Berlin (Reuters) - Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) legt wegen guter Geschäfte und der Übernahme der Berlin Hyp die Latte für 2022 höher.

Der Ukraine-Krieg trübe zwar die Konjunkturperspektiven in Deutschland und Europa erheblich ein, sagte LBBW-Chef Rainer Neske am Mittwoch. "Dennoch erwarten wir dank der starken operativen Entwicklung sowie aufgrund von Sondereffekten aus der Erstkonsolidierung der Berlin Hyp für das Gesamtjahr 2022 ein Ergebnis vor Steuern von über einer Milliarde Euro." Bisher hatte die Stuttgarter Bank mit einem Plus im mittleren dreistelligen Millionenbereich gerechnet.

Das Ergebnis vor Steuern stieg in den ersten sechs Monaten binnen Jahresfrist um elf Prozent auf 476 Millionen Euro. "Das ist der höchste Vorsteuergewinn seit dem ersten Halbjahr 2011." Das Geschäftsmodell der LBBW sei auch in einem extrem herausfordernden Umfeld erfolgreich, betonte Neske. "Wir sind in allen Segmenten weiter gewachsen und haben unsere Risikovorsorge nochmals aufgestockt." Für die konjunkturellen und geopolitischen Risiken durch den Ukraine-Krieg und seine Folgen wappnet sich die Bank mit einer zusätzlichen Vorsorge von 90 Millionen Euro. Bei der eigentlichen Risikovorsorge für Kredite konnte die LBBW hingegen rund fünf Millionen Euro mehr auflösen als sie neu bilden musste.

Die konkreten Auswirkungen des Kriegs waren laut LBBW wegen eines geringen Engagements mit direktem Bezug zu Russland oder der Ukraine bisher überschaubar. Das Nettokreditexposure für Russland betrug Ende Juni 84 Millionen Euro, worauf die Bank Wertberichtigungen von 44 Millionen Euro größtenteils im Segment Kapitalmarkt gebildet hat. Das Management räumte jedoch ein, dass das Ausmaß von sogenannten Zweit- und Drittrundeneffekten durch die globale Konjunkturschwäche schwer einzuschätzen sei.

Die LBBW hat den Immobilienfinanzierer Berlin Hyp mit Wirkung zum 1. Juli übernommen. "Der Preis liegt natürlich über einer Milliarde Euro", hatte Neske im März gesagt, ohne konkreter zu werden. Er betonte nun zu den Halbjahres-Zahlen: "Die Berlin Hyp bringt uns strategisch ein großes Stück voran." Die Berliner und Stuttgarter kommen bei der gewerblichen Immobilienfinanzierung zusammen auf ein Finanzierungsvolumen von rund 55 Milliarden Euro.

Die LBBW als größte deutsche Landesbank lag damit beim Ergebnis im ersten Halbjahr vor den anderen beiden Schwergewichten der Branche. Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) erhöhte ihren Vorsteuergewinn auf 327 Millionen Euro, während die BayernLB einen spürbaren Rückgang auf 277 Millionen Euro verbuchte.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)