PEKING (dpa-AFX) - Die Krise rund um den schwer angeschlagenen chinesischen Immobilienkonzern Evergrande flaut nicht ab. Das Unternehmen ließ die Frist für weitere Zinszahlungen für in US-Dollar gehandelte Offshore-Anleihen verstreichen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf einige Anleihegläubiger berichtet. Evergrande ist nicht der einzige Konzern, der unter hohen Schulden ächzt, mit Verbindlichkeiten von umgerechnet mehr als 300 Milliarden Dollar aber das größte vom Kollaps bedrohte chinesische Immobilienunternehmen. So kündigte nun die Sinic Holdings aus Shanghai an, einen am 18. Oktober fälligen Anleihekupon voraussichtlich nicht zahlen zu können.

Bereits im September hatte Evergrande Zinszahlungen für in US-Dollar gehandelte Anleihen nicht geleistet. Ob das innerhalb der geltenden Nachfrist von 30 Tagen noch geschehen wird, ist ungewiss. So legte Evergrande-Chef Xu Jiayin zuletzt den Fokus auf die Bedienung von Anleihen im chinesischen Heimatmarkt. Dort liehen viele Kleinsparer dem Konzern über die Jahre Geld. Sollte dieses nicht zurückgezahlt werden können, befürchten die Behörden des Landes Unruhen. So betonte Jiayin jüngst denn auch, dass es oberste Priorität habe, Kunden von Vermögensanlageprodukten auszuzahlen. Auch müsse alles dafür getan werden, den Bau von nicht fertiggestellten Wohnungen wieder aufzunehmen und die Interessen der Eigentümer zu schützen.

Investoren befürchten schon eine Weile einen Kollaps chinesischer Immobilienunternehmen, die viele Jahre auf Pump gewachsen sind. Dabei geht auch die Sorge vor einer möglichen Ansteckung anderer Wirtschaftsbereiche um. Die Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, versuchte derweil unlängst die Ängste zu mildern. "Im Moment sehen wir das auf China konzentriert", hatte sie im September in einem Interview mit dem US-TV-Sender CNBC gesagt. Und auch die japanische Zentralbank bewertete die Finanzprobleme von Evergrande zuletzt nicht als systemisches Risiko für die Weltwirtschaft./mis/jpt/men/stk