Von Andreas Kißler

MÜNCHEN/BERLIN (Dow Jones)--Bei vielen Schlüsseltechnologien wie Batterietechnik, Robotik und Erneuerbaren Energien ist Deutschland laut einer Studie von importierten Rohstoffen abhängig, oftmals von einzelnen Lieferländern wie China. "Dringender Handlungsbedarf für krisensichere Lieferketten besteht bei neun kritischen Mineralien, das sind Kobalt, Bor, Silizium, Graphit, Magnesium, Lithium, Niob, Seltene Erden und Titan. Hier sind mehr Bezugsquellen nötig, um die Lieferketten widerstandsfähiger zu machen", fasste Ifo-Außenwirtschaftsexpertin Lisandra Flach das Ergebnis einer Studie des Instituts im Auftrag der IHK für München und Oberbayern zusammen.

Lieferkettenstörungen sind laut der Studie, die gemeinsam mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) veröffentlicht wurde, bei den genannten Rohstoffen besonders problematisch, da alternative Quellen nur langfristig erschlossen werden könnten. Dies sei eine Lektion der jüngsten Versorgungsnotlagen im Zuge der Coronavirus-Pandemie und geopolitischer Krisen wie des Ukraine-Kriegs. Bei sieben der neun Rohstoffe sei China einer der größten Anbieter am Weltmarkt, teilweise in marktdominierender Position. Dies spreche für eine schnelle Verstärkung bereits bestehender Handelsbeziehungen zu anderen Ländern, darunter Thailand und Vietnam für die Seltenen Erden, aber auch Argentinien, Brasilien, USA und Australien für andere kritische Rohstoffe.

"Die Unternehmen müssen sich noch stärker als bislang um vielfältige und belastbare Lieferketten für kritische Rohstoffe kümmern", verlangte der Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, Manfred Gößl. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier erklärte, die Erschließung und Verarbeitung von Rohstoffen innerhalb der EU müsse verstärkt ausgebaut werden. Zusätzlich müsse die EU rasch mit Handels- und Investitionsabkommen den Unternehmen dabei helfen, weltweit neue und nachhaltige Rohstoffquellen zu erschließen. "Gerade die Abkommen mit Mercosur, aber auch Indonesien und Indien, sind hierfür relevant und sollten rasch abgeschlossen und ratifiziert werden."

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June 30, 2022 02:50 ET (06:50 GMT)