Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--Zum Wochenausklang haben die US-Börsen ihre Rekordserie fortgesetzt. Die Voraussetzung dafür schaffte ein überraschend starker Arbeitsmarktbericht. Im vergangenen Monat wurde ein starker Beschäftigungsaufbau verzeichnet, der zudem die Markterwartungen übertraf. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist für die US-Notenbank noch vor der Inflation der wichtigste Maßstab, an dem sie ihre Geldpolitik ausrichtet. Nach den Allzeithochs verlor die Wall Street etwas an Schwung, erste Gewinnmitnahmen setzten im Verlauf ein. Der Dow-Jones-Index kletterte um 0,6 Prozent auf 36.328 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legten um 0,4 bzw. 0,1 Prozent zu. Den 2.212 (Donnerstag: 1.465) Kursgewinnern an der Nyse standen dabei 1.146 (1.866) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 134 (135) Titel.

Ein Händler nannte den Arbeitsmarktbericht die "beste aller Welten", denn "er ist stark genug, um weiter die Konjunkturerholung zu spielen, aber eben auch nicht zu stark, um Zinsängste aufkommen zu lassen". Nachdem die US-Notenbank Klarheit über ihren geldpolitischen Kurs geliefert habe, konzentriere sich der Markt wieder auf die positive Konjunkturentwicklung, hieß es weiter. "Die heutige Veröffentlichung hat Anlegern grünes Licht gegeben und signalisiert, dass unmittelbare Sorgen unberechtigt sind. Die Veröffentlichung ist eine Bestätigung dafür, dass die Wirtschaft auf dem richtigen Weg ist, und es besteht die Möglichkeit, dass die Weihnachtsrally eine der stärksten der letzten Zeit sein könnte", ergänzte Portfolioverwalter Peter Essele von Commonwealth Financial Network.


   Pfizer von Covid-Tablette beflügelt 

Alphabet (+0,4) stiegen erstmals im Verlauf über die Marke von 3.000 Dollar und rückten näher an eine Marktkapitalisierung jenseits der Grenze von 2 Milliarden Dollar heran. Pfizer machten einen Sprung von 10,9 Prozent. In einer Studie hatte eine von Pfizer entwickelte Tablette zur Behandlung von Covid-19 eine hohe Wirksamkeit gezeigt. Das Unternehmen will nun noch im November die Zulassung bei der US-Gesundheitsbehörde FDA beantragen.

Für den Kurs von Biontech, die gemeinsam mit Pfizer einen Impfstoff gegen Covid entwickelt hat, ging es derweil um 20,9 Prozent auf Talfahrt. Hier drückte die Aussicht auf schwindende Impfstoff-Umsätze bei Verfügbarkeit einer medikamentösen Therapie. Die Nachricht zu einem potenziellen Konkurrenzprodukt drückte Merck & Co um 9,9 Prozent. Der Pharmakonzern hatte eine ähnliche Coronapille wie Pfizer entwickelt. Das deutsche Biotechnologieunternehmen Mainz Biomed verbuchte zum Börsendebüt an der Nasdaq eine Kursexplosion von 99,8 Prozent - im Tageshoch waren es gar 260 Prozent gewesen.

Peloton Interactive verloren über ein Drittel des Börsenwerts, nachdem der Anbieter von Fitnessgeräten ein schwächeres Abonnentenwachstum vermeldet hatte. Der Zimmervermittler Airbnb (+13%) hatte dagegen im dritten Quartal einen Rekordumsatz verzeichnet.

Expedia (+15,7%) übertraf im dritten Quartal die Erwartungen deutlich. Mit der Erwartung weiterer Öffnungen nach der Corona-Pandemie zeigte sich der Reiseportalbetreiber zudem zuversichtlich für die künftige Entwicklung. Der Fahrdienstanbieter Uber (+4,4%) verzeichnete einen kräftigen Umsatzanstieg, gleichzeitig erhöhte sich allerdings auch der Nettoverlust - allerdings war dies zum Großteil Investitionen in den chinesischen Fahrdienst Didi geschuldet.

