BERLIN (dpa-AFX) - Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner fordert, in der Corona-Pandemie den Inzidenzwert als einziges Kriterium für staatliche Schutzmaßnahmen aufzugeben. "Wir brauchen eine Art Corona-Index: Er sollte sich aus Inzidenz, aber insbesondere aus der Quote der Hospitalisierung ergeben", sagte er der "Welt am Sonntag". "Wenn es so ist, dass nun überwiegend Jüngere mit einem geringeren Krankheitsrisiko Überträger sind, dann reduziert sich die Gefahr der Überlastung des Gesundheitssystems. Folglich können und müssen Maßnahmen zurückgenommen werden."

Die Inzidenz beziffert die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner in sieben Tagen. Auch Politiker anderer Parteien hatten sich angesichts der wachsenden Zahl der gegen das Coronavirus geimpften Menschen für angepasste Bewertungskriterien ausgesprochen.

Lindner forderte "niederschwellige" Impfangebote, zum Beispiel auf Parkplätzen von Einkaufszentren. "Wer im Herbst noch nicht geimpft ist, sollte dann im Zweifel einen negativen Test als Eintrittskarte für das Restaurant vorlegen, idealerweise öfter einen der zuverlässigen PCR-Tests", meinte er. "Tests bieten zwar keine letzte Sicherheit, aber da die Mehrheit geimpft oder genesen ist, ist die Gefahr der Überlastung des Gesundheitssystems beherrschbar."

Zur Frage, ob die Corona-Tests dann von den Menschen selbst bezahlt werden sollten, meinte er, eine konkrete Ankündigung zum jetzigen Zeitpunkt wäre "verführt, weil sie als indirekter Impfzwang aufgefasst werden könnte." Und noch hätten nicht alle Menschen ein Impfangebot bekommen. "Aber natürlich wird der Zeitpunkt kommen, an dem die Gemeinschaft die Kosten für individuelle Entscheidungen nicht mehr tragen kann."

Die schwarz-rote Bundesregierung plant ein Ende der kostenlosen Corona-Tests. Wie am Samstag aus Regierungskreisen zu hören war, gibt es dazu allerdings noch keine Einigung./bg/DP/he