Von Andreas Kißler

MÜNCHEN/BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Industrie ist von den Russland-Sanktionen laut einer Umfrage des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung besonders betroffen. "Maschinen- und Autobauer, Chemie und Elektro sowie die Logistik sind am häufigsten beeinträchtigt", erklärten die Autorinnen der im September 2020 bei 862 Unternehmen erfolgten Erhebung, Jasmin Gröschl und Feodora Teti. Insgesamt seien ostdeutsche Unternehmen stärker betroffen als westdeutsche. Die Sanktionen führten zu einem höheren bürokratischen Aufwand, der die Geschäfte mit Russland behindere.

Etwa die Hälfte aller befragten Unternehmen schätzen demnach, dass sie von einer Aufhebung der EU-Sanktionen profitieren könnten. Bei der Pipeline Nord Stream 2 seien die Manager einer Teilgruppe von 196 Befragten gespaltener Ansicht: Eine knappe Mehrheit spreche sich gegen einen Baustopp aus. "Russland ist einseitig von der EU als Zulieferer und als Abnehmer abhängig, während Russland für die EU eine untergeordnete Rolle als Handelspartner spielt", betonte Gröschl. Russland importiere aus der EU hauptsächlich Industriewaren, aber exportiere fast ausschließlich Rohstoffe wie Gas und Öl.

Belastungen im Russland-Geschäft entstünden durch zusätzliche Kontrollen, Handelsverbote und unzureichende Finanzierungsmöglichkeiten. Auch Währungsschwankungen, Russlands Streben, Einfuhrgüter zu ersetzen, erhöhte Standards, politische und wirtschaftliche Unsicherheit, Vertrauens- und Reputationsverlust, Regeln für örtliche Zulieferer und erhöhter Wettbewerb aus Drittländern bereiteten den deutschen Unternehmen nach eigener Aussage im Zusammenhang mit ihrem Russlandgeschäft deutliche Probleme.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

DJG/ank/mgo

(END) Dow Jones Newswires

January 21, 2021 04:43 ET (09:43 GMT)