FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte sind am Dienstag leichter in den Handel gestartet. Der DAX verliert 0,6 Prozent auf 14.369 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,5 Prozent auf 3.905 Punkte nach unten. Weiterhin ist mit hohen Schwankungen bei den Risiko-Assets wie Aktien zu rechnen. Die Nachrichtenlage zum Ukraine-Krieg ändert sich ständig und kann damit kaum bewertet werden. Putins Einmarsch in der Ukraine verändert die Politik in Europa und - möglicherweise - darüber hinaus. In diesem Umfeld sind Anleihen gesucht, der Goldpreis legt leicht zu und auch die Ölpreise steigen weiter - Brent notiert wieder über 100 Dollar.

Für Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding zieht die freie Welt an einem Strang wie selten zuvor. Die Ukrainer verteidigten die freie Welt und nicht nur ihren eigenen, nicht zur NATO gehörenden Teil Europas. Je stärker sich die Ukrainer gegen die Invasion wehrten, desto mehr schwächten sie Putins Fähigkeit, in Zukunft weitere Kriege zu führen. Mit der energischen Reaktion habe sich Deutschland wieder mit seinen Verbündeten zusammengetan. Diese Entscheidung sei spät gekommen. Da sie aber offenbar einen neuen deutschen Konsens widerspiegele, scheine sie von Dauer zu sein.


   Zweiter Blick aber auf Inflation und Wachstum 

Daneben stehen wieder Wirtschaftsdaten zu Inflation und Wachstum im Blick. Rund um den Globus werden neue und revidierte Einkaufsmanager-Indizes (PMI) vorgelegt. In China wurden bereits der offizielle und der privat ermittelte Caixin-PMI veröffentlicht. Beide zeigten, dass die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs nach der Immobilienkrise gegangen ist. In den USA steht die PMI-Revision und vor allem der wichtige ISM-Index der Industrie an.

In Deutschland werden neue Inflationsdaten veröffentlicht. Die errechneten Konsensprognosen gehen von 5,1 Prozent Plus zum Vorjahr aus. Schon die Daten aus Spanien mit ihrem Sprung über die 7-Prozent-Schwelle hatten eher eine Beschleunigung der Preissteigerung gezeigt als eine Beruhigung. Die EZB dürfte im Hinblick auf ihre Geldpolitik auf den Ukraine-Krieg verweisen. Aussagen dazu werden am Nachmittag erwartet nach einem Treffen von Bundeskanzler Scholz mit EZB-Präsidentin Lagarde zur Lage der Eurozone.


   Berichtssaison überzeugt 

Die Jahreszahlen von Covestro werden als "zweifellos supergut" eingestuft, für die Aktie geht es um 5,2 Prozent nach oben. Umsatz und Marge seien im vergangenen Jahr gestiegen und die Jahresprognosen dreimal erhöht worden. Dies dürfte die Analystenschätzungen angesichts auch der gestiegenen Inputkosten etwas zu blauäugig gemacht haben und die Erwartungen nach oben ins unrealistische getrieben haben. Ein Diskussionspunkt unter Analysten sei ohnehin, ob die Margenstärke nachhaltig aufrechtzuerhalten sei.

Bayer (+3,0%) hat im abgelaufenen Geschäftsjahr trotz deutlichen Wachstums weniger verdient. Der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) ging um 2,5 Prozent auf 11,18 Milliarden Euro zurück, die entsprechende Marge fiel um 2,3 Prozentpunkte auf 25,4 Prozent. Rückläufige Gewinne im Pharmageschäft zehrten die Verbesserung im Geschäft mit Gesundheitsprodukten und verschreibungsfreien Arzneimitteln und bei Saatgütern sowie Pflanzenschutzmitteln auf. "Die angepasste Konzernprognose haben wir nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen", sagte Vorstandschef Werner Baumann. "Was besonders erfreulich ist: Alle drei Divisionen sind 2021 dynamisch gewachsen - und darüber hinaus stärker als der jeweilige Markt."

