Die Preisdaten aus der Eurozone sprechen nach Ansicht von Commerzbank-Ökonom Christoph Weil dafür, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Dezember die Zinsen nur um 50 Basispunkte erhöhen wird. Zuvor hatte die EZB ihre Zinsen zwei Mal in Folge um 75 Punkte angehoben. "Grund für den überraschend starken Rückgang der Inflationsrate war der massive Einbruch der Energiepreise in den Niederlanden, der teilweise auf die dortige statistische Methode der Energiepreismessung zurückzuführen ist", schreibt Weil in einem Kommentar.

Ob die Inflationsrate im Euroraum den Hochpunkt überschritten habe, würden erst die nächsten Monate zeigen. Die extremen Schwankungen der Preise für Gas, Strom, Benzin und Diesel verhinderten eine zuverlässige Prognose. "Wir gehen davon aus, dass die Inflationsrate im Dezember und Anfang 2023 noch einmal deutlich steigen wird", erklärte Weil. "Mit der Stabilisierung der Energiepreise, zu der auch die geplante Gas- und Strompreisbremse beitragen wird, dürfte die Inflationsrate im weiteren Verlauf 2023 deutlich fallen."

Doch dies bedeute nicht, dass der Kampf gegen die Inflation gewonnen sei. Der unterliegende Preisauftrieb dürfte kaum nachlassen. "Vor diesem Hintergrund erscheint das Ziel der EZB, die Inflationsrate wieder nachhaltig auf knapp 2 Prozent zu drücken, in weiter Ferne", urteilte Weil. "Sie wird ihre Inflationsprojektionen im Dezember einmal mehr deutlich nach oben revidieren müssen."

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November 30, 2022 05:37 ET (10:37 GMT)