Grün, grün und nochmals grün. So lässt sich die vergangene Woche an der Wall Street zusammenfassen. Die ganz Genauen mögen einwenden, dass der Dow Jones zur Wochenmitte etwas nachgegeben hat. Einverstanden.
Doch der Nasdaq 100 beendete die Woche mit einem Rekord: Am Tag der sogenannten „Dreifachen Hexen“ erzielt der Index den höchsten Zugewinn zwischen zwei monatlichen Verfallsterminen seit Beginn des 21. Jahrhunderts – ein Plus von 17,4 %. Dabei handelt es sich nicht um die klassische Monatsperformance, sondern um den Zeitraum zwischen zwei Terminen, an denen zahlreiche Derivate auslaufen – jeweils der dritte Freitag eines Monats.
Der bisherige Rekord stammte aus dem April 2020 mit einem Plus von 16,4 %, mitten in der Corona-Pandemie. Damals hatten sich die Aktienmärkte nach dem pandemiebedingten Einbruch im März stark erholt, unterstützt durch massive geld- und fiskalpolitische Maßnahmen von Zentralbanken und Regierungen.
Alles ist besser…
Wie weit entfernt erscheint nun der 8. April – der Tag des Jahrestiefs beim Nasdaq 100 bei etwas über 17.000 Punkten, als sich die Märkte auf die Einführung wechselseitiger Zölle vorbereiteten. Damals schien die Trump-Administration bereit, das gesamte System infrage zu stellen – selbst auf Kosten eines Börsencrashs.
Letztlich war es ein anderer Markt, der Donald Trump zur Umkehr zwang: der Anleihemarkt. Die sprunghaft steigenden Renditen der Treasuries, gepaart mit dem Druck großer Wirtschaftslenker, führten am 9. April zur Ankündigung einer 90-tägigen Pause bei den Zollmaßnahmen durch den Präsidenten.
An diesem Tag explodierten die Aktienkurse – und der Aufschwung setzte sich seither fort. Die Lage an der Handelsfront entspannte sich, der Druck auf Jerome Powell – Mitte April noch mit Entlassung bedroht – ließ nach. Gleichzeitig lieferten die Unternehmenszahlen für das erste Quartal weitgehend beruhigende Signale für die Anleger.
…aber wie lange noch?
Trotz dieser positiven Impulse wirkt das Ausmaß der Erholung beinahe übertrieben. Sämtliche Verluste seit dem 2. April – dem Tag der Zollankündigung – sind mittlerweile ausgebügelt. Die US-Indizes liegen sogar wieder im Plus für das laufende Jahr 2025.
Fast könnte man meinen, die US-Handelspolitik habe keinerlei Schaden angerichtet. Doch das wäre eine Illusion: Das Vertrauen von Haushalten und Unternehmen ist angeschlagen, Lieferketten sind beeinträchtigt, und die Zölle sind nach wie vor auf dem höchsten Stand seit einem Jahrhundert. Laut Berechnungen der Universität Yale liegt der effektive US-Zollsatz aktuell bei 17,8 %, verglichen mit 2,4 % vor Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus.
Kaum vorstellbar, dass dies ohne Auswirkungen auf das Wachstum und die Unternehmensgewinne bleibt.
Abseits der Fundamentaldaten könnte die Stärke der Rallye auch einfach Ausdruck eines zuvor extrem pessimistischen Sentiments sein – wie etwa die jüngste Umfrage der AAII (American Association of Individual Investors) zeigt – kombiniert mit einer Reihe positiver Nachrichten in den vergangenen Wochen.
Unterm Strich ergibt sich folgendes Bild: Nach einer fast 20-prozentigen Korrektur Mitte April befindet sich der Nasdaq 100 nun wieder im Bullenmarkt – und das innerhalb von nur anderthalb Monaten. Doch letztlich bleibt vieles abhängig von den Entscheidungen eines Mannes: Donald Trump. Deshalb schließen wir mit einem Zitat von ihm, das er beim Festakt zu seinen 100 Tagen im Amt äußerte: „Wir fangen gerade erst an. Sie haben noch nichts gesehen.“