1,3649     +0,11%        1,3672      1,3615   -0,1% 
USD/CNH (Offshore)     6,4628     -0,28%        6,4657      6,4826   -0,6% 
Bitcoin 
BTC/USD             34.687,25     -5,41%     35.820,25   37.034,25  +19,4% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %     +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               53,34      52,98         +0,7%        0,36   +9,9% 
Brent/ICE               56,37      55,90         +0,8%        0,47   +9,0% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %     +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.865,41   1.840,37         +1,4%      +25,04   -1,7% 
Silber (Spot)           25,67      25,23         +1,8%       +0,45   -2,7% 
Platin (Spot)        1.108,68   1.089,38         +1,8%      +19,30   +3,6% 
Kupfer-Future            3,65       3,64         +0,5%       +0,02   +4,0% 
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January 20, 2021 12:36 ET (17:36 GMT)