FRANKFURT (Dow Jones)--Im Vorfeld der EZB-Entscheidungen am Nachmittag zeigen sich die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag mit moderaten Abgaben. Die EZB-Sitzung hat mit dem wohl nicht mehr zu vermeidenden Auseinanderbrechen der italienischen Regierung noch einmal an Brisanz gewonnen. Umso gespannter warten Marktteilnehmer nun auf das so genannte Antifragmentierungsinstrument, mit dem die Zentralbank ein Auseinanderdriften der Spreads und damit eine neue Euro-Krise verhindern will, speziell mit Blick auf Italien.

Andererseits fließt offenbar wieder Gas aus Russland nach Europa, was die Stimmung aufhellt, weil es Rezessionsängste dämpft. "Es läuft an", sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Nord Stream AG am Donnerstagmorgen, ohne genauere Angaben zur Liefermenge zu machen. Der europäische Gaspreis fällt um 2,5 Prozent.

Der DAX verliert 0,5 Prozent auf 13.215, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,3 Prozent auf 3.573 Punkte nach unten. Der Euro zieht zum Dollar um 0,2 Prozent an auf 1,0197.

In Mailand fällt das Börsenbarometer um rund 2 Prozent, angeführt von deutlich höheren Verlusten bei den Bankaktien. Die ilatienischen Anleihekurse fallen deutlich, die Renditen steigen also kräftig, während die entsprechende deutsche Rendite vor der erwarteten Zinserhöhung nur minimal zulegt. Darin spiegelt sich das Misstrauen des Marktes in die zukünftige Politik im hoch verschuldeten Italien wider, sollte Ministerpräsident Draghi das Handtuch werfen. "Dem Land droht ein wochen- oder monatelanger Stillstand, und die Auszahlung von EU-Geldern könnte sich nun verzögern", so ein Marktteilnehmer.

Drei Koalitionspartner verweigerten am Mittwoch ihre Teilnahme an einer von Draghi geforderten Vertrauensabstimmung. Das Votum überstand der Regierungschef dann zwar, als Voraussetzung für seinen Verbleib im Amt hatte er jedoch die Unterstützung der Partner genannt. Nun hat er seinen Rücktrit eingereicht.

Ob die EZB den Leitzins wie avisiert und wie auch lange mit breiter Mehrheit erwartet tatsächlich um 25 Basispunkte erhöht oder gleich um einen halben Punkt, bleibt abzuwarten. Zuletzt hatten die Spekulationen um eine größeren Erhöhung zugenommen angesichts der extrem hohen Inflation. "Möglicherweise wird es wegen der Italien-Krise nun doch nur ein viertel Punkt", meint ein Marktteilnehmer.


   SAP enttäuscht - Sartorius erfreut 

Von schwachen Zahlen spricht ein Marktteilnehmer mit Blick auf SAP (-3,9%). Gewinnkennziffern und Marge hätten die Erwartungen deutlich verfehlt. SAP will nun zwar für 500 Millionen Euro eigene Aktien zurückkaufen. "Das sind Peanuts und das dürfte eine Kursschwäche nicht verhindern", so der Marktteilnehmer. Die Analysten von Citi sprechen von Licht und Schatten. Positiv sei die Entwicklung in der Cloud-Sparte. Doch sie werde ausgeglichen durch eine schwächere operative Rentabilität und eine relativ gedämpfte Cashflow-Generierung.

Ganz anders die Marktreaktion auf neue Geschäftszahlen von Sartorius, der Kurs schießt um 7,8 Prozent nach oben. Berenberg ist sehr angetan von der Geschäftsentwicklung des Laborausrüsters. Die Aktie sei eine qualitativ hochwertige, defensive Wachstumsanlage, heißt es, die Zahlen seien beeindruckend.

Mit Anschlussverkäufen geht es im DAX für Hellofresh um 4,4 Prozent nach unten. Das Unternehmen hatte am Vortag eine Gewinnwarnung abgegeben.

Bei Uniper (-4,2%) kommt es trotz der für das Unternehmen günstigen Wiederaufnahme der Gaslieferungen zu Gewinnmitnahmen nach den jüngsten kräftigen Gewinnen.


