WASHINGTON/ELMAU (dpa-AFX) - Der britische Premierminister Boris Johnson sieht die amerikanische Demokratie trotz der Verwerfungen bei der Präsidentschaftswahl 2020 und der Attacke auf das US-Kapitol nicht in Gefahr. "Ich denke, dass die Berichte über den Tod der Demokratie in den Vereinigten Staaten stark übertrieben sind", sagte Johnson am Sonntag in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN am Rande des G7-Gipfels in Bayern. Es habe "einige seltsame und unschöne Szenen" gegeben. "Aber ich glaube nicht, dass die amerikanische Demokratie ernsthaft bedroht ist, ganz im Gegenteil", sagte Johnson. "Ich glaube nach wie vor, dass Amerika weltweit der größte Garant für Demokratie und Freiheit ist."

Der Ex-US-Präsident Donald Trump, der ein enges Verhältnis zu Johnson pflegte, behauptet bis heute ohne Belege, durch Betrug um den Sieg bei der Präsidentschaftswahl 2020 gebracht worden zu sein. Über Monate hinweg versuchte der Republikaner damals mit fragwürdigsten Methoden, den Wahlerfolg des Demokraten Joe Biden zu kippen. Der Widerstand gegen den Wahlausgang gipfelte im Angriff auf das Kapitol.

Anhänger Trumps stürmten am 6. Januar 2021 gewaltsam den Parlamentssitz in der Hauptstadt Washington. Dort war der Kongress zusammengekommen, um Bidens Wahlsieg zu zertifizieren. Am Rande der Krawalle kamen fünf Menschen ums Leben. Trump hatte seine Anhänger kurz zuvor bei einer Kundgebung damit aufgewiegelt, dass ihm der Wahlsieg bestohlen sei. Der Gewaltausbruch sorgte im In- und Ausland für einen Schock und kratzte das internationale Image der USA an.

Ein Untersuchungsausschuss im US-Kongress arbeitet die Attacke auf das Kapitol derzeit auf. Auf eine Frage nach den Anhörungen des Gremiums und nach Trumps Rolle bei dem Angriff wollte Johnson nicht antworten. Er entgegnete lediglich, unter engen Freunden solle man innenpolitische Themen beim anderen nicht kommentieren./jac/DP/nas