--EZB behält höhere PEPP-Anleihekäufe bis Juni bei

--EZB-Rat könnte über Tapering und Strategieprüfung diskutieren

--Quartalsbericht zur Kreditvergabe im Fokus der Analysten

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte am Donnerstag eine Fortführung der aktuellen Geldpolitik beschließen, nachdem er im März ein höheres Kauftempo im Rahmen des Pandemieprogramms PEPP auf den Weg gebracht hatte. Analysten erwarten, dass die EZB ihre Leitzinsen und ihre Kaufprogramme sowie die sie betreffende Forward Guidance unverändert lassen wird. Nach entsprechenden Vorstößen einzelnen Ratsmitglieder ist aber wohl eine Diskussion über Zeitpunkt und Modalitäten einer schrittweisen Verringerung der PEPP-Käufe (Tapering) unausweichlich. Thema könnte zudem die laufende Strategieüberprüfung sein.

Weitere wichtige Termine der Woche sind der Quartalsbericht zur Kreditvergabe der EZB sowie die erste Veröffentlichung der europäischen Einkaufsmanagerindizes für April.

Die EZB hatte am 11. März beschlossen, das monatliche Volumen ihrer PEPP-Käufe im zweiten Quartal - also bis Juni - deutlich zu erhöhen. Was genau das bedeutet, wollte sie nicht sagen, und die Urteile von Analysten dazu gehen auseinander. Die Einen finden die Käufe auf Basis der bisher vorliegenden Daten immer noch zu niedrig, die Anderen verweisen auf die seit März mehr oder weniger stabilen Renditen und Zinssätze - das Programm wirke, meinen sie. Und so sieht das wohl auch die EZB selbst.

Für Juni deutet sich allerdings eine Diskussion über das weitere Vorgehen an: Sollen die PEPP-Käufe mit dem erhöhte Volumen fortgeführt oder sollen sie wieder verringert werden? Auch hierüber gehen sowohl die Meinungen als auch die Prognosen auseinander. Der EZB-Rat ist in diesem Punkt wie eh und je in Tauben und Falken gespalten, wobei die Tauben, also die Befürworteter einer möglichst lockeren Geldpolitik, eine strukturelle Mehrheit haben.


  Erste Vorschläge für geringere PEPP-Käufe ab dem dritten Quartal 

Die Agenda wird derzeit aber von den Falken bestimmt. So schlug jüngst Ratsmitglied Klaas Knot (Niederlande) vor, die Käufe ab dem dritten Quartal schrittweisen zu verringern (Tapering). Pierre Wunsch (Belgien) sprach davon, die Käufe "ab einem bestimmten Punkt" zu reduzieren. Dem widersprachen prominente Tauben. Gegenwärtig sind die Käufe so eingestellt, dass das PEPP noch bis Ende März 2022 laufen kann, ohne dass das Gesamtvolumen von 1.850 Milliarden Euro erhöht werden müsste.

Eine Verlängerung der höheren Monatsvolumina würde aber eine Diskussion über die Zukunft des PEPP - langsam Aussteigen oder Gesamtvolumen aufstocken? - mit sich bringen. Manche Analysten erwarten, dass der Rat hierüber auch schon im April diskutieren wird.

Auswirkungen auf die weitere geldpolitische Ausrichtung dürfte auch die laufende Strategieprüfung haben, deren Ergebnisse im September vorgestellt werden sollen. Viele Analysten erwarten nach entsprechenden Andeutungen von EZB-Offiziellen, dass sich die EZB ein symmetrisches Inflationsziel von 2 Prozent geben wird, nachdem sie bisher eine Inflation von "unterm, aber nahe 2 Prozent" anstrebt. Das ließe höhere Inflationsraten tolerabel erscheinen - wenn sie sich denn einstellen.


   EZB informiert über Kreditstandards der Banken 

In einem engen Zusammenhang mit der EZB-Geldpolitik steht die Kreditvergabe des Bankensektors. Die wächst zwar immer noch, aber nicht mehr so stark wie vor einiger Zeit. Eine Rolle spielen dabei sowohl Angebots- als auch Nachfragefaktoren: Die Banken straffen oder lockern ihre Kreditstandards, die Kunden passen ihre Nachfrage unter anderem diesen Rahmenbedingungen an.

Am Dienstag (10.00 Uhr) veröffentlicht die EZB einen aktuellen Schnappschuss dieses Wechselspiels, den Quartalsbericht zur Kreditvergabe für das erste Quartal. Im vierten Quartal hatten die ihre Standards unerwartet deutlich gestrafft und für das erste Quartal eine weitere, ähnlich starke Straffung in Aussicht gestellt.


   Europäische Einkaufsmanagerindizes dürften sinken 

Am Freitag kommen die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für Frankreich, Deutschland und den Euroraum für April. Angesichts der bereits verschärften oder in Aussicht gestellten schärferen Lockdown-Maßnahmen dürften die PMIs wohl gesunken sein.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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April 16, 2021 09:13 ET (13:13 GMT)