Dropbox (-10,3%) übertraf zwar beim Umsatz die Markterwartungen, blieb jedoch beim Nettogewinn unter den Prognosen. Die Aktie hat seit Jahresbeginn rund 40 Prozent zugelegt, sodass es hier zu Gewinnmitnahmen kam. Für News Corp ging es um 3,8 Prozent aufwärts. Das Medienunternehmen hatte den Gewinn im ersten Geschäftsquartal nahezu versechsfacht. Rückenwind erhielt der Medienkonzern auch von Dow Jones & Co, zu der unter anderem das Wall Street Journal und diese Nachrichtenagentur gehören, wo der Gewinn deutlich überproportional zum Umsatz kletterte. Bill.com sprangen um 13,9 Prozent empor, die Software-Gesellschaft überraschte mit einem positiven Umsatzausblick.


   Dollar dreht ins Minus - Rally bei Anleihen 

Der Dollar drehte nach zwischenzeitlichen Aufschlägen ins Minus, der Dollarindex verlor 0,1 Prozent. Der unerwartet deutliche Beschäftigungsaufbau könnte zu Diskussionen über Zinserhöhungen in der nahen Zukunft führen, meinte ein Analyst. Das spreche mittelfristig eher für den Greenback.

Ähnlich wie am Devisenmarkt glaubten auch Anleger am Rentenmarkt nicht an baldige Zinserhöhungen, denn die Renditen rutschten deutlich ab - die Zinsstrukturkurve verflachte. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel erstmals seit einem Monat unter die Marke von 1,5 Prozent. Dies habe weitere technisch bedingte Käufe von Anleihen ausgelöst, hieß es. Doch so recht erklären vermochten Händler die stark steigenden Kurse am Rentenmarkt nicht.

Der Goldpreis wurde gestützt von sinkenden Marktzinsen und dem zurückkommenden Dollar. Händler verwiesen zudem auf die hohen Lohnsteigerungen in den USA, die die Inflation weiter anheizten - ohne Aussicht auf kurzfristige Zinserhöhungen. Das habe dem Edelmetall in die Karten gespielt, hieß es. Gold kletterte auf die höchsten Kurse seit Anfang September.

Auch die Ölpreise legten zu, nachdem die Fördergemeinschaft Opec+ ihre Fördermengen nicht zusätzlich erhöht hatte. Einen entsprechenden Aufruf von US-Präsident Joe Biden ignorierte die Gruppe. Die Frage sei nun, ob die USA Teile ihrer strategischen Reserve freigäben, meinte Analyst Helge Andre Martinsen von DNB Markets. Händler äußerten diesbezüglich aber Zweifel. Zudem fachte der gute Arbeitsmarktbericht Nachfragespekulationen an.


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INDEX                 zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                36.327,95      +0,6%      203,72     +18,7% 
S&P-500              4.697,53      +0,4%       17,47     +25,1% 
Nasdaq-Comp.        15.971,59      +0,2%       31,28     +23,9% 
Nasdaq-100          16.359,38      +0,1%       13,13     +26,9% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  0,39       -2,0        0,41       27,8 
5 Jahre                  1,06       -5,5        1,11       69,8 
7 Jahre                  1,32       -6,6        1,38       66,6 
10 Jahre                 1,45       -7,5        1,53       53,5 
30 Jahre                 1,89       -7,6        1,96       24,1 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %    Fr, 8:21   Do,17:25    % YTD 
EUR/USD                1,1568      +0,1%      1,1561     1,1546    -5,3% 
EUR/JPY                131,15      -0,3%      131,41     131,31    +4,0% 
EUR/CHF                1,0549      +0,1%      1,0547     1,0544    -2,4% 
EUR/GBP                0,8573      +0,2%      0,8564     0,8549    -4,0% 
USD/JPY                113,37      -0,4%      113,68     113,73    +9,8% 
GBP/USD                1,3494      -0,1%      1,3497     1,3506    -1,3% 
USD/CNH (Offshore)     6,3943      -0,0%      6,4001     6,3991    -1,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             60.906,26      -0,5%   62.290,51  61.198,01  +109,7% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               81,42      78,81       +3,3%       2,61   +70,8% 
Brent/ICE               82,77      80,54       +2,8%       2,23   +63,5% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.816,70   1.791,41       +1,4%     +25,29    -4,3% 
Silber (Spot)           24,13      23,77       +1,5%      +0,36    -8,6% 
Platin (Spot)        1.036,60   1.030,13       +0,6%      +6,48    -3,2% 
Kupfer-Future            4,34       4,32       +0,5%      +0,02   +23,2% 
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Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf

(END) Dow Jones Newswires

November 05, 2021 16:14 ET (20:14 GMT)