--Erhöhtes PEPP-Kaufvolumen dürfte im 3. Quartal Bestand haben

--Zinsen, APP-Volumen und Forward Guidance bleiben unverändert

--Deutsche Produktion steigt um 0,4 Prozent

--US-Verbraucherpreise unter genauer Beobachtung

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte am Donnerstag eine Fortsetzung seiner ultra-lockeren Geldpolitik beschließen. Volkswirte erwarten, dass sowohl die Leitzinsen als auch das Volumen der Wertpapierkaufprogramme APP und PEPP und die sie betreffende Forward Guidance unverändert bleiben wird. Diese Prognose gilt sowohl für das Gesamtvolumen und die Dauer des Pandemiekaufprogramms PEPP als auch für das laufende Monatsvolumen der Anleihekäufe. Die EZB veröffentlicht außerdem neue Stabsprojektionen zu Wachstum und Inflation.

Die Woche bringt außerdem aus Deutschland Daten zu Auftragseingang, Industrieumsatz, Industrieproduktion und Außenhandel.


   EZB hat knapp 60 Prozent des PEPP-Volumens ausgeschöpft 

Die EZB hatte per Ende Mai 1.095 Milliarden Euro bzw. knapp 60 Prozent des voraussichtlichen PEPP-Zielvolumens von 1.850 Milliarden Euro ausgeschöpft. Im März hatte sie wegen des Anstiegs der Staatsanleiherenditen beschlossen, das monatliche Kaufvolumen deutlich anzuheben, worauf sich die PEPP-Anleihebestände im April um 80 Milliarden Euro erhöhten - Zahlen für Mai werden am Montag veröffentlicht.

Hielte die EZB dieses Kaufvolumen durch, wäre das Programmvolumen im Februar ausgeschöpft, einen Monat vor seinem aktuell geplanten Ende. Eine Fortführung des aktuellen Volumens könnte also Spekulationen über eine Anhebung des PEPP-Gesamtvolumens von derzeit 1.850 Milliarden Euro Nahrung geben.

Manche Analysten sind der Meinung, dass es die am Donnerstag zur Veröffentlichung anstehenden Wachstums- und Inflationsprognosen der EZB erlauben würden, ihre Käufe etwas zurückzufahren - es werden allgemein leicht höhere Prognosen für dieses Jahr erwartet. Eine Mehrheit der Analysten glaubt aber, dass die EZB davor zurückschrecken wird, weil sie befürchtet, dass dies bereits als Signal für eine bevorstehende Verringerung der Käufe (Tapering) missdeutet werden würde, was die Renditen deutlich steigen ließe - eben das will die EZB mit ihrem PEPP verhindern.


   EZB-Kommunikation spricht gegen geringeres PEPP-Monatsvolumen 

Gegen geringere PEPP-Käufe spricht nicht zuletzt die Kommunikation der EZB. Nur zwei bekannte "Falken" haben sich in letzter Zeit dafür ausgesprochen, über eine Verringerung der Käufe nachzudenken, aber mehrere Ratsmitglieder dagegen - darunter auch "Nicht-Tauben" wie Isabel Schnabel und Francois Villeroy de Galhau. Schnabel wies darauf hin, dass der jüngste Renditeanstieg vor allem dem besseren Wachstumsausblick geschuldet gewesen sei, das aber die Staatsanleiherenditen deutlicher als die risikofreien Zinssätze gestiegen seien.

Die EZB veröffentlicht ihre geldpolitischen Entscheidungen am Donnerstag (13.45 Uhr), gegen 14.30 Uhr beginnt die Pressekonferenz mit Präsidentin Christine Lagarde. Am Montag (15.45 Uhr) kommt der alle zwei Monate erscheinende EZB-Bericht über die PEPP-Anleihekäufe, in diesem Fall für die Monate April und Mai.

Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands dürfte mit einem verhaltenen Zuwachs in zweite Quartal gestartet sein. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass die Produktion im April gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent gestiegen ist. Im März hatte die Produktion erstmals nach zwei Monaten mit rückläufigem Output wieder zugelegt. Allerdings hatte die Einkaufsmanagerumfrage von IHS Markit im April erstmals Probleme mit der Zulieferung von Vormaterialien zutage gebracht. Im März hatte das Containerschiff "Ever Given" mehrere Tage lang den Suez-Kanal blockiert.


   Deutscher Auftragseingang dürfte um 0,8 Prozent gestiegen sein 

Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht die Daten am Dienstag (8.00 Uhr). Hinweise auf die Produktion werden schon die am Montag anstehenden Daten zu Auftragseingang und Industrieumsatz bringen. Der Auftragseingang dürfte zum zwölften Mal in 13 Monaten gestiegen sein, und zwar um 0,8 Prozent. Für die deutschen Exporte (Veröffentlichung Mittwoch, 8.00 Uhr) erwarten die befragten Analysten einen monatlichen Zuwachs von 0,4 Prozent.

Ein wichtiges Konjunkturdatum in der Woche sind auch die US-Verbraucherpreise für Mai. Im April hatte die Teuerung unerwartet deutlich - auf 4,2 Prozent - angezogen und die Kernteuerung auf 3,0 Prozent. Das hatte Befürchtungen an den ohnehin nervösen Märkten verstärkt, dass die US-Notenbank früher als bisher angenommen ihre geldpolitischen Zügel anziehen würde. Die aktuellen Bewertungen an den Aktien- und Anleihemärkten wären dann nicht mehr zu rechtfertigen.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/smh

(END) Dow Jones Newswires

June 04, 2021 10:48 ET (14:48 GMT)