Von Andreas Kißler

HALLE/BERLIN (Dow Jones)--Die Anzahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften hat im Juli nach Berechnungen des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) einen historischen Tiefststand erreicht, und die Frühindikatoren des IWH lassen auch im August keinen spürbaren Anstieg der Insolvenzzahlen erwarten. Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften betrug laut IWH-Insolvenztrend im Juli 639. Damit lagen die Insolvenzen im Juli 10 Prozent unter den Zahlen vom Juni und mehr als 25 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.

Der bisherige Tiefstwert von 654 Insolvenzen war laut IWH im November 2020 erreicht worden. Die Analyse des Instituts zeige, dass in den größten 10 Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Juli gemeldet wurde, insgesamt mehr Menschen beschäftigt waren als in den größten Insolvenzunternehmen der Vormonate. So lag die Zahl der betroffenen Jobs im Juli demnach bei knapp 7.300, während sie in den Monaten Mai und Juni jeweils Tiefstände von etwa 4.000 Personen erreicht hatten. Allerdings liege die Zahl der betroffenen Jobs im Juli trotz des Anstiegs noch 70 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.

"Die anhaltend niedrigen Insolvenzzahlen spiegeln auch den lange erhofften wirtschaftlichen Aufschwung wider", erklärte Steffen Müller, der am IWH die Abteilung Strukturwandel und Produktivität und die dort angesiedelte Insolvenzforschung leitet. Selbstverständlich spielten staatliche Hilfsprogramme sowie die Zurückhaltung mancher Gläubiger nach wie vor eine große Rolle. Im historischen Vergleich seien diese Zahlen dennoch extrem niedrig. So meldeten vor knapp 20 Jahren im Mittel 2.000 Personen- und Kapitalgesellschaften pro Monat Insolvenz an, erklärte Müller, und vor fünf Jahren waren es immerhin noch mehr als 1.000 pro Monat.

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August 05, 2021 04:20 ET (08:20 GMT)