BERLIN (dpa-AFX) - Der Intensivmediziner Uwe Janssens hat der Politik ein zu zögerliches Handeln bei der Eindämmung der anrollenden vierten Corona-Welle vorgeworfen. "Eigentlich würden wir uns wünschen, dass da klarer gehandelt wird", sagte der Generalsekretär der Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin (DGIIN) am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin". "Wir haben im letzten Jahr gesehen, was das für Folgen hat, wenn man zuwartet und gar nichts macht. Das scheint sich zu wiederholen."

Janssens wies auf Großbritannien hin, wo zu beobachten sei, wie der Anstieg der Infektionszahlen mehr Krankenhauseinweisungen und auch Beatmungen sogar junger Menschen nach sich ziehe. Wenn es wieder viele Infizierte gebe, werde das Auswirkungen auch auf die Wirtschaft haben.

Im politischen Streit um den künftigen Stellenwerte der Inzidenz - also der Entwicklung der Neuinfektionen im Verhältnis zur Bevölkerungszahl - sagte er, diese bleibe ein wichtiger Faktor für die Beurteilung der Lage. Sie müsse gemeinsam betrachtet werden mit der Zahl der Krankenhauseinweisungen und der Auslastung der Intensivbetten. Dazu gebe es in Deutschland wegen des Datenschutzes aber teils noch zu wenig detaillierte Angaben.

Von einer Impfpflicht für das Gesundheitspersonal wie in Frankreich riet Janssens ab. Dies würde viele Skeptiker nur verschrecken und womöglich sogar zum Berufswechsel veranlassen, sagte er. Wichtiger sei es, aufzuklären und die Ängste der Menschen ernst zu nehmen./and/DP/mis