Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Inflation im Euroraum dürfte sich im November ihrem Höhepunkt genähert haben. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte rechnen damit, dass die Verbraucherpreise mit einer Jahresrate von 4,5 (Oktober: 4,1) Prozent gestiegen sind. Die Ursachen dafür liegen unter anderem in Deutschland. Der ansonsten wichtigste konjunkturelle Aufreger der Woche ist der US-Arbeitsmarktbericht für November.

Hauptursache der hohen Inflation im Euroraum sind Basiseffekte, die stürmische Nachfrage im Rahmen der Post-Corona-Erholung in Verbindung mit Angebotsengpässen und der Anstieg der Energiepreise. Die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet derzeit damit dass die Inflation "mittelfristig" wieder unter 2 Prozent sinken wird. Inflationsprognosen für 2023 und 2024 veröffentlicht sie am 16. Dezember. Das Protokoll der EZB-Ratssitzung vom 27./28. Oktober zeigt allerdings, dass man auch innerhalb der EZB mit einiger Unruhe auf die Preistrends schaut.

Im Dezember hatte die EZB für 2022 und 2023 noch Inflationsraten von 1,7 und 1,5 Prozent prognostiziert. Die EU-Kommission hatte kürzlich für 2023 1,4 Prozent Inflation vorausgesagt. Vor diesem Hintergrund ist die am Donnerstag anstehende Prognose der Organisation für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von besonderem Interesse.

Hinweise auf die Inflationsentwicklung im Euroraum werden die zuvor anstehenden nationalen Inflationszahlen geben. Der spanische Harmonisierte Preisindex (HVPI) für November wird am Montag (9.00 Uhr) veröffentlicht, der deutsche am gleichen Tag um 14.00 Uhr. Der Inflationsdruck in Deutschland könnte im November eine schwindelerregende Höhe erreicht haben - wenn auch nur vorübergehend.

Die Deutsche Bundesbank hatte in ihrem jüngsten Monatsbericht geschrieben, dass die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflation auf knapp 6 (Oktober: 4,6) Prozent steigen könnte. Ursache sei der positive Basiseffekt der im Vorjahresmonat geltenden ermäßigten Mehrwertsteuer sowie ein ebenfalls positiver Effekt, der auf das geringere Gewicht der Pauschalreisepreise im HVPI zurückgeht. Im Dezember dürfte letzterer schwinden, im Januar der Mehrwertsteuereffekt. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten für November eine HVPI-Teuerung von 5,6 Prozent.

Highlight der Woche ist der US-Arbeitsmarktbericht. Die Lage am Arbeitsmarkt dürfte sich im November weiter verbessert haben. Volkswirte erwarten, dass die Zahl der Beschäftigen außerhalb der Landwirtschaft Beschäftigten gegenüber dem Vormonat um 581.000 zugenommen hat. Im Oktober hatte der Zuwachs 531.000 betragen. Für die Arbeitslosenquote wird ein Rückgang auf 4,5 (Oktober: 4,6) Prozent prognostiziert.

Die US-Wirtschaft hat derzeit Probleme, ausreichend Arbeitskräfte zu rekrutieren, weil viele Amerikaner während der Corona-Krise aus der Erwerbsbevölkerung ausgeschieden sind. Die Ursachen sind nicht völlig klar, sicher ist aber, dass dieser Zustand zu einem kräftigen Anstieg der Löhne geführt hat. Für November wird ein Zuwachs von 0,4 Prozent erwartet.

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November 29, 2021 01:00 ET (06:00 GMT)