HAMBURG (dpa-AFX) - Unrealistische Portionsangaben auf der Verpackung des Schokoriegels oder üppige Vorauszahlungen bei der Buchung einer Reise: Um Verbraucher vor Unannehmlichkeiten wie diesen zu schützen, haben die zuständigen Minister aus mehreren Bundesländern nun erste Vorstöße gemacht, über die sie bei der am Mittwoch beginnenden erbraucherschutzministerkonferenz sprechen wollen. Den Vorsitz hat Schleswig-Holstein.

Hamburg und Brandenburg machen sich für realistische Portionsangaben der Hersteller auf Lebensmittelverpackungen stark. Das geht aus einer gemeinsamen Beschlussvorlage hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, auf EU-Ebene mehr gegen irreführende Angaben zu unternehmen. "Die Lebensmittelindustrie rechnet in vielen Fällen den Gehalt von Salz, Zucker und Fett mit unrealistischen Mini-Portionsgrößen schön", sagte Hamburgs Justiz- und Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina (Grüne) auf Nachfrage.

So sieht es auch ihre Brandenburger Kollegin Ursula Nonnemacher: "Wenn Hersteller durch kleinste Portionsangaben ihre Produkte gesund rechnen, ist das bewusste Verbrauchertäuschung. Mengengaben, gerade bei losen Lebensmitteln wie Müsli oder Chips, müssen lebensnah sein, transparent und leicht verständlich."

Gegessen wird laut Gallina meist deutlich mehr als die Menge, die als Portion auf Lebensmittelverpackungen angegeben ist. "Die wenigsten essen nur 25 Gramm Cornflakes zum Frühstück, aus einer großen Chipstüte nur eine Hand voll Chips, drei Viertel eines Schokoriegels oder trinken aus einer kleinen Limoflasche nur die Hälfte." Solche Angaben seien völlig unrealistisch. "Informierte Kaufentscheidungen werden damit verhindert."

Das muss sich nach Ansicht der Grünen-Politikerinnen dringend ändern. "Denn die meist zu klein angegebenen Portionen suggerieren den Verbraucherinnen und Verbrauchern geringere Zucker- und Fettwerte, als sie dann tatsächlich zu sich nehmen", sagte Gallina. Auch die vorgeschriebenen Angaben pro 100 Gramm oder 100 Milliliter seien so abstrakt, dass eine klare Orientierung manchmal nur schwer möglich sei. "Wir machen uns deshalb für die Angabe realistischer Portionsgrößen stark."

Für eine stufenweise Verringerung der Vorauszahlungen, die Verbraucher bei Reisebuchungen leisten müssen, plädiert Thüringens Verbraucherschutzminister Dirk Adams (Grüne). Damit solle auf Erfahrungen aus der Corona-Pandemie reagiert werden, erklärte Adams nach Angaben seines Ministeriums am Sonntag in Erfurt. Vor allem in den ersten Monaten der Pandemie seien gezahlte Kundengelder bei ausgefallenen Reisen oft nicht innerhalb der gesetzlichen Frist zurückgezahlt worden.

Thüringen werde bei der mehrtägigen Konferenz am Donnerstag einen Antrag zu Reise-Vorauszahlungen zusammen mit dem Saarland und Rheinland-Pfalz einbringen, kündigte Adams an. Ziel sei, wirtschaftliche Verluste für Verbraucher zu vermeiden. Zudem solle erreicht werden, "dass Rückerstattungs- und Entschädigungsverfahren in der Reisebranche weitgehend automatisiert ablaufen"./fi/rot/juc/DP/he