Von Steffen Gosenheimer
NEW YORK (Dow Jones)--Die Sorgen vor weiteren starken Zinserhöhungen und damit einhergehende Rezessionsängste haben die US-Börsen auch am Donnerstag lange Zeit im Griff gehabt. Dazu kamen schwache Konjunkturdaten aus China und ein Lockdown: zur Eindämmung eines Corona-Ausbruchs in Chengdu wurde für die 16-Millionen-Einwohner-Stadt im Südwesten Chinas ein Lockdown verhängt. Das dürfte sich zusätzlich negativ auf die globale Konjunktur auswirken.
Im Handelsverlauf kam es aber ohne neue Nachrichten zu einer Erholungsbewegung, nachdem es bereits an den vier Tagen zuvor abwärts gegangen war. Nach einer zusätzlichen Schlussrally wurden anfängliche hohe Verluste am Ende sogar wieder komplett wettgemacht. Der Dow-Jones-Index ging mit einem Plus von 0,5 Prozent aus dem Tag mit 31.656 Punkten. Der breitere S&P-500 legte um 0,3 Prozent zu, die Nasdaq-Indizes schlossen bis 0,3 Prozent höher. Sie hatten zwischenzeitlich über 2 Prozent im Minus gelegen.
Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 771 (Mittwoch: 1.182) Kursgewinner, 2.456 (2.028) -verlierer und 103 (129) unveränderte Aktien.
Wenn gute Nachrichten schlecht ankommen
Nachdem US-Notenbankpräsident Jerome Powell vor Wochenfrist klar signalisiert hatte, weiter kräftig an der Zinsschraube drehen zu wollen, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen, auch wenn dies die US-Konjunktur belasten sollte, spielten die Konjunkturdaten des Tages diesem Plan in die Hände - getreu dem Motto: gute Nachrichten sind schlechte Nachrichten.
Vor den mit Spannung erwarteten monatlichen Arbeitsmarktdaten am Freitag fielen die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten nämlich ebenso besser aus als gedacht wie Einkaufsmanagerindizes aus der US-Industrie. Dazu zeigte eine von der Fed-Filiale in Atlanta erhobene und erhöhte BIP-Schätzung keinerlei Anzeichen für eine Rezession.
Entsprechend stiegen die Marktzinsen weiter, die US-Zehnjahresrendite um 8 Basispunkte auf 3,27 Prozent. Das trieb zugleich den Dollar, der Dollarindex legte um fast 1 Prozent zu auf ein 20-Jahreshoch. Der Euro lag zuletzt mit 0,9949 Dollar wieder deutlich unter der Parität.
Der Goldpreis (-1,0%) fiel deutlich und in den Bereich eines Sechswochentiefs, belastet vom festeren Dollar und den höheren Anleiherenditen. Silber ist aktuell so billig wie seit zwei Jahren nicht.
Nvidia leiden stark unter US-Beschränkungen - Okta stürzen ab
Am Aktienmarkt ging es für Nvidia um 7,7 Prozent abwärts, weil die US-Regierung strengeren Vorgaben für das Geschäft mit China und Russland macht. Um bestimmte Chips in diese Länder verkaufen zu dürfen, bedarf es nun einer Genehmigung der US-Regierung. Die Analysten von Bernstein warnten vor länger andauernden negativen Folgen für das Nvidia-Geschäft.
Die Kurse der Wettbewerber AMD und Intel verloren 3,0 bzw 0,5 Prozent. Der Halbleitersektor war mit einem Minus von 2,6 Prozent größter Verlierer der S&P-500-Branchenindizes.
Die Okta-Aktie stürzte um über 33 Prozent ab. Der Anbieter von Identitätslösungen hatte zwar starke Ergebnisse für sein zweites Geschäftsquartal gemeldet und die Ganzjahresprognose für das Ergebnis, nicht aber den Umsatz, erhöht; allerdings verläuft die Integration des im vergangenen Jahr übernommenen Softwareherstellers Auth0 offenbar holprig und führt dazu, dass Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, was das Wachstum bremst. Für Okta hagelte es darauf umgehend niedrigere Kursziele.
Microsoft fielen um 0,4 Prozent, belastet von Bedenken der britischen Wettbewerbsbehörde mit Blick auf die geplante Übernahme von Activision Blizzard (+0,1%).
Pfizer (+3,1%), Biontech (+2,2%) und Moderna (+5,1%) profitierten davon, dass in der EU nun auch auf die Omikron-Variante angepasste Corona-Impfstoffe eingesetzt werden dürfen.
Hormel Foods büßten nach einer gesenkten Gewinnprognose 6,6 Prozent ein.
Ölpreise fallen
Mit den Ölpreisen ging es den dritten Tag in Folge kräftig abwärts um fast 4 Prozent. Der Markt habe weiter mit Nachfragesorgen zu kämpfen, hieß es bei DNB Markets, auch mit Blick auf die covidbedingten Abriegelungen in China.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 31.656,42 +0,5% 145,99 -12,9% S&P-500 3.966,85 +0,3% 11,85 -16,8% Nasdaq-Comp. 11.785,13 -0,3% -31,08 -24,7% Nasdaq-100 12.274,63 +0,0% 2,59 -24,8% US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 3,52 +3,7 3,48 278,6 5 Jahre 3,39 +5,2 3,34 213,4 7 Jahre 3,36 +4,3 3,31 191,7 10 Jahre 3,26 +6,5 3,19 174,7 30 Jahre 3,37 +7,7 3,30 147,4 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:20 Uhr Mi, 17:43 Uhr % YTD EUR/USD 0,9945 -1,1% 0,8648 1,0074 -12,5% EUR/JPY 139,43 -0,3% 0,86 139,64 +6,5% EUR/CHF 0,9764 -0,6% 0,8648 1,0257 -5,9% EUR/GBP 0,8617 -0,4% 0,8648 0,8651 +2,6% USD/JPY 140,19 +0,8% 0,86 138,62 +21,8% GBP/USD 1,1540 -0,7% 0,8648 1,1645 -14,7% USD/CNH (Offshore) 6,9159 +0,1% 0,8648 6,8951 +8,8% Bitcoin 0,8648 BTC/USD 19.753,65 -1,0% 0,86 20.203,69 -57,3% ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 86,27 89,55 -3,7% -3,28 +21,6% Brent/ICE 92,04 95,64 -3,8% -3,60 +24,5% GAS VT-Settlem. +/- EUR Dutch TTF 252,00 239,91 +5,0% +12,09 +291,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.694,89 1.710,95 -0,9% -16,07 -7,4% Silber (Spot) 17,77 18,00 -1,3% -0,23 -23,8% Platin (Spot) 830,60 849,50 -2,2% -18,90 -14,4% Kupfer-Future 3,42 3,52 -2,9% -0,10 -22,9% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags ===
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September 01, 2022 16:10 ET (20:10 GMT)