Wilmington/Bangalore (Reuters) - Die Turbulenzen nach dem Kollaps der Kryptowährungsbörse FTX fordern ihr nächstes Opfer.

Die Kreditvergabesparte des Kryptowährungsbrokers und -verleihers Genesis stellte am Freitag in den USA Antrag auf Gläubigerschutz. Genesis Global Capital verfügt über Vermögenswerte und Verbindlichkeiten zwischen einer und zehn Milliarden Dollar, wie aus Gerichtsunterlagen hervorging. Die Zahl der Gläubiger schätzte die Firma darin auf 100.000.

Die Handelssparte sei von der Insolvenz aber nicht betroffen, betonte das Unternehmen. Kunden könnten wie gewohnt Cyber-Devisen kaufen und verkaufen. Genesis hatte als Reaktion auf die FTX-Affäre im November die Kreditvergabe vorläufig eingestellt und Abhebungen blockiert. Außerdem setzte die Firma einen Großteil der Belegschaft vor die Tür.

Gleichzeitig liefert sich Genesis einen Schlagabtausch mit dem Vermögensverwalter Gemini. Die Institute hatten gemeinsam ein Produkt Namens "Earn" angeboten, das von der US-Börsenaufsicht inzwischen als illegal eingestuft wird. Dabei konnten Gemini-Kunden ihre Bestände an Cyber-Devisen gegen Zinsen an Genesis verleihen. Die Zwillinge und Gemini-Gründer Cameron und Tyler Winklevoss werfen Genesis vor, Teilnehmern des "Earn"-Programms noch mehr als 900 Millionen Dollar zu schulden. Kurz nach dem Insolvenzantrag von Genesis forderte Cameron Winklevoss auf Twitter ein faires Angebot an die Gläubiger, sonst werde die Genesis-Mutter Digital Currency Group (DCG) und deren Chef Barry Silbert umgehend verklagen.

Genesis ist einer der größten Financiers von Geschäften mit Bitcoin, Ethereum & Co. Anders als klassische Banken sind Geldverleiher in diesem Bereich jedoch kaum reguliert. Auch gehören sie keinem Einlagensicherungsfonds an, der eventuelle Ausfälle bei einer Insolvenz abfedert.

Genesis gab nach eigenen Angaben 2022 Kredite im Volumen von 130,6 Milliarden Dollar aus und handelte Kryptowerte im Volumen von 116,5 Milliarden Dollar. Am Ende des dritten Quartals 2022 waren Kredite über drei Milliarden Dollar offen. Die größten Schuldner von Genesis sind Insidern zufolge Alameda, das Brokerhaus des FTX-Gründers Sam Bankman-Fried, und der insolvente Krypto-Hedgefonds Three Arrows. Letzterer war im Sommer durch den Kurskollaps der Cyber-Devise TerraUSD in Schieflage geraten und hatte die Kryptobank Celsius mit in die Pleite gerissen.

(Bericht von Tom Hals und Akanksha Khushi; geschrieben von Hakan Ersen, unter Mitarbeit von Myria Mildenberger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)