Kreditratings sind trotz des Subprime-Feuers, das die Branche angefacht hat, immer noch ein fester Bestandteil der Finanzlandschaft. Fünfzehn Jahre und tiefgreifende Reformen später bleibt es der Hauptmaßstab für die finanzielle Stärke eines Emittenten. Aber worum geht es genau? Es ist nichts anderes als ein synthetisches Maß für das Risiko, das ein Kreditnehmer für einen Gläubiger darstellt. Ähnlich wie die Entscheidung einer Bank über einen Immobilienkreditantrag: Wenn der Antragsteller die Kriterien erfüllt, erhält er seine Mittel. Vor allem wird er sie mehr oder weniger teuer bezahlen, je nach dem Grad der Sicherheit, den er bietet.

Spezialisierte Agenturen haben komplexe Kriterien entwickelt, um den Bonitätsgrad eines Emittenten zu bestimmen - sei es ein Unternehmen, eine Gebietskörperschaft oder ein Land. Um die Lesbarkeit zu vereinfachen, wurde ein Codierungssystem erstellt. Schauen wir uns die Skala der bekanntesten Agentur, Standard & Poor's, an. Die Tabelle unten fasst die Hauptmerkmale jeder Ratingkategorie zusammen. Andere Agenturen, insbesondere Moody's und Fitch, verwenden ein leicht abweichendes System, aber die Hauptgruppen sind gleich. Im Allgemeinen gilt: Je höher ein Emittent in der Tabelle steht, desto weniger teuer wird er sein Geld bezahlen. Je weiter man in der Skala nach unten geht, desto mehr steigen die Schuldenkosten. Wenn ein Emittent zu niedrig ist, besteht sogar das Risiko, dass er keine Finanzierung mehr findet, selbst wenn er den höchsten Preis zahlt.

Quelle: Standard & Poor's rating scale (atlas-mag.net)

Das Grundwissen

Die am häufigsten in den Medien verwendete Note ist die Langfrist-Emittentenbewertung, aber es gibt weitere, die immer miteinander korrelieren. Um die Einstufung zwischen Emittenten zu verfeinern, verwenden Agenturen auch "+" und "–", beginnend mit der "AA"-Note. So wird ein Emittent mit der Note "AA+" sehr nahe an der Königskategorie "AAA" liegen. Er wird jedoch besser bewertet als ein "AA" und erst recht als ein "AA-" oder "BBB+". Können Sie noch folgen?

Zusätzlich zu dieser Emittentenbewertung geben Agenturen einen Trend zur mittelfristigen Entwicklung der finanziellen Stärke an. Die Perspektive der Note ist daher "positiv" (sie wird mittelfristig wahrscheinlich steigen), "stabil" (sie sollte unverändert bleiben) oder "negativ" (es besteht das Risiko, dass sie langfristig sinkt). Wenn in der Lebensdauer eines Emittenten oder in seiner Branche bedeutende Ereignisse eintreten, hat die Agentur auch die Möglichkeit, die Note "unter Beobachtung" zu stellen, was bedeutet, dass sie kurzfristig wahrscheinlich geändert wird.

Die verschiedenen Ratingskalen der Agenturen (Quelle: European Capital Markets Institute)

Die "AAA" haben Seltenheitswert

Bleiben wir bei S&P und betrachten wir die sogenannten "Sovereign Ratings". Dies sind die Ratings, die Staaten zugewiesen werden. Sie sind von großer Bedeutung, da sie einer der Faktoren sind, die die Kreditkosten eines Landes bestimmen. Wenn Sie der australische Finanzminister sind, wird Ihnen Ihr "AAA" sehr interessante Zinssätze bieten. Interessanter jedenfalls als diejenigen, die Ihr Kollege aus El Salvador mit seinem "CCC+" erwarten kann. Die "souveränen" Ratings beeinflussen auch viele andere Kreditkategorien, wie zum Beispiel diejenigen von staatlichen Agenturen oder bestimmten staatlichen Unternehmen. Zum 24. Mai 2023 stuft S&P 11 Länder mit "AAA" ein (Australien, Kanada, Dänemark, Deutschland, Niederlande, Schweden, Norwegen, Singapur, Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg). Moody's hat 12 (die gleichen wie S&P, plus Neuseeland und die USA und minus Liechtenstein, das nicht beobachtet wird). Fitch zählt ebenfalls 10 (die gleichen wie S&P plus die USA, minus Liechtenstein und Kanada, das kürzlich seinen Rang verloren hat).

Für Unternehmen gilt im Grunde das gleiche Prinzip: Je besser ein Unternehmen bewertet ist, desto günstiger sind die Konditionen für den Zugang zu Krediten, nach dem alten Prinzip, dass man nur den Reichen Geld leiht. Unter den Nicht-Finanzunternehmen stuft S&P nur zwei Unternehmen mit "AAA" ein: Johnson & Johnson und Microsoft. Vier Unternehmen rangieren auf der nächstniedrigeren Stufe mit einem "AA+": Alphabet, Apple, Singapore Tech Engineering und MTR Corporation.

In Bezug auf Schweizer Unternehmen wird die beste Bewertung Roche Holding mit einem "AA" vergeben. Nestlé und Novartis sind mit "AA-" nicht weit entfernt. Schließlich erhalten Compagnie Financière Richemont, Geberit und Flughafen Zürich ein "A+", während Swisscom mit "A" bewertet wird.

Eine Länder-Auswahl, ohne Finanzunternehmen (nur Ratings von "A" oder höher sind aufgelistet):

In Deutschland:

"A+": Siemens AG

"A": Merck KGaA, Henkel AG, Mercedes-Benz Group, BASF, SAP, Knorr-Bremse, BMW

In England:

"AA-": The Mercantile Investment Trust

"A+": Shell und Unilever

"A": Associated British Foods, AstraZeneca, Rio Tinto, GSK und Compass Group

In Schweden:

"A+": Atlas Copco

"A": Volvo

In Südkorea:

"AA": Korea Electric Power und Korea Gas Corporation

"AA-": Samsung

In Taiwan:

"AA": Chunghwa Telecom

"AA-": Taiwan Semiconductor



In Japan: 40 Unternehmen haben ein Rating von "A" oder höher, darunter Toyota Industries Corp, Fujifilm, Toyota Motor, Ajinomoto und Mitsubishi Estate.