BERLIN (dpa-AFX) - Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) hat vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Entwicklung bekräftigt, dass Schulen und Kitas möglichst offen bleiben sollen. Man habe das Recht auf Bildung und den Gesundheitsschutz der gesamten Schulfamilie eng im Blick, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. "Angesichts der sehr heterogenen Situation in Deutschland kann aber niemand ernsthaft wollen, dass alle Schulen und Kitas wieder komplett schließen müssen." Es gelte, vor Ort die Lage sehr genau zu analysieren und passende Maßnahmen anzuordnen, so wie es auch das Robert Koch-Institut empfehle.

Hubig sagte, es mache einen Unterschied, ob ein Infektionsgeschehen eng eingrenzbar oder in der Gesellschaft breit gestreut sei. "Dann treten Maßnahmen in Kraft wie eine Maskenpflicht im Unterricht, der Wechsel von Fern- und Präsenzunterricht oder aber auch die temporäre Umstellung auf Fernunterricht - so wie das aktuell in den Ländern geschieht." Anders als im März und April wisse man, dass Schulen und Kitas nicht der Treiber der Pandemie seien, sagte die SPD-Politikerin.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hatte Ländern und Kommunen einen widersprüchlichen Umgang mit den Corona-Regeln für Schulen vorgeworfen. Der Regelbetrieb laufe vielerorts weiter, obwohl in Städten und Regionen immer häufiger der kritische Wert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche überschritten werde, sagte Meidinger der "Rhein-Neckar-Zeitung" (Heidelberg). "Bei diesem Wert müsste es eigentlich eine Rückkehr zum Wechselbetrieb mit halbierten Klassen geben." Er kenne aber kaum eine Kommune, die entsprechend handele. "Es sorgt uns, dass diese Richtwerte für verschärfte Hygieneschutzmaßnahmen an Schulen komplett ignoriert werden, um Schulen auf Teufel komm raus offen zu halten."/jr/DP/fba