FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem schwächsten ersten Halbjahr seit 1970 in den USA und seit 2008 in Europa stehen die Ampeln an den Börsen am Freitag weiter auf rot. Der DAX verliert 0,2 Prozent auf 12.756 Punkte, der Euro-Stoxx-50 büßt 0,4 Prozent ein. Die Indizes zeigen sich damit von deutlich tieferen Ständen gleich zum Start aber um einiges erholt. "Wie immer zum Monatsanfang kommt frisches Geld an den Markt", so ein Händler dazu. Das dämpfe den Verkaufsdruck aktuell noch stark.

Aus technischer Sicht hat der DAX am Donnerstag bei 12.600 Punkten eine solide Unterstützung ausgebildet. Auf der Oberseite gilt die 13.000er Marke als Widerstand.

"Die Rezessionssorgen haben den Markt voll im Griff", so ein Marktteilnehmer. Profitieren konnten davon zuletzt wieder die Anleihen, deren Kurse am Vortag regelrecht nach oben schossen und die diese Gewinne zunächst zumindest halten können. Wegen der Konjunkturgefahren seien Anleihen als vermeintlich sicherer Hafen gesucht, heißt es dazu.

Mit der in Kürze beginnenden Berichtssaison zum zweiten Quartal könnten negative Gewinnrevisionen zunehmen und Aktien trotz ihrer nunmehr niedrigeren Bewertungen belasten, warnt Dirk Steffen, Anlagestratege der Deutschen Bank. Allerdings dürften die Kurse bereits eine signifikante Konjunkturverlangsamung einpreisen, so dass bei einer Stabilisierung der makroökonomischen Lage eine rasche Gegenbewegung eintreten könne.

Die Hoffnung auf eine Stabilisierung an den Börsen liegt auf dem Nachmittag. Möglicherweise ergibt sich ein ähnliches Bild wie schon am Donnerstag, als die Börsen im späten Geschäft deutlich nach oben liefen. Impulse könnten von Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in den USA ausgehen.

Zuvor steht um 11.00 Uhr MESZ die Vorabschätzung der Eurozoneninflation im Juni im Blick. Einige Länder wie Deutschland, Frankreich und Spanien haben ihre Daten bereits vorgelegt. Sie waren aber ziemlich uneinheitlich ausgefallen, so dass sich daraus schwer ableiten lässt, wie die bisherige Prognosen von plus 0,6 Prozent zum Vormonat bzw. plus 8,4 Prozent zum Vorjahr einzuschätzen sind.


   Micron-Ausblick lastet schwer auf Halbleiteraktien 

Bei den Stoxx-Branchenindizes liegt Technologie mit einem Minus von 2,5 Prozent klar am Ende. Dazu tragen vor allem sehr schwache Kurse von Halbleiteraktien bei, nachdem in den USA Micron in ihrem Ausblick von einer schwächelnden Nachfrage sprach. Infineon und ASML verlieren rund 4 Prozent und STMicro knapp 2 Prozent. Im TecDAX stehen Siltronic (-2,5%) und Aixtron (-4,8%) unter Druck, im SDAX PVA Tepla (-3,6%).

Vergleichsweise gelassen wird die Abschreibung von 2,8 Milliarden Euro auf die Tochter Siemens Energy durch Siemens gesehen. Siemens geben um 0,2 Prozent nach, Siemens Energy um 0,8 Prozent. Das sei zunächst eine rein buchhalterische Geschichte, die nicht liquiditätswirksam sei, heißt es. Jefferies zufolge hat das Siemens-Management in den vergangenen Monaten betont, dass die Energy-Beteiligung nicht unter Buchwert verkauft werde. Die nun vermeldete Abschreibung dürfte den Weg bereiten für einen "aggressiveren" Verkauf. Jefferies vermutet jedoch, dass Siemens zunächst die Kapitalerhöhung von Energy abwarten wird, mit der diese die vollständige Übernahme von Siemens Gamesa finanzieren will.

Auf Analystenseite ist unterdessen zu beobachten, dass hier den Kursen weiter hinterhergelaufen wird. Bei unveränderten Kauf- oder Halten-Empfehlungen sind am Morgen wieder zahlreiche Kursziele gesenkt worden.


 
Aktienindex           zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50        3.440,83  -0,4%   -14,03     -20,0% 
Stoxx-50             3.433,00  -0,5%   -16,90     -10,1% 
DAX                 12.755,81  -0,2%   -27,96     -19,7% 
MDAX                25.744,89  -0,3%   -78,56     -26,7% 
TecDAX               2.849,76  -1,2%   -35,86     -27,3% 
SDAX                11.840,44  -0,3%   -40,75     -27,9% 
FTSE                 7.167,62  -0,0%    -1,66      -2,9% 
CAC                  5.920,22  -0,0%    -2,64     -17,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,35                   +0,01      +1,53 
US-Zehnjahresrendite        2,97                   -0,04      +1,46 
 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %    Fr, 8:34  Do, 17:31   % YTD 
EUR/USD                   1,0435       -0,4%      1,0452     1,0463   -8,2% 
EUR/JPY                   140,92       -0,9%      141,09     142,20   +7,7% 
EUR/CHF                   0,9989       -0,2%      0,9993     0,9989   -3,7% 
EUR/GBP                   0,8626       +0,2%      0,8621     0,8609   +2,7% 
USD/JPY                   135,00       -0,5%      134,96     135,88  +17,3% 
GBP/USD                   1,2096       -0,7%      1,2128     1,2156  -10,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,7175       +0,3%      6,7163     6,6996   +5,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                19.429,01       +3,4%   19.387,29  19.167,22  -58,0% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 105,18      105,76       -0,5%      -0,58  +45,7% 
Brent/ICE                 108,81      109,03       -0,2%      -0,22  +45,3% 
GAS                               VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF                 150,00      145,37       +3,8%       5,49  +46,9% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.794,10    1.807,32       -0,7%     -13,23   -1,9% 
Silber (Spot)              19,87       20,27       -2,0%      -0,40  -14,8% 
Platin (Spot)             889,48      897,13       -0,9%      -7,65   -8,4% 
Kupfer-Future               3,61        3,71       -2,7%      -0,10  -18,7% 
 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/gos/raz

(END) Dow Jones Newswires

July 01, 2022 03:50 ET (07:50 GMT)