Kapitalmarktausblick: Aufwärtstempo lässt nach

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Kapitalmarktausblick: Aufwärtstempo lässt nach

16.06.2021 / 09:58
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

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  * Impffortschritte beschleunigen Konjunkturerholung

  * Anstieg der Inflationsraten ist kein Dauerzustand

  * 2021 noch keine geldpolitische Straffung zu erwarten

  * Kapitalmarktumfeld bleibt positiv, Schwankungen nehmen zu

  * Aktien, Anleihen mit Renditeaufschlag und Energierohstoffe sind
    Favoriten

Frankfurt am Main, 16. Juni 2021 - An den Kapitalmärkten wird zunehmend der
Übergang in die "Nach-Corona-Zeit" eingepreist. Jens Wilhelm, im Vorstand
von Union Investment zuständig für Portfoliomanagement und Immobilien, sieht
daher weiter gute Chancen für Risikoanlagen wie Aktien. Gleichzeitig rechnet
er nicht mit einer Fortsetzung der starken Anstiege der vergangenen Monate.
"Künftig wird es an den Kapitalmärkten langsamer aufwärts gehen", fasst er
zusammen. Anlegern rät Wilhelm zu einem aktiven Ansatz. "In der
Post-Pandemie-Phase sind Taktik und Selektion gefragt."

Mit den Impferfolgen scheint das Ende der Corona-Pandemie in Sichtweite
gerückt, zumindest in den größten Volkswirtschaften der Welt. "Eine
spürbare
Konjunkturbelebung ist absehbar", fasst Jens Wilhelm die Aussichten
zusammen. Dabei erkennt er ein klares Muster: "Je besser das
Infektionsgeschehen kontrolliert wird, umso kräftiger der Aufschwung.
Konjunkturmotor ist meist zunächst die weniger pandemieanfällige Industrie,
dann kommt der Dienstleistungssektor wieder auf die Beine. Danach folgt
typischerweise eine Wachstumsberuhigung." Nach diesem Schema macht Wilhelm
eine regionale Abfolge aus, bei der die Rolle der Konjunkturlokomotive um
den Globus wandert. "Das wenig von Corona betroffene China ist zuerst aus
dem Corona-Tal gekommen, jetzt sind die Vereinigten Staaten an der Reihe.
Die US-Dynamik zieht die Weltwirtschaft mit", urteilt Wilhelm. Aufgrund der
schnellen frühzyklischen Erholung dürfte das Brutto-Inlandsprodukt (BIP) in
den USA schon im zweiten Quartal 2021 wieder auf Vorkrisenniveau liegen.
Insgesamt erwartet er einen BIP-Zuwachs von 6,4 Prozent für 2021, gefolgt
von 3,9 Prozent für 2022.

Auch für den Euroraum ist Wilhelm zuversichtlich. "Sobald wir Lockerungen in
der Breite haben, wird das Wachstum auch bei uns in die Höhe schnellen",
meint er. Nach China und den USA dürfte der Euroraum damit die dritte
Schubphase für das weltweite Wachstum zünden. Er erwartet einen BIP-Zuwachs
von 5,1 Prozent im laufenden Jahr. 2022 sollte sich der Aufschwung mit der
gleichen Rate fortsetzen. "Im nächsten Jahr wird Europa beim Wachstum auf
Augenhöhe mit China liegen", ordnet er ein. Für Deutschland rechnet Wilhelm
mit einem Plus von 3,9 Prozent für 2021, gefolgt von 5,2 Prozent im Jahr
darauf. Wesentliche Treiber sind seiner Einschätzung nach Nachholeffekte bei
Konsum und Investitionen, anhaltend günstige Finanzierungsbedingungen und
eine expansive Fiskalpolitik.

