Japanische Immobilien, ein Strohfeuer?

Noch vor kurzem jubelten Finanzmedien über das starke Interesse ausländischer Investoren an japanischen Immobilien. Angezogen von niedrigen Zinsen und einem schwachen Yen sowie der Stabilität der japanischen Wirtschaft, steigerten ausländische Anleger ihre Investitionen in Japan um satte 45 % im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (CBRE). Im ersten Quartal 2023 stieg das Volumen ausländischer Käufer sogar um 100 % im Jahresvergleich.

Investoren aus Singapur, den USA und Kanada, aber auch aus Europa, setzten auf Logistikzentren, die vom E-Commerce-Boom profitieren, sowie auf Büroimmobilien, die in Japan nicht von der Homeoffice-Krise betroffen sind, und auf Hotels, die aufgrund hoher Belegungsraten als sicher galten.

Doch die Begeisterung kühlte schnell ab. Diese Woche berichtete die japanische Zeitung Nikkei Asia von einem Rückgang der Investitionen und einem Anstieg der Verkäufe durch ausländische Eigentümer im zweiten Halbjahr 2023, die auf das Niveau von 2018 zurückfielen.

Als Gründe für den Rückzug werden eine mögliche Zinserhöhung in Japan (42 % der ausländischen Investoren rechnen laut CBRE damit), eine hohe Marktliquidität, die schnelle Kapitalbewegungen begünstigt, und für europäische Investoren ein Arbitragephänomen genannt: Sie halten ihr Kapital für potenzielle Schnäppchen im eigenen, krisengeschüttelten Immobilienmarkt zurück. Auch ein Angebotsmangel und ein Rückgang im Bauwesen könnten zur Normalisierung des Sektors beitragen.

Aktienkurse japanischer Immobiliengiganten:
Mitsubishi Estate, Mitsui Fudosan, Daiwa House Industry, Nippon Building Fund, Japan real Estate Investment Corp.

Leichte Erholung im Vereinigten Königreich?

Ganz anders stellt sich die Lage im Vereinigten Königreich dar. Dort kämpft der Immobiliensektor mit wirtschaftlichem Abschwung, hoher Inflation, langfristig hohen Zinsen sowie sinkenden Hauspreisen und -verkäufen. Seit 2022 ist eine stetige Verlangsamung zu beobachten.

Ein Indiz dafür ist die Übernahme des Entwicklers Redrow (Wert: 2 Milliarden Pfund) durch Barratt Developments (Wert: 4,5 Milliarden Pfund), den größten Entwickler des Landes, für 2,5 Milliarden Pfund. Die Fusion zu Barratt Redrow soll das Unternehmen stärken, um den widrigen Bedingungen zu trotzen. Barratt Developments hatte im letzten Jahr einen Produktionsrückgang von 28 % im zweiten Halbjahr verzeichnet und Personal abgebaut.

Vergleichsdiagramm der Aktienkurse von Barratt Developments und Redrow

Trotzdem gibt es Anzeichen für eine Erholung: Die Hauspreise im Vereinigten Königreich stiegen im Januar zum vierten Mal in Folge – um 1,3 % gegenüber Dezember und um 2,5 % gegenüber Januar 2022 – und erreichten damit den höchsten Stand seit Oktober 2022 (Halifax).

Diese Besserung könnte auf nachlassenden Inflationsdruck, einen robusten Arbeitsmarkt und sinkende reale Hypothekenzinsen zurückzuführen sein – zum ersten Mal seit 2021 (BoE). Auch die chronisch anhaltende Wohnungsnot, verschärft durch strenge Baubestimmungen und politische Versäumnisse, dürfte den Aufwärtstrend mittelfristig stützen.