Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Die Rekordjagd an der Wall Street ist weiter intakt. Nach den Allzeithochs zur Wochenmitte haben Dow-Jones, S&P-500-Index und Nasdaq-Composite schon wieder neue Höchststände markiert. Die vorübergehende Erstürmung des Kapitols durch Anhänger des scheidenden Präsidenten Donald Trump ist zwar Thema des Tages, für die Kursfindung spielt es aber praktisch keine Rolle.

Der Markt setzt stattdessen auf weitere Konjunkturstimuli, mutmaßlich verbunden mit höheren Schulden, unter dem zukünftigen demokratischen Präsidenten Joe Biden, zumal dieser nun über Mehrheiten in beiden Kammern des Kongresses verfügt. Am frühen Donnerstag war vom Kongress der Wahlsieg von Joe Biden nach Störmanövern republikanischer Vertreter zertifiziert worden.

Aber auch Hoffnungen auf erfolgreiche Impfkampagnen gegen die Corona-Pandemie werden als Kurstreiber genannt. Konjunkturseitig sind die wöchentlichen Daten zum Arbeitsmarkt besser ausgefallen als erwartet und auch der Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor überraschte positiv.

Die Kursrally ist zwar breit angelegt, die am Mittwoch aber noch klar zurückgebliebenen Technologiewerte werden nun favorisiert. Die finanz- und technologielastigen Nasdaq-Indizes schießen um über 2 Prozent nach oben. Der Dow-Jones-Index gewinnt zur New Yorker Mittagszeit 0,9 Prozent auf 31.100 Punkte. Das neue Rekordhoch liegt bei 31.193 Zählern. Der S&P-500 legt um 1,4 Prozent zu.

Anleihen werden mit der Aussicht auf eine steigende US-Verschuldung und angesichts der aktuell ausgeprägten Risikobereitschaft erneut verkauft. Die Zehnjahresrendite steigt um weitere knapp 4 Basispunkte auf 1,07 Prozent. Am Vortag war sie erstmals seit März 2020 über 1,0 Prozent gestiegen.


   Maßnahmenpaket könnte 1 Billion Dollar schwer sein 

Die Ökonomen der Bank of America halten es für möglich, dass die Demokraten ein Konjunkturpaket im Volumen von annähernd 1 Billion Dollar auf den Weg bringen könnten und sprechen von einem "Game Changer" für das Wirtschaftswachstum 2021.

Mit Blick auf die demokratischen Mehrheiten im Kongress ist laut Händlern positiv zu werten, dass sie im Senat nur hauchdünn sei. Das könne moderaten Demokraten Rückenwind verschaffen und letztlich bedeuten, dass Steuererhöhungen oder andere wirtschaftsfeindliche Maßnahmen unwahrscheinlicher werden.


  Banken weiter von Renditeanstieg beflügelt 

Erneut kräftig aufwärts geht es für Bankaktien, ihr Subindex steigt um über 3 Prozent und wird nur übertroffen vom Index der zyklischen Autoaktien, der 5,1 Prozent zulegt. Treiber bei den Bankenaktien ist das deutlich gestiegene Zinsniveau, weil es unter anderem das Kreditgeschäft lukrativer macht.

Unter den Einzelaktien verteuern sich die am Vortag sehr festen Walgreens Boots Alliance nach Vorlage der Zahlen zum ersten Geschäftsquartal um weitere 6,9 Prozent und sind damit bester Dow-Wert. Die Apothekenkette hat auf bereinigter Basis die Analystenerwartung für den Gewinn übertroffen und zwar so deutlich wie seit Jahren nicht mehr.

Bed Bath & Beyond stürzen dagegen um fast 10 Prozent ab. Der Einrichtungseinzelhändler hat für das dritte Geschäftsquartal enttäuschende Umsatz- und Ergebniszahlen ausgewiesen.

