Bangalore/München (Reuters) - Aus eins mach zwei: Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) spaltet sein Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten und anderen Gesundheitsprodukten ab.

Das Unternehmen mit Marken von "Listerine"-Mundspülung über "Penaten"-Babypuder bis zu "Band-Aid"-Pflaster soll in den nächsten eineinhalb bis zwei Jahren als eigenständige Firma an die Börse gebracht werden, wie J&J am Freitag mitteilte. In dem Bereich setzt der Konzern bisher mit 20.000 Mitarbeitern rund 15 Milliarden Dollar um. Übrig bleibt das Pharmageschäft, das für seinen Covid-19-Impfstoff bekannt ist, aber auch Krebsmedikamente und medizinische Geräte verkauft und damit rund 77 Milliarden Dollar umsetzt. Die Aufspaltung ist der größte Einschnitt in der 135-jährigen Geschichte des Unternehmens, das insgesamt 136.000 Menschen beschäftigt.

"Die neue Johnson & Johnson und die neue Konsumgüter-Firma können ihre Mittel effektiver für Patienten und Verbraucher einsetzen, Wachstum forcieren und beträchtlichen Wert schaffen", sagte der designierte J&J-Chef Joaquin Duato. Der Konzern aus New Brunswick im Bundesstaat New Jersey folgt damit dem Beispiel anderer Pharma-Unternehmen. So hatten GlaxoSmithKline und Pfizer ihr Konsumgüter-Geschäft erst zusammengeführt, um es im nächsten Jahr abzutrennen. Die Darmstädter Merck hatte ihr Geschäft mit rezeptfreien Arzneien wie Nasensprays oder Vitamintabletten 2018 an Procter & Gamble verkauft.

An der Börse kamen die J&J-Pläne gut an: Die Aktie sprang vorbörslich um vier Prozent nach oben. Dabei kostet der Schritt nach Schätzungen des Unternehmens zunächst eine halbe bis eine Milliarde Dollar. Derzeit gibt es weltweit eine Welle von Auf- und Abspaltungen. General Electric - einst das Symbol für erfolgreiche Konglomerate - hatte erst am Dienstag angekündigt, sich in drei Unternehmen aufzuspalten. Die gebeutelte japanische Toshiba folgte - unter dem Druck aktivistischer Investoren - am Freitag und plant ebenfalls eine Dreiteilung.

Sie folgen der ökonomischen Theorie, dass Mischkonzerne an der Börse oft niedriger bewertet werden als ihre Einzenteile. Mit einer Aufspaltung wollen sie diesen "Konglomeratsabschlag" reduzieren.

Auch in Deutschland spalten sich börsennotierte Konzerne auf - aus unterschiedlichen Motiven: So brachte Siemens die Medizintechnik-Sparte als Siemens Healthineers an die Börse, um ihr die Möglichkeit zu geben, mit eigenem Geld große Zukäufe zu stemmen. Die Energietechnik-Sparte Siemens Energy wurde abgespalten, weil sie im Umbruch zu Erneuerbaren Energien weniger Rendite abwarf als die anderen Bereiche. Der Autozulieferer Continental spaltete die Antriebs-Tochter Vitesco ab, die sich in den nächsten Jahren auf Elektromobilität umstellen muss. Daimler trennt das Lkw- vom Autogeschäft, weil beide wenig Gemeinsamkeiten haben.