  Nokia sehr fest - Electrolux sehr schwach 

Mit steigenden Kursen reagieren Nokia (+6,5%) auf die Geschäftszahlen. Der Umsatz liege leicht, der Gewinn deutlich über den Erwartungen, so ein Händler. "Der Infrastrukturbedarf in der Telekommunikation führt zu anhaltendem Rückenwind", so der Teilnehmer.

Electrolux brechen um 9,1 Prozent ein. Der Haushaltsgerätehersteller hat schwache Zahlen vorgelegt und verweist auf Lieferkettenprobleme. Die Marge sank auf 1,7 Prozent von 6,5 Prozent. "Besonders das US-Geschäft hat sich sehr schwach entwickelt", so ein Marktteilnehmer. Groupe SEB brechen um 12 Prozent ein. Der Umsatzrückgang des Haushaltgerätekonzerns hat sich im zweiten Quartal beschleunigt,

Citi spricht mit Blick auf die Zweitquartalszahlen von ABB (+0,5%) von einem positiven Momentum. Die Auftragseingänge seien über den Erwartungen ausgefallen und das bereinigte operative EBITA sei 2 Prozent besser als erwartet.

"Der Umsatz wächst stärker als erwartet, aber der Gewinn hat die Erwartungen verfehlt", so ein Händler zu Givaudan (-1,6%). Das Unternehmen könne die Kosten nicht weitergeben, deshalb fielen die Margen. Der Kurs des Konkurrenten Symrise (+0,8%) kann sich davon abkoppeln.


 
Aktienindex              zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.573,21       -0,3%      -12,03     -16,9% 
Stoxx-50                3.526,14       -0,6%      -20,59      -7,7% 
DAX                    13.214,60       -0,5%      -67,38     -16,8% 
MDAX                   26.552,38       -0,5%     -144,04     -24,4% 
TecDAX                  3.016,17       +1,0%       28,96     -23,1% 
SDAX                   12.497,07       -0,2%      -29,53     -23,9% 
FTSE                    7.226,18       -0,5%      -38,13      -2,2% 
CAC                     6.170,12       -0,2%      -14,54     -13,7% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,28                   +0,02      +1,46 
US-Zehnjahresrendite        3,05                   +0,02      +1,54 
 
 
INDEX                    zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                   31.874,84       +0,2%       47,79     -12,3% 
S&P-500                 3.959,90       +0,6%       23,21     -16,9% 
Nasdaq-Comp.           11.897,65       +1,6%      184,50     -24,0% 
Nasdaq-100             12.439,68       +1,6%      190,26     -23,8% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit                 Rendite    Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                     3,24        +0,9        3,23      250,8 
5 Jahre                     3,19        +1,7        3,17      192,6 
7 Jahre                     3,17        +3,0        3,14      172,5 
10 Jahre                    3,05        +1,8        3,03      153,7 
30 Jahre                    3,17        +0,8        3,16      127,0 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %    Do, 8:24  Mi, 17:30   % YTD 
EUR/USD                   1,0195       +0,2%      1,0221     1,0198  -10,3% 
EUR/JPY                   141,34       +0,4%      141,27     140,84   +8,0% 
EUR/CHF                   0,9926       +0,4%      0,9918     0,9918   -4,3% 
EUR/GBP                   0,8541       +0,5%      0,8525     0,8515   +1,6% 
USD/JPY                   138,62       +0,3%      138,20     138,09  +20,4% 
GBP/USD                   1,1938       -0,4%      1,1994     1,1979  -11,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,7743       -0,0%      6,7664     6,7652   +6,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                22.883,99       -3,1%   22.857,62  24.197,67  -50,5% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  97,62       99,88       -2,3%      -2,26  +36,4% 
Brent/ICE                 105,15      106,92       -1,7%      -1,77  +40,4% 
GAS                               VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF                 150,60      156,50       -2,9%      -4,44  +41,5% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.689,50    1.696,73       -0,4%      -7,23   -7,7% 
Silber (Spot)              18,44       18,67       -1,2%      -0,23  -20,9% 
Platin (Spot)             855,85      861,30       -0,6%      -5,45  -11,8% 
Kupfer-Future               3,33        3,33       -0,1%      -0,00  -25,1% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
 

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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July 21, 2022 04:23 ET (08:23 GMT)