Das Barometer für die Exporterwartungen fiel auf 1,8 Punkte von 6,5 Zählern im April, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit November 2022. "Die weltweiten Zinserhöhungen schlagen langsam auf die Nachfrage durch", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Der deutschen Exportwirtschaft fehlt die Dynamik."

Besonders in der Autobranche haben die Exportpläne einen kräftigen Dämpfer bekommen: Nachdem zuletzt merkliche Zuwächse erwartet worden waren, rechnen die Unternehmen nun mit einem Rückgang bei den Ausfuhren. Auch in der Metallbranche und bei Textilien gehen die Hersteller von sinkenden Auslandsumsätzen aus. In der Chemischen Industrie und bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen halten sich die positiven und negativen Aussichten gegenwärtig in etwa die Waage. "Die Hersteller von Geräten zur Datenverarbeitung sowie die Bekleidungsfabrikanten blicken hingegen optimistisch auf die Entwicklung ihres Auslandsgeschäfts", so das Ifo-Institut.

Die Zentralbanken vieler Industrieländer haben im Kampf gegen die hohe Inflation ihre Leitzinsen deutlich nach oben geschraubt. Das macht Kredite für Investitionen - beispielsweise in Fahrzeuge und Maschinen - deutlich teurer. Das wiederum bremst die Konjunktur in vielen wichtigen Abnehmerländern wie den USA, was die deutschen Exporteure mehr und mehr zu spüren bekommen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet in diesem Jahr nur mit einem globalen Wachstum von 2,8 Prozent. Dies sei nicht genug, zumal die Aussichten für die nächsten Jahre auch nicht viel besser seien, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa kürzlich. Nun müsse es aber darum gehen, die Phase mit vergleichsweise niedrigen Wachstumsraten bei gleichzeitig hartnäckig hoher Inflation zu überwinden.

(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)