Die milliardenschweren Konjunkturspritzen von Europäischer Zentralbank und Bundesregierung zeigen Wirkung und schicken den Dax in Richtung 13.000 Punkte.

Für noch mehr Euphorie an den Börsen sorgte am Freitag eine positive Überraschung vom US-Arbeitsmarkt.

Der deutsche Leitindex legte 3,4 Prozent auf 12.847 Punkte zu und stand damit so hoch wie seit dreieinhalb Monaten nicht mehr. Auf Wochensicht schaffte er sogar ein Plus von knapp elf Prozent. Der EuroStoxx50 gewann am Freitag 3,8 Prozent. An der Wall Street standen die Börsenampeln ebenfalls auf Grün. "Die USA scheinen schneller durch die Krise zu kommen als erwartet", sagte Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. Trotz der anhaltenden Folgen der Viruskrise wurden in den USA im Mai rund 2,5 Millionen Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen. Ökonomen hatten hingegen mit einem Abbau von acht Millionen gerechnet. Die Arbeitslosenquote sank überraschend auf 13,3 Prozent von 14,7 Prozent.[ZON000JDJ] "Allerdings ist der Weg zurück noch weit, wurden doch im März und April zusammen über 22 Millionen Personen entlassen", fügte Weidensteiner hinzu.

Insgesamt dürfte die Kluft zwischen Markterwartungen und fundamentalen Realitäten in den kommenden Wochen auf die Probe gestellt werden, fassten die Experten der Helaba die momentane Börsenstimmung zusammen. "Schwer vorstellbar, dass die Erwartungen noch übertroffen werden."

Die gestiegene Risikofreude der Anleger setzte den Goldpreis unter Druck. Das als Anti-Krisen-Währung eingesetze Edelmetall verbilligte sich um mehr als zwei Prozent auf 1677 Dollar je Feinunze.

ÖL-ANLEGER RECHNEN MIT VERLÄNGERUNG VON FÖRDERKÜRZUNGEN

Die Entscheidung der EZB, ihr Notfall-Kaufprogramm PEPP um weitere 600 Milliarden Euro aufzustocken, trieb die Renditen der Bundesanleihen nach oben. Bei den zehnjährigen Bonds stieg sie auf minus 0,275 Prozent und damit den höchsten Stand seit zwei Monaten. Bei Papieren mit einer Laufzeit von 30 Jahren lag sie sogar wieder im positiven Bereich. Zugleich geht der Risikoaufschlag der italienischen Papiere zurück. "Christine Lagarde hat gestern eine weitere Bazooka abgefeuert, indem sie das Kaufprogramm fast verdoppelt hat", sagte Gregory Perdon, Anlageexperte bei der Privatbank Arbuthnot Latham. "Das ist eine große Unterstützung für Italien."

Spekulationen auf verlängerte Förderbremsen der Erdölproduzenten halfen den Ölpreisen zusätzlich nach oben. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um mehr als fünf Prozent auf knapp 42 Dollar je Fass (159 Liter). Die Gruppe Opec+, der neben den Mitgliedern des Ölkartells auch andere Staaten mit Russland an der Spitze angehören, will am Samstag beraten. Das Opec-Schwergewicht Saudi-Arabien und Russland haben bereits eine Ausweitung der Drosselungen bis Ende Juli abgesprochen, wie es in Opec+-Kreisen hieß.

BANKAKTIEN IM PLUS

Zu den größten Gewinnern gehörten die Bankaktien, weil ihre Anleihebestände von der EZB-Entscheidung profitieren. Der entsprechende Branchenindex schnellte um 7,5 Prozent nach oben, angeführt von spanischen Banken wie Banco de Sabadell oder Santander. Die Papiere der Commerzbank notierten knapp neun Prozent fester.

Die Aktien der Deutschen Lufthansa stiegen um 5,5 Prozent trotz des beschlossenen Abstiegs aus dem Dax. Händler verwiesen auf die Ankündigung vom Donnerstag, den Flugplan wieder hochzufahren und mehr Verbindungen anzubieten. Mit unter elf Euro notieren die Aktien trotz der jüngsten Erholung immer noch deutlich unter dem Niveau, das sie vor der Coronavirus-Pandemie erreicht hatten.