Für Schatten sorgen allerdings anhaltende Probleme in der Logistik und Engpässe bei Vorprodukten. "Die Lieferketten sind bis zum äußersten angespannt und werden das auch über das Jahr hinweg bleiben", sagte der Präsident des Branchenverbands VCI, Christian Kullmann, am Mittwoch in Frankfurt. Davon seien nahezu alle Unternehmen betroffen, darüber über die Hälfte schwer. Teilweise habe die Produktion wegen mangelnder Vorprodukte bereits gedrosselt werden müssen. "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den vergangenen Jahrzehnten eine ähnliche Situation schonmal hatten", sagte Kullmann, der auch Vorstandschef beim Essener Spezialchemikonzern Evonik ist.

Insgesamt herrscht in Deutschlands drittgrößtem Industriezweig nach der Autobranche und dem Maschinenbau aber Zuversicht, da die Nachfrage brummt. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz in der chemisch-pharmazeutischen Industrie um fast 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch zum Vorquartal stand ein sattes Plus von sieben Prozent zu Buche. Die Produktion stieg binnen Jahresfrist um knapp elf Prozent, die Erzeugerpreise um neun Prozent. "Jedes fünfte Unternehmen stößt bei der Produktion an seine Kapazitätsgrenzen", sagte Kullmann.

Für 2021 rechnet der Verband weiter mit einem Produktionsanstieg von 4,5 Prozent. Die Prognose für Preise und Umsatz hob der VCI erneut an und geht nun von einem Preisanstieg von 6,5 (bisher: 3,5) Prozent aus. Der Branchenumsatz dürfte um elf (bisher: acht) Prozent auf rund 211 Milliarden Euro zulegen. "Zum zweiten Mal nach 2018 wird unsere Industrie in diesem Jahr die Schallmauer von 200 Milliarden Euro durchbrechen und mit einem Umsatzrekord das Vorkrisenniveau deutlich übertreffen", sagte Kullmann. "Das ist ein kraftvolles Comeback."