BERLIN (dpa-AFX) - Mögliche Lockerungen der Corona-Beschränkungen für Geimpfte und Genesene könnten aus Sicht einiger Psychologinnen und Psychologen auch für Unmut sorgen. Zu Schwierigkeiten bei der Akzeptanz der Beschlüsse könne es etwa kommen, wenn Geimpfte bei den Urlaubsplänen bevorzugt behandelt werden, sagte Ernst Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer. Der Bundestag billigte die Verordnung der Bundesregierung zur Rücknahme vieler Corona-Beschränkungen für vollständig Geimpfte und genesene Menschen bereits am Donnerstag. Wenn an diesem Freitag auch der Bundesrat zustimmt, könnten die Erleichterungen am Wochenende in Kraft treten.

Der Sozialpsychologe Ulrich Wagner von der Uni Marburg sieht vor allem den geplanten Wegfall der Impfpriorisierung im Sommer kritisch. "Wird die Priorisierung aufgegeben oder ist es nicht mehr erkennbar, nach welcher Maßgabe geimpft wird, dann entsteht ein Gefühl der Ungerechtigkeit". Dieses Risiko sei schon bei der Impfung durch Hausärzte gegeben.

Ein weiterer Kritikpunkt Wagners ist, dass es noch keinen digitalen Impfpass gibt. Mit ihm sollen sich vollständig Geimpfte ausweisen können. Wagner fragt sich, wie die Ordnungskräfte die neuen Regelungen effektiv kontrollieren sollen. Der Sozialpsychologe sieht jedoch nicht alles kritisch. So hält er es für richtig, dass auch in der absehbaren Zukunft Geimpfte weiter Masken tragen und Abstand halten müssen. Es gehe darum, eine allgemeingültige Norm aufrecht zu erhalten, die auch kontrolliert werden könne./ssc/DP/zb