Berlin (Reuters) - Die Bundesregierung wird das selbstgesteckte Ziel von 1,5 Millionen neuen Wohnungen in dieser Wahlperiode auch nach Einschätzung der staatlichen Förderbank KfW verfehlen.

Der Wohnungsneubau lege zwar trotz Corona-Krise zu, erklärte die KfW am Dienstag. "In diesem Jahr könnten erstmals seit 20 Jahren wieder mehr als 300.000 Wohnungen gebaut werden." Im Jahr 2020 sei diese Marke aber wohl noch knapp verfehlt worden. In den Vorjahren 2018 und 2019 wurden laut Statistikamt rund 576.000 Wohnungen gebaut. Im gesamten Zeitraum 2018 bis 2021 würden somit höchstens etwa 1,2 Millionen Wohnungen fertiggestellt.

Bundesbauminister Horst Seehofer beanspruchte für die Regierung gleichwohl, dass sie ihr 1,5-Millionen-Ziel dadurch erreiche, dass die Baumaßnahmen fertiggestellt seien "oder im Laufe dieses Jahres auf den Weg gebracht werden". Bei einem von seinem Ministerium ausgerichteten Gipfel zur Bilanz der sogenannten Wohnraumoffensive verwies er darauf, dass es einen Überhang von weit über 700.000 genehmigten, aber noch nicht gebauten Wohnungen gebe. Damit werde man "dieses politische Ziel erreichen", sagte der CSU-Politiker. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, das 1,5-Millionen-Ziel sei "nicht außer Reichweite". Finanzminister Olaf Scholz (SPD) plädierte für eine weitere Stärkung des sozialen Wohnungsbaus: Etwa die Hälfte aller Haushalte in Deutschland hätten nach seinen Worten eigentlich Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein.

Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD Anfang 2018 vereinbart: "Wir wollen erreichen, dass 1,5 Millionen Wohnungen und Eigenheime frei finanziert und öffentlich gefördert gebaut werden." Die Zahl der Fertigstellungen nahm zwar zu, blieb aber weit hinter den 375.000 Wohnungen zurück, die zum Erreichen des Ziels im Durchschnitt jedes Jahr hätten gebaut werden müssen.

Die KfW schätzt den Neubaubedarf auf jährlich 350.000 bis 400.000 Wohnungen. Ein Hemmnis für die Ausweitung des Wohnungsbaus bleibe neben dem Mangel an Bauland in Ballungsregionen der Fachkräftemangel. "Vor allem in den wachsenden Metropolregionen bleibt Wohnraum knapp und teuer", erklärte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.