Zalando knicken um 7,2 Prozent ein. Der Blick auf die Zahlen zeigt, dass es Zalando in der Pandemie gelungen ist, den Umsatz deutlich zu steigern. Der Nettogewinn ist nach Aussage aus dem Handel dagegen 4 Prozent unter den Analystenschätzungen ausgefallen und auch die Dividende sei 3 Prozent unter dem Konsens. Die Guidance für 2022 verfehle in der Mitte der Spanne sowohl beim Umsatz wie auch beim EBIT den Konsens knapp. Bei Hellofresh (-8,2%) seien die Konsenserwartungen erreicht worden, missfallen könnte die gesunkene Marge, was aber auch avisiert worden war, heißt es.

Für die Aktie von Linde geht es um 0,5 Prozent nach oben. Die Verdoppelung des Aktienrückkaufs von 5 auf 10 Milliarden Dollar und die Dividendenerhöhung werden hier positiv gesehen. Kräftig unter Druck stehen die Aktien von Flutter Entertainment in London und geben um 9,3 Prozent nach. Hier belastet der Rutsch in die Verlustzone beim Vorsteuergewinn für 2021 durch Strafzahlungen. Ansonsten stehen Analysten den Zahlen eher optimistisch gegenüber.

Die Aktie von Flatexdegiro verliert 1,2 Prozent. Die Umsatzzahlen stuft Jefferies als über dem Konsens liegend ein. Allerdings hätten die Marketing-Ausgaben im Schlussquartal die Marge belastet. Hier verweisen die Analysten auf die im November 2021 vorgenommenen Gebührenänderung des Online-Brokers. Das positive operative Ergebnis deute darauf hin, dass der operative Leverage der Plattform noch unterschätzt werde. Die neue Gebührenstruktur habe bereits zu höheren Einnahmen pro Transaktion geführt.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.904,87      -0,5%        -19,36          -9,2% 
Stoxx-50                3.648,29      +0,2%          5,85          -4,5% 
DAX                    14.369,00      -0,6%        -92,02          -9,5% 
MDAX                   31.745,10      -0,4%       -128,25          -9,6% 
TecDAX                  3.187,86      -1,5%        -48,53         -18,7% 
SDAX                   14.369,64      -0,7%       -104,89         -12,5% 
FTSE                    7.485,32      +0,4%         27,07          +1,0% 
CAC                     6.625,62      -0,5%        -33,21          -7,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,10                    -0,03          +0,28 
US-Zehnjahresrendite        1,84                    +0,01          +0,33 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Di, 8:01 Uhr  Mo, 17:30 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1218      -0,0%        1,1209         1,1244   -1,3% 
EUR/JPY                   128,95      -0,1%        128,93         129,64   -1,5% 
EUR/CHF                   1,0272      -0,2%        1,0291         1,0326   -1,0% 
EUR/GBP                   0,8356      -0,0%        0,8348         0,8382   -0,6% 
USD/JPY                   114,96      -0,0%        115,04         115,26   -0,1% 
GBP/USD                   1,3426      +0,0%        1,3425         1,3417   -0,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,3165      +0,1%        6,3139         6,3120   -0,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                43.553,88      +1,0%     43.448,13      41.149,96   -5,8% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  98,09      95,72         +2,5%           2,37  +31,8% 
Brent/ICE                 100,65      97,97         +2,7%           2,68  +30,6% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.912,08   1.909,02         +0,2%          +3,06   +4,5% 
Silber (Spot)              24,47      24,41         +0,2%          +0,06   +5,0% 
Platin (Spot)           1.058,03   1.047,95         +1,0%         +10,08   +9,0% 
Kupfer-Future               4,53       4,44         +1,8%          +0,08   +1,4% 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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March 01, 2022 03:49 ET (08:49 GMT)