Die Aktie von T-Mobile US gewinnt 1,9 Prozent. Die Telekom-Tochter hat im vergangenen Jahr so viele Kunden gewonnen wie nie zuvor in der Unternehmensgeschichte. Für viele der neuen Vertragskunden sei nicht zuletzt der Aufbau des neuen ultraschnellen 5G-Netzes ein entscheidender Faktor gewesen, so T-Mobile.

Tesla steigen weiter von Hoch zu Hoch, nachdem die Aktie kurz vor Weihnachten endlich in den prestigeträchtigen S&P-500-Index aufgenommen wurde. Aktuell geht es um rund 6 Prozent nach oben auf 800,49 Dollar. Analyst Joseph Spak von RBC Capital Markets hat seine negative Einschätzung der Aktie auf dem Rekordhoch aufgegeben und stuft die Aktie nun mit "Sectorperform" statt "Underperform" ein. Zuletzt hatte Tesla mit Absatzzahlen für 2020 aufgewartet, die trotz Corona-Krise das ambitionierte Ziel praktisch erreicht hatten.

Die Aktie von Enphase Energy profitiert ebenfalls von der Aufnahme in den S&P-500-Index und gewinnt 5 Prozent. Sie hat am Berichtstag den Platz von Tiffany übernommen, weil die Schmuckkette von LMVH übernommen wird.


  Dollar erholt - Gold gibt weiter nach 

Nach den Verlusten in den vergangenen Monaten zeigt sich der Dollar etwas erholt. Der Dollar-Index liegt 0,4 Prozent höher. Der Euro verliert 0,5 Prozent auf 1,2271 Dollar. Der Goldpreis gibt weiter nach, diesmal um ein halbes Prozent auf 1.910 Dollar je Feinunze. Er leidet darunter, dass die Anleiherenditen zuletzt gestiegen sind, womit Gold als Anlage relativ an Attraktivität einbüßt. Die Ölpreise bewegen sich nach der jüngsten Rally nur wenig.


 
INDEX           zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA          31.021,29       0,62        191,89           1,36 
S&P-500        3.796,74       1,30         48,60           1,08 
Nasdaq-Comp.  13.013,91       2,14        273,12           0,97 
Nasdaq-100    12.885,12       2,07        261,77          -0,02 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         0,14       0,4        0,14     -105,7 
5 Jahre         0,45       2,7        0,42     -147,3 
7 Jahre         0,77       3,7        0,74     -147,5 
10 Jahre        1,07       3,7        1,04     -137,0 
30 Jahre        1,85       3,9        1,81     -121,4 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Do, 8:05 Uhr  Mi, 17:27 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,2259     -0,56%        1,2323         1,2281   +0,4% 
EUR/JPY                127,43     +0,29%        127,25         126,92   +1,1% 
EUR/CHF                1,0851     +0,15%        1,0831         1,0831   -1,1% 
EUR/GBP                0,9053     -0,05%        0,9063         0,9045   +1,4% 
USD/JPY                103,94     +0,85%        103,25         103,35   +0,6% 
GBP/USD                1,3541     -0,51%        1,3595         1,3578   -0,9% 
USD/CNH (Offshore)     6,4767     +0,44%        6,4389         6,4542   -0,4% 
Bitcoin 
BTC/USD             39.716,50    +10,12%     37.137,50      34.939,49  +36,7% 
 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               50,80      50,63         +0,3%           0,17   +4,7% 
Brent/ICE               54,46      54,30         +0,3%           0,16   +5,3% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.909,38   1.919,00         -0,5%          -9,62   +0,6% 
Silber (Spot)           27,00      27,33         -1,2%          -0,33   +2,3% 
Platin (Spot)        1.112,85   1.104,00         +0,8%          +8,85   +4,0% 
Kupfer-Future            3,70       3,65         +1,4%          +0,05   +5,3% 
 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/raz

(END) Dow Jones Newswires

January 07, 2021 12:38 ET (17:38 GMT)