--US-Verbraucherpreise stiegen zuletzt mit Jahresrate von 5,0 Prozent

--Erzeuger- und Importpreisinflation auf Mehrjahreshochs

--Chinas BIP wächst um 8,0 Prozent

--Bank of Japan bestätigt Geldpolitik

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Inflationsdruck in den USA dürfte im Juni auf hohem Niveau geblieben sein. Volkswirte erwarten laut Factset-Konsens, dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent gestiegen sind, wodurch die Jahresteuerung lediglich auf 4,9 (Mai: 5,0) Prozent zurückgehen würde. Das Arbeitsministerium veröffentlicht die Daten am Dienstag (14.30 Uhr). Daneben kommen die US-Erzeuger- und Importpreisdaten sowie die von der Universität Michigan erhobenen Inflationserwartungen. Außerdem entscheidet die Bank of Japan über ihre Geldpolitik und China veröffentlicht erste BIP-Daten für das zweite Quartal.

Den Daten zur US-Inflation kommt gegenwärtig die höchste Aufmerksamkeit zu. Die Inflationsrate ist von 1,4 Prozent im Januar auf 5,0 Prozent im Mai gestiegen, den höchsten Wert seit 2010. Ein wichtiger Grund hierfür sind neben Basiseffekten die steigenden Ölpreise und die sehr großzügige finanzielle Unterstützung der Amerikaner während der Corona-Krise durch den Staat. Das schlägt sich beispielsweise in den Gebrauchtwagenpreisen nieder, die im Mai innerhalb eines Monats um 7,3 Prozent anzogen. Auch deshalb lag die Kerninflationsrate zuletzt bei 3,8 Prozent, dem höchsten Wert seit 1992. Für Juni wird ein Anstieg auf 4,0 Prozent erwartet.

Die US-Notenbank bevorzugt bei der Inflationsmessung allerdings den Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE-Deflator). Dieser war im Mai mit einer Jahresrate von 3,9 Prozent gestiegen und der Kernindex um 3,4 Prozent.


   Investoren sehen hohe Inflation mit Sorge 

Investoren sehen diese Entwicklung grundsätzlich mit einiger Sorge, denn die hohen Bewertungen an den Anleihe- und Aktienmärkten lassen sich nur mit der Aussicht auf längere Zeit niedrige Zinsen rechtfertigen. Allerdings haben die Finanzmärkte zuletzt wieder auf voller Breite zugelegt, obwohl sich Offizielle der Federal Reserve zuletzt für ein schnelleres Ende der sehr lockeren Geldpolitik aussprachen.

Ein Grund dafür könnte die noch unvollkommene Erholung des US-Arbeitsmarkts von der Corona-Krise sein. Verschiedene Messgrößen von Beschäftigung, Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit haben noch nicht wieder ihr Vorkrisenniveau erreicht. Zudem besteht Unsicherheit darüber, wo nach Corona die "natürliche" Arbeitslosenquote liegt. Ein weiterer Grund könnte die Sorge wegen der Ausbreitung der hoch ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus sein.

Am Mittwoch (14.30 Uhr) veröffentlicht das Arbeitsministerium Erzeugerpreisdaten. Hier hatte die Jahresteuerung zuletzt bei 6,6 Prozent gelegen, dem höchsten Wert seit 2010. Für Juni wird ein Rückgang auf 6,4 Prozent prognostiziert. Auch bei den Importpreisen (Donnerstag, 14.30 Uhr) war es im Mai mit 11,3 Prozent der höchste Stand seit 2010 gewesen. Die von der Uni Michigan erhobenen Inflationserwartungen werden am Freitag (16.00 Uhr) veröffentlicht. Zuletzt hatte es hier einen Rückgang gegeben.

Am Mittwoch (20.00 Uhr) kommt das Beige Book der US-Notenbank. Darin enthalten sind die Kommentare der zwölf regionalen Zentralbanken der USA zu den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen in ihren Regionen, darunter Preise und Arbeitsmärkte.


   Chinas BIP wächst im zweiten Quartal um 8,0 Prozent 

Exporte bilden weiterhin die wichtigste Stütze für das Wachstum der chinesischen Wirtschaft. Ökonomen erwarten für das zweite Quartal ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 8,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im ersten Quartal war wegen der niedrigen Vergleichsbasis ein äußerst starkes BIP-Wachstum von 18,3 Prozent verzeichnet worden, das sich zwar so nicht wiederholen wird, aber Ökonomen gehen allgemein davon aus, dass die Wachstumsdynamik anhalten wird.

Exporte und Immobilieninvestitionen sind immer noch die Hauptstützen für die Wirtschaft, während die Erholung des Konsums und der Investitionen im verarbeitenden Gewerbe noch schleppend verläuft. Mit dem Fortschreiten von Chinas Impfprogramm dürfte aber der Konsum mehr Schwung gewinnen. Ein Risiko für die Wirtschaft sind die politischen Spannungen zwischen Washington und Peking.


  Bank of Japan hält ihren geldpolitischen Kurs 

Ökonomen erwarten, dass die Bank of Japan (BoJ) ihre Geldpolitik am Freitagmorgen bestätigen und ihre Ansicht bekräftigen wird, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt auf eine Erholung zusteuert. Somit dürfte der Einlagensatz bei minus 0,10 Prozent bleiben und das Renditeziel für zehnjährige Staatsanleihen bei null Prozent. Die Notenbank wird zudem neue Prognosen zu Wachstum und Inflation veröffentlichen. Im April erwartete die BoJ, dass die Wirtschaft in diesem Fiskaljahr, das im März 2022 endet, um 4,0 Prozent wachsen wird.

Angesichts des jüngsten Anstiegs der Ölpreise könnte die Prognose für die Verbraucherpreisinflation von derzeit 0,1 Prozent leicht nach oben korrigiert werden. Die weithin erwartete Entscheidung der BoJ, an ihren geldpolitischen Hebeln festzuhalten, würde einen deutlichen Kontrast zu anderen Zentralbanken darstellen, die sich auf eine Kehrtwende in der Krisenpolitik zubewegen. Eine Hauptursache für diesen Unterschied ist, dass Japans Impfprogramm nur sehr langsam vorankommt und das Land sich daher nur sehr vorsichtig öffnen kann.

Mitarbeit: Andreas Plecko

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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July 09, 2021 07:16 ET (11:16 GMT)