Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat am Donnerstag einmal mehr ganz im Zeichen des sich erneut zuspitzenden Ukraine-Konflikts gestanden. Während es für die vermeintlich sicheren Häfen Gold und Renten rauf ging, fielen die Aktienkurse deutlich. Sowohl der Westen als auch die Ukraine sahen keinerlei Belege für den vermeintlichen Teilabzug russischer Truppen entlang der ukrainischen Grenze. Stattdessen war von einem zusätzlichen Truppenaufmarsch die Rede. US-Präsident Joe Biden stufte die Gefahr eines russischen Einmarsches in die Ukraine als "sehr hoch" ein.

Der Dow-Jones-Index verlor 1,8 Prozent 34.312 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite sanken um 2,1 bzw. 2,9 Prozent. Den 882 (Mittwoch: 2.228) Kursgewinnern standen 2.502 (1.138) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 90 (105) Titel. Nachrichten aus der Ostukraine über Kämpfe prorussischer Separatisten und ukrainischer Armee heizten die Sorgen weiter an. Laut US-Verteidigungsminister Lloyd Austin könnten die Kämpfe in der Ostukraine Russland einen Vorwand zum Einfall liefern. Der russische Präsident Wladimir Putin forderte den Abzug aller US-Soldaten aus Ost- und Mitteleuropa.


   Kriegsängste überlagern Zinssorgen 

"Dies dürfte für NATO und USA die größere Sorge sein, wenn die Separatisten versuchen, die ukrainischen Streitkräfte zu einer Gegenreaktion zu provozieren und damit einen Vorwand für einen russischen Einmarsch schaffen, so dass die Hölle losbricht", warnte Marktanalyst Michael Hewson von CMC Markets vor den Folgen der Kämpfe in der Ostukraine.

Die Themen Zinsen und Inflation rückten angesichts der Eskalation in der Ukraine völlig in den Hintergrund - das galt auch für die Konjunkturdaten, die etwas schwächer als gedacht ausgefallen waren. Die Abweichungen waren aber nicht groß genug, um prinzipielle Zinssorgen zu dämpfen.


   Gold auf höchstem Stand seit Juni 2021 

Der Goldpreis stieg kräftig mit der geopolitischen Unsicherheit - auch befeuert von gesunkenen Marktzinsen - und kletterte temporär über die Marke von 1.900 US-Dollar je Feinunze auf den höchsten Stand seit Juni 2021. Wenn Russland in die Ukraine einmarschiere, werde das Land aus dem globalen Finanzsystem ausgeschlossen werden. Dann flüchteten viele Russen ins Gold und die russische Zentralbank könnte gezwungen sein, Dollar zu verkaufen und ihre Goldreserven zu erhöhen, sagte ein Analyst.

Anleger suchten ihr Heil auch im Rentenmarkt, wo die Notierungen kräftig anzogen und die Renditen nach unten drückten - trotz der Erwartung steigender Leitzinsen. Der japanische Yen diente als Fluchthafen in unsicheren Zeiten. Auch der Dollar war als sicherer Hafen leicht gefragt, der Dollarindex stieg um 0,1 Prozent.

Dagegen gab der Ölpreis wie schon am Vorabend weiter nach, weil mit dem erwarteten Durchbruch der Atomverhandlungen mit dem Iran zusätzliches Öl auf den Weltmarkt gelangte.


   Cisco fest - Nvidia sehr schwach 

Unter den Einzelwerten legten Cisco System um 2,7 Prozent zu. Der Telekom- und Netzwerkausrüster schnitt im zweiten Quartal besser als gedacht ab und steigerte Umsatz und Ergebnis. Das Unternehmen sprach von einer verbesserten Nachfrage quer durch die Angebotspalette.

Der Chiphersteller Nvidia vermeldete für das vierte Quartal Rekordumsätze und übertraf ebenso die Erwartungen. Nvidia stellte für das laufende Quartal weiteres Wachstum in Aussicht. Für die Aktie ging es dennoch um 7,5 Prozent nach unten, wobei Gewinnmitnahmen eine Rolle gespielt haben dürften. Wells Fargo verwies auf etwas schwächer als vorausgesagt ausgefallene Erlöse mit Datenzentren.

Der Halbleiter-Zulieferer Applied Materials übertraf in seinem ersten Geschäftsquartal trotz anhaltender Lieferengpässe bei Ergebnis und Umsatz die Markterwartungen. Der Kurs drehte mit der Schwäche der Technologiewerte 3,3 Prozent ins Minus. Walmart hatte die Prognose über Erwarten erhöht und steigerte auch die Dividende. Die Aktie rückte um 4 Prozent vor.

Die US-Verkehrssicherheitsbehörde untersucht Fahrzeuge von Tesla nach Kundenbeschwerden über unerwartete Bremsvorgänge - die Titel büßten 5,1 Prozent ein. DoorDash schnellten um 10,7 Prozent nach oben, nachdem der Lebensmittellieferant einen Umsatzsprung verzeichnet hatte - und dies trotz wieder geöffneter Restaurants. Nutrien legten um 2,8 Prozent zu. Der Düngemittelhersteller profitierte im vierten Quartal von höheren Preisen und einer starken Nachfrage.

Der Versicherer American International Group (AIG) erzielte im vierten Quartal wieder einen Gewinn. Das Papier verteuerte sich um 1,7 Prozent. Hasbro rückten um 2,1 Prozent vor. Der aktivistische Investor Alta Fox Capital versucht, den Vorstand des Spielzeugherstellers zu erweitern und drängt auf eine Ausgliederung der schnell wachsenden Spielesparte.


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INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                34.312,03      -1,8%       -622,24          -5,6% 
S&P-500              4.380,22      -2,1%        -94,79          -8,1% 
Nasdaq-Comp.        13.716,72      -2,9%       -407,38         -12,3% 
Nasdaq-100          14.171,74      -3,0%       -431,90         -13,2% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  1,46       -5,7          1,52           73,2 
5 Jahre                  1,84       -7,9          1,92           58,2 
7 Jahre                  1,93       -8,8          2,02           49,5 
10 Jahre                 1,96       -7,9          2,04           45,1 
30 Jahre                 2,29       -5,5          2,35           39,2 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Do, 9:13 Uhr  Mi, 18:49 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1360      -0,1%        1,1381         1,1379   -0,1% 
EUR/JPY                130,56      -0,6%        131,23         131,38   -0,3% 
EUR/CHF                1,0455      -0,3%        1,0492         1,0488   +0,8% 
EUR/GBP                0,8343      -0,4%        0,8371         0,8376   -0,7% 
USD/JPY                114,93      -0,5%        115,31         115,46   -0,2% 
GBP/USD                1,3617      +0,2%        1,3596         1,3586   +0,6% 
USD/CNH (Offshore)     6,3339      +0,0%        6,3307         6,3332   -0,3% 
Bitcoin 
BTC/USD             40.936,09      -7,0%     43.980,24      43.629,13  -11,5% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               91,56      93,66         -2,2%          -2,10  +22,3% 
Brent/ICE               92,91      94,81         -2,0%          -1,90  +19,9% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.898,38   1.869,92         +1,5%         +28,46   +3,8% 
Silber (Spot)           23,83      23,61         +0,9%          +0,22   +2,2% 
Platin (Spot)        1.093,73   1.064,92         +2,7%         +28,81  +12,7% 
Kupfer-Future            4,50       4,54         -0,8%          -0,04   +0,8% 
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Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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February 17, 2022 16:08 ET (21:08 GMT)