Frankfurt (Reuters) - Gemischt ausgefallene Firmenbilanzen und fehlende klare Aussagen zur EZB-Geldpolitik halten Investoren von größeren Engagements an den europäischen Aktienmärkten ab.

Der Dax bröckelte am Donnerstag um 0,1 Prozent auf 15.696,33 Punkte ab, während der EuroStoxx50 um 0,2 Prozent auf 4228,81 Zähler zulegte. An der Wall Street rückte der US-Standardwerteindex Dow Jones ein halbes Prozent vor. "Die Märkte sind im Niemandsland gefangen", sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Die einen Anleger hofften auf weiter steigende Firmengewinne, während die anderen wegen der anziehenden Inflation schrumpfende Margen befürchteten.

Die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) lieferte ebenfalls keine nachhaltigen Impulse. "Die EZB hat alle wichtigen Fragen - allem voran die Entscheidung über die Zukunft der Anleiheankäufe - auf ihre Dezember-Sitzung gelegt", sagte Otmar Lang, Chef-Volkswirt der Targobank. "Und das, obwohl die Inflationserwartungen in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen sind. Andererseits sind die Stimmungsindikatoren mindestens genauso stark nach unten gegangen." Dies spiele denjenigen Notenbankern in die Hände, die für eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik plädierten.

Allerdings bekräftigte EZB-Chefin Christine Lagarde, dass das Pandemie-Notkaufprogramm PEPP im März 2022 enden soll. Wie es danach weitergeht, ließ sie aber offen. Der Euro stieg daraufhin um 0,7 Prozent auf 1,1687 Dollar. Bei Staatsanleihen südeuropäischer Länder zogen sich Investoren zurück. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen spanischen Bonds zeitweise auf ein Fünf-Monats-Hoch von 0,57 Prozent.

BEIERSDORF UND VOLKSWAGEN ENTTÄUSCHEN MIT ZAHLEN

Am deutschen Aktienmarkt gehörte Beiersdorf mit einem Minus von 4,7 Prozent zu den Verlierern. Das organische Umsatzwachstum des Konsumgüter-Herstellers sei hinter den Erwartungen zurückgeblieben, monierte DZ-Bank-Analyst Thomas Maul.

Daneben rückte Volkswagen ins Rampenlicht. Der Autobauer schraubte nach einem Rückgang des operativen Quartalsgewinns seine Absatzziele für das Gesamtjahr zurück. "Der dem Chip-Mangel geschuldete Auslieferungseinbruch ist alarmierend und könnte sich bis weit in das Jahr 2022 hineinziehen", warnte NordLB-Analyst Frank Schwope. VW-Aktien fielen um 4,5 Prozent.

Der Opel-Mutter Stellantis brockte der Chip-Mangel einen Umsatzrückgang ein. Die Kursverluste fielen in Mailand mit 1,3 Prozent allerdings vergleichsweise gering aus. Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies hob die dank der Konzentration auf profitablere Modelle höheren durchschnittlichen Verkaufspreise hervor.

FORD IM PLUS - WPP MACHT MIT AUSBLICK WERBUNG FÜR SICH

Die Titel des US-Rivalen Ford stiegen dagegen um mehr als 13 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Hoch von 17,57 Dollar, obwohl der Nettogewinn wegen Chipmangels um ein Viertel eingebrochen ist. Er liege aber doppelt so hoch wie von Analysten erwartet, gab Analyst David Whiston vom Research-Haus Morningstar zu bedenken. Außerdem habe der Autobauer in seinem Südamerika-Geschäft erstmals seit 2013 einen operativen Quartalsgewinn erzielt.

In London stiegen die Papiere von WPP zeitweise um acht Prozent. Dank eines überraschend starken Quartalsergebnisses hob die weltgrößte Werbefirma, zu der die deutsche Agentur Scholz & Friends gehört, ihre Ziele an. Der Umsatz wuchs den Angaben zufolge mit 15,7 Prozent fast doppelt so stark wie erwartet. Für das Gesamtjahr peilt das Unternehmen nun ein Plus von 11,5 bis zwölf statt neun bis zehn Prozent an.