Erst verkaufen, dann Antworten erhalten. Angesichts der Tatsache, dass sich die Aktienkurse in der Nähe ihres Höchststandes befinden, war die Reaktion am Schwarzen Freitag auf den neuen, sich schnell ausbreitenden Virusstamm Omicron kaum überraschend.

Doch ein Wochenende später scheinen sich die Anleger stark mit dem Kauf der Delle zu beschäftigen, da die Märkte die Risiken der von der WHO als "besorgniserregend" bezeichneten Variante ausgewogener einschätzen.

Nach dem neuntgrößten Rückgang aller Zeiten am Freitag stiegen die Rohölpreise in Asien um mehr als 5 %, und die Aktienfutures deuten auf einen soliden Aufschwung in Europa und Amerika hin.

Ein südafrikanischer Arzt sagte, dass Patienten mit Omicron "sehr milde" Symptome haben, und die Investmenthäuser scheinen sich nicht sonderlich bewegt zu haben. Die Credit Suisse zum Beispiel nahm keine Portfolioänderungen vor und blieb bei einer leichten Übergewichtung von Aktien.

Noch aussagekräftiger ist vielleicht die Tatsache, dass Privatanleger am Freitag mehr als 2 Mrd. USD in US-Aktien investierten, was nach Angaben von Vanda Research den zweitgrößten Tageszufluss aller Zeiten darstellt.

Natürlich gibt es Unwägbarkeiten, und das wird wahrscheinlich zu volatilen Tagen in der Vorweihnachtszeit führen.

Um den Schweregrad der Variante zu verstehen, "wird es Tage bis mehrere Wochen dauern", so die WHO. Und der Impfstoffhersteller BioNTech braucht bis zu zwei Wochen, um herauszufinden, ob die Impfung, die er zusammen mit Pfizer herstellt, überarbeitet werden muss.

Während sich Omicron also von Australien bis in die Niederlande ausgebreitet hat und die Regierungen Reiseverbote verhängen und über Abriegelungen nachdenken, können die Märkte auch darauf setzen, dass die Zentralbanker auf ihrem Weg zur Normalisierung der Zinssätze geduldiger werden.

Für heute stehen zahlreiche Redner der Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank auf dem Programm. Am Sonntag äußerte sich EZB-Präsidentin Lagarde zu den Risiken für den Aufschwung: "Wir kennen jetzt unseren Feind und wissen, welche Maßnahmen wir ergreifen müssen".

Wichtige Entwicklungen, die den Märkten am Montag mehr Orientierung geben dürften:

* EZB-Redner: EZB-Präsidentin Lagarde, EZB-Direktoriumsmitglieder Andrea Enria, Isabel Schnabel, Pentti Hakkarainen; EZB-Vizepräsident Luis de Guindos * Verbraucherstimmung/Inflationserwartungen in der Eurozone * Vorläufiger deutscher VPI/HVPI * Fed-Redner: Vorsitzender Jerome Powell, New Yorker PräsidentJohn Williams, Gouverneur Bowman * Schwellenländer: Sitzung der kenianischen Zentralbank; Handelsbilanz der Türkei und NPL-Quoten der Banken (Diese Meldung wird nachbearbeitet, um die Grafik zu korrigieren)