Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Euroraums wird laut den aktuellen Projektionen der Europäischen Zentralbank (EZB) im ersten Quartal 2022 sein Vor-Corona-Niveau erreichen, eine Beendigung des Pandemiekaufprogramms PEPP ist nach Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde aber trotzdem keine ausgemachte Sache. "Ich will damit nicht andeuten, dass das PEPP am 31. März endet - wir haben viel Flexibilität, aber in Bezug auf die wirtschaftlichen Aussichten bewegen wir uns in die richtige Richtung", sagte Lagarde in einem Interview der Zeitung Politico.

Der EZB-Rat hatte in der vergangenen Woche beschlossen, das PEPP bis Ende März 2022 laufen zu lassen, auf jeden Fall aber so lange, bis er die Corona-Krisen-Phase für beendet hält. Lagardes Äußerungen deuten darauf hin, dass diese Bedingung mit Erreichen des Vorkrisenniveaus beim BIP erfüllt sein könnte. "Unsere Projektion und das Design des PEPP, wie wir es haben, scheinen in die richtige Richtung zu gehen", sagte sie, fügte aber hinzu, es sei "viel zu früh, diese Fragen zu diskutieren".

Im EZB-Rat gibt es ein deutliches Übergewicht der geldpolitischen "Tauben", zu denen Lagarde selbst auch zählt. Sie würden das PEPP und seine Flexibilität beim Anleihekauf gerne möglichst lange erhalten. "Man nimmt einem Patienten die Krücken erst dann ab, wenn sich die Muskeln soweit erholt haben, dass der Patient auf seinen eigenen Beinen gehen kann", sagte Lagarde in dem Interview.

Als ein Ausweg erscheint einigen Analysten, mit Beendigung des PEPP die Käufe unter dem APP-Kaufprogramm deutlich zu erhöhen.

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June 14, 2021 02:52 ET (06:52 GMT)