München (Reuters) - Infineon stellt sich angesichts der zunehmenden Verbreitung von Elektroautos und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien auf eine dauerhaft höhere Nachfrage nach Halbleitern ein.

Viele Anwendungen würden weiter elektrifiziert und digitalisiert, deswegen sei zu erwarten, dass die starke Chip-Nachfrage in praktisch allen Märkten anhalte, sagte Infineon-Chef Reinhard Ploss am Mittwoch. Die Chipknappheit in den Bereichen Automotive, Industrie, Rechenzentren, Internet der Dinge und anderen Bereichen werde bis weit in das Jahr 2022 bestehen bleiben.

Vor allem die Autobranche leidet derzeit massiv unter den Engpässen bei Halbleitern. Weltweit stocken deswegen Chiphersteller ihre Investitionen auf, um den Bedarf zu decken. Allein Infineon will im laufenden Geschäftsjahr 2021/22 bis Ende September 2,4 Milliarden Euro ausgeben. Ploss sprach von enormen Summen, die derzeit in den Kapazitätsausbau gesteckt würden, allein asiatische Hersteller gäben dreistellige Milliardenbeträge aus. Zugleich dämpfte er Sorgen vor massiven Überkapazitäten, sobald die neuen Anlagen in Betrieb gingen: "Wir gehen davon aus, dass die Industrie im Vergleich zu früheren Jahren reifer geworden ist." Gerade die Auftragsfertiger investierten durchaus mit Bedacht, sagte er.

Bis Angebot und Nachfrage wieder im Gleichgewicht seien, werde es aber trotz der zusätzlichen Investitionen noch dauern, sagte Ploss. An den meisten Märkten seien die Kapazitäten weiterhin knapp, die Lagerbestände seien niedrig. Allerdings zeichne sich eine gewisse Stabilisierung ab, sagte Ploss: "Die Nachfrage übersteigt das Angebot weiterhin. Es gibt einen erheblichen Aufholbedarf. Aber der Auftragsbestand wächst nicht mehr so stark." Infineon erwirtschaftet rund zwei Fünftel seiner Erlöse im Autogeschäft.

UMSATZ IM QUARTAL ERSTMALS ÜBER DREI MILLIARDEN EURO

Die hohe Nachfrage nach Halbleitern bescherte dem Chiphersteller aus München ein Rekordquartal, der Umsatz lag mit drei Milliarden Euro gut ein Fünftel über dem Vorjahresniveau und höher als Experten vorausgesagt hatten. Im gesamten Geschäftsjahr 2020/2021 lagen die Erlöse bei gut elf Milliarden Euro und damit 29 Prozent höher als im Vorjahr.

Das Segmentergebnis - die Summe der Gewinne der einzelnen Sparten - verdoppelte sich fast auf 2,07 Milliarden Euro, die Marge erreichte 18,7 Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 sagte Ploss einen weiteren Anstieg des Umsatzes auf 12,7 Milliarden Euro voraus und hob die Prognose für die Marge auf 21 Prozent an. "Wir sind so schlagkräftig wie nie", betonte der Infineon-Chef.