Hohe Inflationsraten kein Dauerzustand

Damit wird die Inflation zur Schlüsselgröße für die Märkte. Wilhelm
rechnet
damit, dass die Teuerung noch eine Weile auf erhöhten Niveaus verharrt, sich
aber anschließend zurückbilden wird. "Die Inflation befindet sich auf einer
Berg-und-Talfahrt - derzeit geht es bergauf, aber bald schon wieder bergab",
fasst er zusammen. Die jüngsten Anstiege sieht der Kapitalmarktstratege in
der schlagartig einsetzenden wirtschaftlichen Erholung, der aufgestauten
Nachfrage und den in einigen Bereichen gestörten Lieferketten begründet.
Aber: "Die preiserhöhenden Faktoren werden durch Verhaltensanpassungen und
Angebotsausweitungen an Wirkung verlieren", meint Wilhelm. "Wir rechnen für
den Euroraum mit einer Inflation von 1,9 Prozent im laufenden Jahr, die
schon 2022 auf 1,5 Prozent fallen sollte." In den USA erwartet er eine
ähnliche Entwicklung, lediglich schneller und auf einem höheren Niveau.

Noch keine geldpolitische Straffung 2021

Ein unmittelbares Zurückfahren der geldpolitischen Hilfen erwartet Wilhelm
daher nicht. "Die Zentralbanken werden durch die Sondereffekte
hindurchschauen", ist er überzeugt. Allerdings: Je robuster der Aufschwung
in den Vereinigten Staaten, umso mehr dürfte für die US-Notenbank Fed der
Druck zur Drosselung ihrer Anleiheankäufe ("Tapering") zunehmen. "Im
laufenden Jahr wird die Fed ihr Ankaufprogramm noch nicht drosseln - aber
sie wird beginnen, die Märkte auf weniger Anleiheankäufe ab dem zweiten
Quartal 2022 einzustellen", prognostiziert er. Im Euroraum ist ein solcher
Schritt noch weit entfernt. Im Gegenteil: Ein hartes Abfallen des Impulses
durch die Europäische Zentralbank (EZB) nach Auslaufen der aktuellen
Programme im April 2022 ist sehr unwahrscheinlich. "Um ein geldpolitisches
Kliff zu vermeiden wird die EZB in der zweiten Jahreshälfte 2021 eine
Verlängerung der Anleiheankäufe bekanntgeben", sagt er.

Kapitalmarktumfeld weiter positiv, aber anspruchsvoller

Insgesamt bleibt das Kapitalmarktumfeld damit positiv. Aber: Die
Herausforderungen nehmen zu. "Der Punkt der maximalen
Konjunkturbeschleunigung dürfte im Spätsommer erreicht sein", erläutert
Wilhelm. "Danach geht es mit der Wirtschaft zwar immer noch aufwärts, aber
das Tempo wird nachlassen." Hinzu kommen die vermehrt zu erwartenden
Diskussionen über Inflation und geldpolitische Straffung. "Beides wird auf
den Bewertungen lasten", ist der Kapitalmarktstratege überzeugt. Daher
gewinnen die taktische Steuerung und die Titelauswahl für die Geldanlage an
Bedeutung.

Aktien besonders aussichtsreich

Besonders aussichtsreich sind nach Einschätzung Wilhelms weiter Aktien. "Die
Ertragskraft der Unternehmen ist ungebrochen. Wir erwarten einen weiteren
Gewinnanstieg von 15 bis 20 Prozent bis Jahresende", prognostiziert er. Die
hohe Profitabilität wirkt damit auch dem Druck auf die Bewertungsniveaus
entgegen und ermöglicht weitere Kursanstiege. Beim DAX hält Wilhelm neue
Allzeithochs für möglich und rechnet bis zum Jahresende mit 16.200 Punkten.
Mit leichten Vorteilen sieht er dabei aktuell vor allem substanzstarke Titel
(Value) und zyklische Werte wie Banken oder Energieunternehmen.

Moderater Renditeanstieg bei sicheren Staatsanleihen

Starker Treiber für Aktien waren zuletzt die Anleihemärkte. Höhere Renditen
wirken dabei belastend, denn die zukünftigen Zahlungsströme der Unternehmen
sind dann in heutiger Kaufkraft weniger wert. Besonders Wachstumstitel,
deren Gewinne zeitlich weiter in der Ferne liegen, wurden von diesem Effekt
getroffen. Hier gibt Wilhelm vorläufig Entwarnung: "Die Renditen werden bis
zum Jahresende kaum noch steigen." Bei US-Treasuries mit zehnjähriger
Laufzeit rechnet er mit 1,9 Prozent zum Jahresende, bei laufzeitengleichen
deutschen Bundesanleihen dürfte der Wert bei -0,1 Prozent liegen.

