München (Reuters) - Der Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz stellt sich nach einem deutlichen Gewinnplus auf Gegenwind im laufenden Jahr ein. Finanzchef Harald Wilhelm nannte am Freitag vor Analysten vor allem die steigenden Rohstoffpreise.

Ohne einen höheren Autoabsatz werde es nicht gelingen, diesen Effekt auszugleichen: "Allein über höhere Preise geht es wohl nicht." Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Stuttgarter mehr Gewinn als ursprünglich angenommen. Der bereinigte Betriebsgewinn (EBIT) bei Mercedes-Benz Cars & Vans verbesserte sich 2021 nach vorläufigen Zahlen auf 14 Milliarden Euro - das ist mehr als doppelt so viel wie vor Jahresfrist.

Die Umsatzrendite liege mit 12,7 Prozent über der selbst gesteckten Spanne von zehn bis zwölf Prozent. Wilhelm sagte, Mercedes-Benz habe von einem günstigen Produktmix und höheren Preisen profitiert. Wegen der weltweiten Chipknappheit können Autobauer rund um den Globus nicht so viele Fahrzeuge herstellen wie geplant, zugleich ist die Nachfrage nach Autos stark. Das treibt die Preise in die Höhe, weil deutlich weniger Rabatte auf Neuwagen gegeben werden müssen. Auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt werden Autos teurer gehandelt.

Viele Autobauer schränkten in den vergangenen Monaten angesichts der Chip-Knappheit vor allem den Bau von Kleinwagen ein und konzentrierten sich auf ihre gewinnträchtigen Spitzenmodelle, so auch Mercedes-Benz. Für die Stuttgarter ist das aber nicht nur eine Reaktion auf die Engpässe, sondern Strategie: "Wir werden unser Bestes geben, um hier weiter voranzukommen", sagte Wilhelm. Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius ist aus dem Wettbewerb um die Absatzkrone, die ein zentrales Ziel seines Vorgängers Dieter Zetsche war, ausgestiegen. Denn der erste Platz konnte nur dank hoher Verkaufszahlen von weniger rentablen Kompaktwagen errungen werden. Källenius hat den Investoren Renditen über zehn Prozent versprochen und will dafür stärker auf das Luxussegment setzen. Wilhelm sagte, die Rendite von 12,7 Prozent sei eine Referenz für die Zukunft.

Zugleich sei Besserung in der Chipkrise in Sicht, sagte der Finanzchef. Ab der zweiten Jahreshälfte sei mit einer Entspannung zu rechnen. Schon jetzt stiegen die Kapazitäten wieder, die Knappheit beschränke sich zunehmend auf einzelne Zulieferer und sei kein branchenweites Problem mehr.

An der Börse wurden die Zahlen positiv aufgenommen. Die Aktie schnellte um bis zu acht Prozent nach oben, das ist der größte Kurssprung seit einem Jahr. Die Analysten von Jefferies erklärten, die starken Zahlen zu 2021 dürften die Erwartungen an das Jahr 2022 nach oben schrauben, zumal das Management den Markt auf höhere Margen eingestimmt habe.

BARMITTELZUFLUSS BESSER ALS ERWARTET

Daimler hat im vergangenen Jahr die Lkw-Sparte abgespalten; sie wurde nur bis zum 9. Dezember mit eingerechnet. Seit diesem Freitag ist Daimler Trucks im Nebenwerteindex MDax notiert. Der Barmittelzufluss des Konzerns, zu dem bis Anfang Dezember das Auto- und das Lkw-Geschäft gehörten, habe 2021 bei rund 8,5 Milliarden Euro gelegen, ebenfalls etwas besser als erwartet.

Die Finanzsparte Mercedes-Benz Mobility erwirtschaftete den Angaben zufolge einen bereinigten Betriebsgewinn in der Größenordnung von rund 3,4 Milliarden Euro und eine Gewinnmarge von 22 Prozent. Konzernzahlen zu Gewinn und Umsatz liegen noch nicht vor, sie werden zur Bilanzpressekonferenz am 24. Februar erwartet. Die Abspaltung des Lkw-Geschäfts dürfte aber positive Auswirkungen auf den Betriebsgewinn haben; Mercedes-Benz bezifferte den Effekt auf neun bis zehn Milliarden Euro.