Washington (Reuters) - Die designierte US-Finanzministerin Janet Yellen will die Wirtschaft mit massiven Konjunkturhilfen über die Corona-Krise bringen.

Über das bereits vom Kongress gebilligte Paket hinaus sei noch weit mehr nötig, sagte die frühere Notenbankchefin am Dienstag bei einer Senatsanhörung. Der künftige Präsident Joe Biden hatte jüngst ein geplantes 1,9 Billionen Dollar schweres Pandemie-Programm vorgestellt - nur wenige Wochen, nachdem ein 900 Milliarden Dollar umfassendes Konjunkturpaket das US-Parlament passiert hatte.

Ein Großteil der nun von Biden geplanten Hilfen ist für das Millionen-Heer von Amerikanern vorgesehen, die in der Krise ihren Job verloren. Weitere Hilfen seien nötig, um die "dunklen Zeiten" zu überstehen, bis die Impfkampagne letzlich wieder ein Leben wie vor der Krise ermögliche, sagte Yellen. Ansonsten drohe der Wirtschaft langfristig Schaden.

Der künftige Präsident und sie seien sich zwar der Schuldenlast bewusst. Angesichts der historisch niedrigen Zinsen sei es allerdings jetzt das Klügste "groß zu handeln".

Die Wahl Bidens zum US-Präsidenten dürfte internationalen Experten zufolge das Wirtschaftswachstum in ihren Heimatländern anschieben. Dieser Effekt sei auf ein 1,16 Prozentpunkte höheres Wachstum für 2021 zu beziffern, wie aus einer Umfrage des Münchner Ifo-Institutes unter 843 Experten aus 107 Ländern hervorgeht.

Und die Großbank Goldman Sachs hat ihre Schätzung für das US-Wirtschaftswachstum zuletzt erneut erhöht. Grund sei die Erwartung, dass das Corona-Hilfspaket Bidens die Konjunkturerholung beschleunigen werde. Die Bank rechnet nun mit einem Wirtschaftswachstum von 6,6 Prozent für dieses Jahr.

KONGRESS GILT ALS HÜRDE

Doch die von der künftigen Regierung geplanten Wirtschaftshilfen müssen zunächst vom Kongress freigegeben werden. Dabei sind Bidens Demokraten bei einigen Teilen des Programms auf Zustimmung der Republikaner, der Partei des scheidenden Präsidenten Donald Trump, im Senat angewiesen.

Yellen gilt als ausgewiesene Finanz- und Arbeitsmarktexpertin und leitete von 2014 bis 2018 in Washington die mächtigste Notenbank der Welt. In dieser Funktion absolvierte sie regelmäßig Anhörungen im US-Kongress. Ihr Auftritt im Finanzausschuss des Senats dient nun als erster Schritt im parlamentarischen Bestätigungsverfahren, bevor die ganze Kongresskammer über ihre Nominierung entscheiden kann. Ihr Vorgänger Steven Mnuchin tritt am Mittwoch ab - am selben Tag, an dem Biden auf den Stufen des Kapitols den Amtseid ablegen wird.

Yellens Bestätigung gilt als weitgehend gesetzt. Aus dem Umfeld Bidens verlautete, die 74-Jährige sei unter den für Kabinettsposten vorgeschlagenen Kandidaten eine der am wenigsten kontrovers gesehenen Personen.

Bereits vorab durchgesickert war, dass sie keine Dollar-Abwertung anstrebt. Der Wert des US-Dollars und anderer Währungen sollte von den Märkten bestimmt werden, betonte sie vor dem Ausschuss: "Die Vereinigten Staaten streben nicht nach einer schwächeren Währung, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen." Die USA sollten sich auch den Versuchen anderer Länder widersetzen, dies zu tun. China sei der wichtigste strategische Wettbewerber der USA. Die künftige Regierung werde sich den "missbräuchlichen, unfairen und ungesetzlichen Praktiken" der Volksrepublik entgegenstellen, kündigte Yellen an.