In den Vereinigten Staaten ist dabei zwar angesichts der großen
Haushaltsdefizite das Netto-Angebot an Staatsanleihen groß. Gleichzeitig
sind Investments durch die steile Zinsstrukturkurve (und die damit
einhergehende Möglichkeit zur Vereinnahmung der Rollrendite) aber für viele
Anleger wieder attraktiv, selbst unter Berücksichtigung von
Währungsabsicherungen. Das begrenzt das Potenzial für Zinsanstiege. Bei
deutschen Staatsanleihen hingegen ist das Netto-Angebot nach
Berücksichtigung der Anleihekäufe der EZB negativ. "Die Knappheit wirkt
höheren Renditen bei Bunds entgegen", sagt Wilhelm.

Auf Renditeaufschläge setzen

Unternehmensanleihen hält er nach wie vor für interessant, trotz eher
gesunkener Ertragspotenziale. "Weitere Einengungen der Risikoaufschläge sind
eher unwahrscheinlich", meint Wilhelm. Gleichzeitig rechnet er aber nicht
mit einem breiten Anstieg von Firmeninsolvenzen. "Die große Pleitewelle
bleibt nach unseren Berechnungen aus, auch wenn es auf Sektor- und
Unternehmensebene durchaus zu Problemen kommen kann." Er rät eher zu
höherrentierlichen Anleihen ("High Yield") denn zu risikoärmeren
Ratingklassen, da hier eine höhere Risikoprämie vereinnahmt werden kann. Bei
Staatsanleihen aus den aufstrebenden Volkswirtschaften ("Emerging Markets")
empfiehlt er ebenfalls ein selektives Vorgehen. Während einige
Schwellenländer wie Indien auch wirtschaftlich nach wie vor schwer unter der
Corona-Pandemie leiden, haben andere wie Indonesien oder Russland nicht
zuletzt vom jüngsten Boom bei den Rohstoffen profitiert. "Chancen und
Risiken halten sich bei den Emerging Markets die Waage", urteilt Wilhelm.

Energierohstoffe profitieren von wirtschaftlicher Öffnung

Mit Blick auf Rohstoffe selbst erwartet er weiter eine gute Entwicklung. "Je
stärker der Konjunkturmotor anspringt, umso mehr werden zyklische Rohstoffe
profitieren", so der Kapitalmarktstratege. Insbesondere Energie hält er für
aussichtsreich und rechnet zum Jahresende mit einem Preis von 70 US-Dollar
je Fass der Nordseesorte Brent. Daneben sprechen strukturelle Trends wie die
Elektrifizierung und Dekarbonisierung der Wirtschaft für Industriemetalle
wie Kupfer oder Aluminium.

Aktiv und nachhaltig: Geldanlage im Nach-Corona-Zeitalter

"Im Übergang zur post-pandemischen Phase sollten Anleger besser selektiv auf
Aktien, Unternehmensanleihen mit Renditeaufschlag und zyklische Rohstoffe
setzen," fasst Wilhelm seine Empfehlungen zusammen. Zudem rät er, die
vorhandenen Performancechancen mittels aktiver Taktik und sorgfältiger
Titelselektion umfassend zu nutzen. "Im Nach-Corona-Zeitalter gehört zu
einem ausgewogenen Portfolio neben Stabilitätsankern wie der Immobilie
unbedingt auch ein größerer Chancenteil", sagt der Kapitalmarktstratege.
Insbesondere die langfristigen Trends bieten seiner Einschätzung nach
erhebliche Renditepotenziale. "Corona hat den Umbau zu digitalen,
nachhaltigen Volkswirtschaften weiter beschleunigt. Darin stecken erhebliche
Anlagechancen", ist er überzeugt.


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