--Ifo-Geschäftsklima hellt sich zum dritten Mal in Folge auf

--Euroraum-BIP steigt um 1,5 Prozent, deutsches um 1,9 Prozent

--Inflationsdruck im Euroraum nimmt leicht zu

--US-Notenbank diskutiert weiter Tapering-Optionen

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der vom Ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex dürfte im Juli erneut gestiegen sein. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte prognostizieren einen Anstieg auf 102,5 (Juni: 101,8) Punkte. Für den Index der Geschäftslagebeurteilung wird ein Anstieg auf 101,5 (99,6) Punkte erwartet, für den Index der Geschäftserwartungen allerdings ein Rückgang auf 103,6 (104,0) Punkte. Das Ifo-Institut veröffentlicht die Daten am Montag (10.00 Uhr).

Die Woche bietet daneben eine Fülle weiterer Daten, so die zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Deutschland, Euroraum und den USA im zweiten Quartal und Inflationsdaten. Nicht zuletzt stehen geldpolitische Entscheidungen der US-Notenbank auf dem Programm. Zudem veröffentlichen die europäischen Bankaufsichtsbehörden die Ergebnisse der aktuellen Stresstests.

Wie schon die Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage andeuten, machen sich die deutschen Wirtschaftsakteure derzeit zwar wohl Sorgen über die Auswirkungen der weltweit grassierenden Delta-Variante des Coronavirus, was die Erwartungen etwas belasten könnte. Andererseits dürfte sich die Geschäftslage des Dienstleistungssektors so stark verbessert haben, dass die Materialknappheit in der Industrie mehr als ausgeglichen wird.


   Dienstleistungen lassen deutsches BIP im 2. Quartal kräftig steigen 

Ein Ifo-Anstieg im Juli würde Erwartungen bestätigen, dass die deutsche Wirtschaft auch im dritten Quartal stark wächst, was bereits im zweiten Jahresviertel der Fall gewesen sein dürfte. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten einen preis- und saisonbereinigten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gegenüber dem Vorquartal von 1,9 Prozent, wodurch das BIP um 9,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresquartals läge. Einen starken Wachstumsbeitrag dürfte der Dienstleistungssektor geliefert haben, der am Ende des Quartals von der schrittweisen Aufhebung der coronabedingten Einschränkungen profitierte. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht die Daten am Freitag (10.00 Uhr)


   Euroraum-BIP steigt um 1,5 Prozent 

Die Industrie des Euroraums hat während des gesamten zweiten Quartals an Zulieferproblemen gelitten, was ihren Beitrag zum Wirtschaftswachstum in diesem Zeitraum begrenzt haben dürfte. Wenn Volkswirte trotzdem einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gegenüber dem Vorquartal von 1,5 Prozent erwarten, dann wegen der im letzten Teil des Berichtsquartals stattfindenden Aufhebung coronabedingter Einschränkungen. Von ihnen dürfte der Dienstleistungssektor so stark profitiert haben, dass am Ende vor der BIP-Rate ein Plus stehe dürfte. Eurostat veröffentlicht die Daten am Freitag (11.00 Uhr).


   Euroraum-Inflation nimmt im Juli leicht zu 

Der Inflationsdruck im Euroraum dürfte im Juli leicht zugenommen haben. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte rechnen damit, dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent gesunken sind und um 2,0 (Juni: 1,9) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lagen. Für die Kernteuerung wird ein Rückgang auf 0,6 (0,9) Prozent erwartet. Auch die Inflationszahlen veröffentlicht Eurostat am Freitag (11.00 Uhr). Beeinflusst werden die Erwartungen für die Euroraum-Teuerung noch von den Daten Spaniens und Deutschlands (Donnerstag, 9.00 und 14.00 Uhr), sowie von den französischen Daten (Freitag, 8.45 Uhr).


   Fed stellt trotz hoher Inflation kein Tapering in Aussicht 

Die US-Notenbank dürfte ihre Geldpolitik bei der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) am Mittwoch unverändert lassen. Zwar sind die Inflationsraten derzeit deutlich erhöht, doch hat Fed-Chairman Jerome Powell bei seinen Kongress-Anhörungen deutlich gemacht, dass das Erreichen der Fed-Ziele nicht so nahe liegt, dass er ein Signal zur schrittweisen Verringerung der Anleihekäufe (Tapering) geben könnte. An eine Anhebung des Leitzinses (0,00 bis 0,25 Prozent) ist ohnehin nicht zu denken.

Vor allem der US-Arbeitsmarkt ist vom Vor-Corona-Zustand noch ein Stück entfernt. Immerhin dürfte der FOMC seine Beratungen darüber fortsetzen, wann das Tapering begonnen werden und welches Tempo dabei angeschlagen werden soll. Die Fed veröffentlicht ihre geldpolitischen Entscheidungen um 20.00 Uhr, die Pressekonferenz mit Powell beginnt um 20.30 Uhr.


   Europäische Bankenaufseher veröffentlichen Stresstestergebnisse 

Die Bankenaufseher von der European Banking Authority (EBA) und Europäischer Zentralbank (EZB) veröffentlichen am Freitag nach Marktschluss die Ergebnisse des aktuellen Stresstests. Der vorherige Test hatte 2018 stattgefunden, der ursprünglich für 2020 geplante war coronabedingt auf 2021 verschoben worden. Die EBA veröffentlicht um 18.00 Uhr aggregierte Daten für 50 Institute aus der EU und Norwegen, darunter 38, die der direkten Aufsicht der EZB unterliegen. Britische Institute sind nicht mehr dabei.

Um 19.00 Uhr kommt die EZB mit Daten für 51 Institute des Euroraums. Erstmals werden dabei auch granulare Daten in Tabellenform präsentiert. Die Ergebnisse sollen der besseren Beurteilung der Eigenkapitalausstattung der Institute dienen. Sie fließen den laufende Aufsichtsprozess ein, die Banken können aber nicht "durchfallen".

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

July 23, 2021 09:57 ET (13:57 GMT)