Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die unerwartet kräftige Erholung der deutschen Wirtschaft nach dem Ende der Corona-Krise droht an der von ihr selbst mitverursachten hohen Nachfrage nach Vorleistungsgütern und Rohstoffen zu ersticken. Nachdem die Anfang des Monats unter Finanzmarktakteuren erhobenen Stimmungsindikatoren eine konjunkturelle Abbremsung anzeigten, dürften in dieser Woche die Einkaufsmanagerindizes (PMI) aus der Realwirtschaft folgen. IHS Markit veröffentlicht die Daten am Freitag um 9.30 Uhr. Die Woche startet mit den Daten zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal.


   Angebotsprobleme lassen Lieferzeiten und Preise steigen 

Das Dilemma der Industrie ist inzwischen sattsam bekannt: Die Nachfrage nach Gütern Made in Germany ist groß, die Auftragsbücher sind voll. Aber Germany kann nur mit Verzögerung liefern, weil Teile oder Rohstoffe fehlen. Diese Angebotsprobleme führen nicht nur zu zeitlichen Verzögerungen, sondern auch zu Preissteigerungen. Passend zu dieser Gemengelage veröffentlicht das Statistische Bundesamt am Dienstag (8.00 Uhr) Daten zur Entwicklung von Auftragsbeständen und -reichweiten. Am Mittwoch kommen zur gleichen Zeit Erzeugerpreisdaten für September.

Im September lag der Industrie-PMI zwar noch bei 58,4 Punkte, also deutlich oberhalb der Wachstumsmarke von 50 Punkten, doch war die Abbremsung gegenüber dem Vormonatsstand von gut 62,6 Punkten enorm. Volkswirte erwarten, dass der Index im Oktober weiter auf 57,0 Punkte gefallen ist.


   Deutscher Service-PMI sinkt trotz anhaltender Erholung 

Im Dienstleistungssektor ist die Welt dagegen noch in Ordnung. Die Erholung nach der Aufhebung der coronabedingten Eindämmungsmaßnahmen hält an. Allerdings lässt das Tempo der Erholung mit zunehmender Dauer nach. Fraglich ist zudem, in welchem Maße sich die Erwartungen dieses Sektors von den Kalamitäten in der Industrie abkoppeln können und ob der herannahende Winter die Stimmung angesichts steigender Energiepreise trübt. Erwartet wird ein Rückgang des Service-PMI auf 55,0 (September: 56,2) Punkte.

Um 9.15 Uhr kommen die französischen PMIs und um 10.00 Uhr die des Euroraums.


   Standard & Poor's aktualisiert Rating Griechenlands 

Am Freitagabend steht eine ganze Reihe von Rating-Aktualisierungen durch Standard & Poor's (S&P) an. Im Mittelpunkt des Interesses steht Griechenland, dessen Kreditwürdigkeit S&P erst im April auf BB angehoben und mit einem positiven Ausblick versehen hatte. Die Ratings von Großbritannien, Italien und der Türkei haben einen stabilen Ausblick.

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DJG/hab/smh

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October 18, 2021 01:00 ET (05:00 GMT)