FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen sind mit deutlichen Aufschlägen in die neue Woche gestartet. Die jüngsten Äußerungen von Mitgliedern der US-Notenbank deuteten darauf hin, dass der Leitzins Ende des Monats um 75 und nicht um 100 Basispunkte angehoben werde, so die Marktexperten von CMC: "Damit tritt das Zinsgespenst ein wenig in den Hintergrund."

Mit Blick auf die Hauptereignisse der Woche, die EZB-Sitzung am Donnerstag und die mit höchster Spannung und viel Unsicherheit erwartete Wiederaufnahme der Gaslieferung durch Russland, herrsche derweil verhaltener Optimismus, heißt es im Handel. Der DAX gewinnt 1,2 Prozent auf 13.018 Punkte und knackt damit wieder die 13.000er Marke. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1.2 Prozent auf 3.521 nach oben.

Gespannt verfolgt wird die politische Entwicklung in Italien. In der politischen Krise dort appellierten am Wochenende mehr als tausend Bürgermeister an Regierungschef Mario Draghi, im Amt zu bleiben. Am Mittwoch wird eine Erklärung von Mario Draghi im Parlament erwartet. Es ist unklar, ob Draghi dann auf seinem angebotenen Rücktritt bestehen oder einen Plan für das Fortführen der Regierungsgeschäfte präsentieren wird. Der italienische Börsenindex hinkt mit der Restunsicherheit mit einem Plus von 0,6 Prozent etwas hinterher.


   Markt wartet auf EZB-Antifragmentierungsinstrument 

Der Renditeabstand von Bundesanleihen zu italienischen Zehnjahrespapieren weitet sich wieder etwas aus, wobei die Renditen auf breiter Front anziehen, die Anleihekurse also nachgeben. Das dürfte auch der besseren Stimmung am Aktienmarkt geschuldet sein. Neue Impulse für die Anleihen dürften am Donnerstag kommen, wenn von der EZB zumindest in groben Zügen die Vorstellung eines Instruments erwartet wird, das verhindern soll, dass die Spreads innerhalb der Eurozone zu weit auseinanderlaufen.

Der Euro wertet im frühen Handel auf 1,0147 Dollar auf. Auch für ihn wird es am Donnerstag spannend, wenn die EZB wie derzeit noch mehrheitlich erwartet, ihre Zinserhöhung um 25 Basispunkte beschließen wird. Viele Marktakteure halten diesen Zinsschritt angesichts der hohen Inflation für zu vorsichtig. Der Dollar leide derweil darunter, dass sich die Spekulation auf einen 100-Basispunkte-Zinsschritt in den USA abkühle, heißt es.


 Citi für Quartalszahlen zuversichtlich 

Eine starke Berichtssaison über das zweite Quartal erwarten derweil die Analysten von Citi. Ihr Modell prognostiziert, dass 70,9 Prozent der Unternehmen die Konsenserwartungen übertreffen werden. Dies wäre ein kleines Plus gegenüber dem Vorquartal, als 70,4 Prozent positiv überraschten.

Positiv werden die Ertragszahlen von Nordea (+3%) bewertet. Der Gewinn vor Steuern sei rund 10 Prozent über der Markterwartung ausgefallen, heißt es im Handel. Die in Helsinki ansässige Bank erzielte einen Nettogewinn von 1,06 Milliarden Euro während die Markterwartung bei 928 Millionen lag. Daneben stützt ein Aktienrückkauf.

Solvay legen um 4 Prozent zu, nachdem die Ergebnisse des zweiten Quartals deutlich über den Erwartungen ausgefallen sind. Das belgische Chemieunternehmen kündigte zudem eine Erhöhung der Jahresprognose für den 28. Juli an.

Der Börsenstart der Abspaltung der Konsumgütersparte Haleon des britischen Pharmariesen GSK gestaltet sich bislang aus Anlegersicht neutral. Während die GSK-Aktie am Vormittag in London 19,5 Prozent bzw. 334,00 Pence an Wert verliert auf 1.384,20, liegt die neue Haleon-Aktie bei 333 Pence. Die GSK-Aktionäre bekommen für jede gehaltene Aktie einen Titel von Haleon in ihren Depots gutgeschrieben. Zum Portfolio von Haleon gehören auch in Deutschland bekannte Marken wie Sensodyne (Zahnpasta) und die rezeptfrei erhältliche Schmerzsalbe Voltaren.

Porsche SE (+1,2%) stehen im Fokus mit dem Kapitalmarkttag der Porsche AG. Händler bereiten sich dabei auf Aussagen zum erwarteten Börsengang der VW-Sportwagentochter vor: "Wann sonst sollte Porsche das seinen Investoren vorstellen, wenn nicht beim Kapitalmarkttag". Dies könne auch ein Grund für die Rally der Aktie wie auch der von VW (+2,1%) an den vergangenen beiden Handelstagen gewesen sein.

Die Linde-Aktien (+1,1%) steckt die Nachricht gut weg, dass wegen der Sanktionen gegen Russland der Abbau von bis zu 500 Stellen im Anlagenbau drohen soll.


   Deliveroo halbiert Wachstumsprognose 

Als "ziemlich deutlich" bezeichnet ein Händler die nahezu halbierte Wachstumsprognose bei Deliveroo (-2,3%). Im Sektor seien schwächere Daten zwar bereits teils eingepreist, die Senkung sei aber deutlicher als erwartet. Die Kurse der Wettbewerber zeigen sich davon unberührt. Just Eat gewinnen sogar 6 Prozent, Hellofresh 1,2 und Delivery Hero 4,9 Prozent.


 
Aktienindex              zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.517,32       +1,2%       40,12     -18,2% 
Stoxx-50                3.535,15       +1,1%       39,34      -7,4% 
DAX                    13.014,29       +1,2%      149,57     -18,1% 
MDAX                   25.950,09       +1,5%      392,45     -26,1% 
TecDAX                  2.950,73       +0,4%       13,17     -24,7% 
SDAX                   12.175,46       +1,5%      176,68     -25,8% 
FTSE                    7.250,50       +1,3%       91,49      -3,1% 
CAC                     6.100,69       +1,1%       64,69     -14,7% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,17                   +0,05      +1,35 
US-Zehnjahresrendite        2,94                   +0,02      +1,43 
 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %    Mo, 8:30  Fr, 17:34   % YTD 
EUR/USD                   1,0147       +0,6%      1,0089     1,0091  -10,8% 
EUR/JPY                   140,02       +0,2%      139,48     139,81   +7,0% 
EUR/CHF                   0,9895       +0,4%      0,9846     0,9869   -4,6% 
EUR/GBP                   0,8484       -0,2%      0,8489     0,8507   +1,0% 
USD/JPY                   137,92       -0,5%      138,25     138,53  +19,8% 
GBP/USD                   1,1962       +0,8%      1,1887     1,1865  -11,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,7477       -0,3%      6,7549     6,7666   +6,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                22.450,06       +6,9%   21.954,74  20.855,24  -51,4% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 100,16       97,59       +2,6%       2,57  +38,8% 
Brent/ICE                 103,68      101,16       +2,5%       2,52  +38,4% 
GAS                               VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF                 165,45      160,80       +3,7%       5,88  +35,2% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.719,34    1.707,70       +0,7%     +11,64   -6,0% 
Silber (Spot)              18,94       18,70       +1,3%      +0,24  -18,7% 
Platin (Spot)             867,18      848,75       +2,2%     +18,43  -10,7% 
Kupfer-Future               3,33        3,24       +3,0%      +0,10  -24,9% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
 

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/gos

(END) Dow Jones Newswires

July 18, 2022 04:11 ET (08:11 GMT)